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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe
Autoren: Nina Rowan
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um sie. Als Alexander näher kam, bemühte sie sich um einen gleichmütigen Gesichtsausdruck, doch in ihrem Inneren tobte das blanke Chaos.
    »Lydia.« Alexander blieb keuchend stehen. Ein Augenblick verstrich, während er den Blick kurz über die anderen Männer schweifen ließ. Dann versuchte er, seine Fassung wiederzugewinnen, was ihn sichtlich Mühe kostete. Er holte tief Luft, atmete langsam aus und fuhr sich mit der Hand durch das wirre Haar. »Gentlemen. Lord Perry, Dr. Sigley, ich danke Ihnen allen von ganzem Herzen, dass Sie sich so für mich eingesetzt haben.«
    »Wir haben gerne geholfen, Mylord. Dennoch sollten Sie wissen, dass uns vor allem daran lag, Miss Kellaway zu unterstützen.«
    »Umso besser, Dr. Sigley.« Alexander straffte sich und blickte zu Lydia. Schon dieser geringe Anlass genügte, und ihr Herz begann wieder hektisch zu flattern, hartnäckig und drängend.
    »Ich … könnte ich bitte einen Moment mit Ihnen allein sprechen, Miss Kellaway?«
    Aufregung erfasste Lydias Kollegen. Mindestens zwei von ihnen warfen sich drohend in die Brust.
    »Lydia.« Er sprach ihren Namen aus wie eine Beschwörungsformel. »Bitte.«
    Ihre Abwehr bekam erste Risse. Dennoch versuchte sie, den Mut aufzubringen, ihm zu widerstehen, ihrem eigenen überwältigenden Wunsch zu trotzen, sich zu ergeben.
    »Ich wüsste nicht den geringsten Grund, warum ich mit Ihnen unter vier Augen sprechen sollte, Lord Northwood«, erwiderte sie. Der eisige Ton in ihrer Stimme überraschte sie selbst. Er hätte selbst einen Pinguin vor Kälte erschauern lassen. »Sie haben der versammelten Zuhörerschaft unmissverständlich klar gemacht, dass Sie keinerlei Wunsch mehr hegen, weiterhin für die Society zu arbeiten oder dafür, Ihren guten Namen wiederherzustellen. Ein Wunsch, dessen Erfüllung wir alle hier« – sie deutete in die Runde – »befördern wollten, indem wir viele Stunden lang gearbeitet haben. Lord Perry hat sogar eine Vorlesung abgesagt, um sich mit uns in Dr. Sigleys Büro zu treffen und unsere Beweisführung auszuarbeiten.«
    Lord Perry, der direkt neben ihr stand, machte ein zustimmendes Geräusch und musterte Alexander mit zusammengekniffenen Augen.
    »Ich –«, begann Alexander.
    »
Darüber hinaus
«, fuhr Lydia ungerührt fort und hielt ihre Tasche vor sich wie einen Schutzschild, »besteht in Anbetracht Ihrer Pläne, nach Russland zurückzukehren, für uns keinerlei Anlass mehr –«
    »Lydia, um Himmels willen, halt den Mund«, schnappte Alexander. »Ich habe keineswegs gesagt, dass ich
allein
nach Russland zurückgehen will.«
    »Nicht?«
    »Nein.« Er holte noch einmal tief Luft. »Ich will, dass du mit mir kommst. Und Jane auch.«
    Lydia sog hörbar die Luft ein. Dann machte sie einen Schritt rückwärts, als wolle sie der verzweifelten Hoffnung ausweichen, die in Alexanders Worten mitschwang, in ihr Blut einsickerte und sie bis ins Innerste ihres Herzens erwärmte. Die Mathematiker begannen aufgeregt zu tuscheln. Sie machte einen weiteren Schritt zurück und stieß mit Dr. Grant zusammen.
    Alexander ließ sie nicht aus den Augen. Lydia presste eine Hand auf die Brust, auf ihr rasendes Herz, dessen Pochen sich bis in den Arm fortsetzte, und drehte sich zu ihren Kollegen um.
    »Äh … Gentlemen, bitte entschuldigen Sie mich einen Moment. Alexander?«
    Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, während sie ihm voraus zu einer ruhigen Stelle neben der Treppe ging. Dort angekommen schloss sie die Augen, atmete tief durch und verbannte mit aller Willenskraft die Bilder aus ihrem Kopf, die seine Worte heraufbeschworen hatten, das Versprechen, das sie in sich trugen. Dann drehte sie sich zu ihm um und bedachte ihn mit einem rebellischen Blick, wobei sie ihn hart auf den Arm schlug.
    »Wovon redest du da, du törichter Kerl?«
    Alexander rieb sich den Arm. Zwischen all der Verzweiflung in seinen Augen blitzte Amüsement auf. »Ich rede von unserer Zukunft. Ich will, dass du und Jane mit mir nach Sankt Petersburg kommen.«
    »Bist du wahnsinnig?«
Warum wollte ihr Herz sich nicht beruhigen bei diesen Worten, angesichts der Erwartung in seinen wunderschönen Augen?
Warum schoss plötzlich Hoffnung durch sie hindurch wie gleißendes Licht?
»Ich kann nicht mit dir in Russland leben.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil ich dich nicht heiraten kann, Alexander!« Das laute Aussprechen dieser Worte stutzte die aufkeimenden Gefühle zurecht, die ihre Entschlossenheit zu erschüttern drohten. Jetzt hatte sie wieder einen
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