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Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)

Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)

Titel: Das Reich der Finsternis - Verdammt: Band 2 (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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Der Vertrag kann überall sein. Es kann eine Ewigkeit dauern, bis wir das Schloss vom Keller bis zum letzten Dachboden durchsucht haben.«
    Diese Vorstellung musste Finola erst einmal verdauen. Das hörte sich nach einer verdammt langen und vor allem langweiligen Arbeit an. Brock musste fast lachen, als er sah, wie sich bei dieser Vorstellung das Entsetzen auf ihrer Miene abzeichnete.
    »Es muss doch einen einfacheren Weg geben, den Vertrag zu finden«, rief sie. »Das Schloss muss doch Hauskobolde haben, die über alles Bescheid wissen.«
    »Ja, das ist meine zweite Befürchtung«, erwiderte Brock. »Meinst du etwa, die werden uns helfen, ihre Herrschaft zu bestehlen?«
    »Wenn es solche Wichte sind wie du, bestimmt nicht«, gab Finola patzig zurück. »Aber das glaube ich nicht. Warum sollte dieser Amerikaner einen Hauswichtel haben?«
    »Er ist Ire und stammt aus Wexford, das habe ich dir schon öfters gesagt.«
    »Ja, aber er war viele Jahre in Amerika, um dort Unmengen von Geld anzuhäufen, um dann Ashford Castle zu kaufen«, beharrte Finola. »Kein vernünftiger Kobold und nicht einmal ein Wicht wie du würden seinem Herrn bis über den Ozean nach Amerika folgen! Also, kann er keinen Wichtel haben«, schloss sie triumphierend. »Und wir echten irischen Kobolde sind nur an unser Haus gebunden. Wenn wir in Ashford Castle welche antreffen, was ich vermute, dann haben die sicher schon unter Lord und Lady Ardilaun im Schloss gehaust.«
    »Hm.«
    »Ich weiß, wen du meinst. Ich bin mir nicht so sicher, ob wir nicht doch mit Widerstand rechnen müssen.«
    »Ich sage dir, es wird ihnen völlig gleichgültig sein, wenn wir ein paar Blätter Papier aus dem Schloss mitnehmen. Was kümmert ein Kobold, der unter Generationen in Schloss Ashford gedient hat ein John A. Mulcahy und sein amerikanisches Geld?«
    Brock erwiderte nichts. Sie würden bald sehen, ob Finola mit ihrem Optimismus oder er mit seinen Befürchtungen recht behielten.
    Die beiden Kobolde erreichten das Ende des Ganges und stiegen eine Treppe hinauf, die sie durch eine geheime Pforte in die Klosterruine am Rande des kleinen Ortes Cong brachte. Zwischen Mauern aus grauem Stein, Grabsteinen und mächtigen keltischen Grabkreuzen huschten sie durchs hohe Gras und schlüpften dann durch das Gittertor nach draußen. Der steinerne Kopf des Stifters des Klosters schien ihnen vom Portalbogen aus nachzusehen. Die beiden Kobolde querten den Fluss Cong beim alten Fischerhaus, das noch immer auf einem Felsen mitten im Fluss aus den Fluten ragte. Dort hatten einst die Mönche durch ein Loch im Boden auch bei schlechtem Wetter gut geschützt ihre Angeln auswerfen können.
    Die beiden Kobolde folgten einem Waldpfad am Ufer entlang vorbei an der Wiese, auf der die wohlhabenden Gäste des Schlosshotels sich im Tontaubenschießen üben konnten. Finola schüttelte den Kopf.
    »Ich werde die Menschen niemals verstehen.«
    »Na wenigstens schießen sie hier nicht auf echte Tauben«, meinte Brock, als sie wieder in den Wald eintauchten. Als sie die Bäume hinter sich zurückließen, dehnte sich vor ihnen eine weite Rasenfläche aus, in deren Mitte der Hubschrauber stand, der die wichtigen Gäste direkt vom Flughafen nach Ashford brachte. Die beiden Kobolde betrachteten das Metall- und Glasungetüm, ehe sie den Blick weiterwandern ließen, bis er das Schloss erfasste: Ashford Castle.
    Sie ließen den Rasen hinter sich und betraten die Auffahrt. Für einige Momente blieben sie reglos stehen und betrachteten die gewaltige Ansammlung grauer Mauern und zinnengekrönter Türme der verschiedenen Flügel, die sich zu einer endlos scheinenden Kette nach beiden Seiten ausdehnten. Die Mauern aus grobem grauem Stein wurden von Fenstern durchbrochen, die den Stil verschiedener Epochen widerspiegelten, je nachdem, welcher Schlossherr zu welcher Zeit einen weiteren Anbau hinzugefügt hatte.
    Brock räusperte sich. »Komm weiter. Nehmen wir die Sache in Angriff.«
    Finola schien wie aus einem Traum zu erwachen. Sie schüttelte ihre Lockenpracht und zog eine Grimasse. »Ja, ran an den Feind!«
    Sie schlüpften unbemerkt an dem Pförtner in seiner prächtigen Uniform vorbei, der hier anscheinend Tag und Nacht Wache hielt. Staunend betraten sie die riesige Eingangshalle. Ihre Füße versanken geradezu in den dicken Teppichen. Die holzgetäfelten Wände und die prächtigen Möbel verschiedener Epochen strahlten etwas Ehrwürdiges aus. In Ölfarben gebannte Menschen, die sie nicht kannten, schienen
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