Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
musste es ein anderer tun. Was nützte es, die Große Fäule zu bewachen, wenn die Welt hinter ihr tatsächlich zerfiel?
    Ethenielle schaute zu dem schlanken Mann, der an ihrer anderen Seite ritt. Weiße Streifen an seinen Schläfen verliehen ihm ein würdiges Aussehen. Das in einer verzierten Scheide steckende Schwert von Kirukan ruhte in seiner Armbeuge. Es wurde zumindest das Schwert von Kirukan genannt. Die sagenhafte Kriegerkönigin von Aramaelle hatte es angeblich getragen. Die Klinge war uralt, und einige behaupteten, sie sei mit Macht gestaltet worden. Das beidhändige Heft zeigte auf sie, wie es die Tradition erforderte, obwohl sie kein Schwert wie ein hitzköpfiger Saldaeaner führen würde. Eine Königin sollte nachdenken, anführen und befehlen, was sie jedoch nicht bewerkstelligen konnte, wenn sie zu tun versuchte, was jeder Soldat in ihrem Heer besser konnte. »Und Ihr, Schwertträger?«, fragte sie. »Habt Ihr zu dieser späten Stunde noch irgendwelche Bedenken?«
    Lord Baldhere wandte sich auf seinem goldverzierten Sattel um und schaute zu den nachfolgenden Reitern mit den Bannern zurück, die in bearbeitetem Leder und besticktem Samt aufbewahrt wurden. »Ich verberge nicht gern, wer ich bin, Majestät«, sagte er missmutig und wandte sich wieder um. »Die Welt wird uns nur allzu bald kennenlernen und erfahren, was wir getan haben. Oder was wir zu tun versucht haben. Wir werden sterben oder in die Geschichte eingehen oder beides, sodass sie ebenso gut wissen können, welche Namen sie vermerken müssen.« Baldhere besaß eine scharfe Zunge, und er kümmerte sich lieber um Musik und seine Kleidung als um alles andere – dieser gut geschnittene blaue Mantel war bereits der dritte, den er heute trug –, aber wie auch bei Serailla trog die Erscheinung. Die Verantwortung, die auf dem Schwertträger des Wolkenthrons lastete, wog weitaus schwerer als das Schwert in seiner edelsteinbesetzten Scheide. Seit dem Tod von Ethenielles Ehemann vor gut zwanzig Jahren hatte Baldhere die Truppen Kandors an ihrer Stelle im Felde befehligt, und die meisten ihrer Soldaten wären ihm sogar nach Shayol Ghul gefolgt. Er zählte nicht zu den größten Befehlshabern, aber er wusste, wann es zu kämpfen galt und wie er einen Sieg erringen konnte.
    »Der Treffpunkt muss unmittelbar vor uns liegen«, sagte Serailla unvermittelt, gerade als Ethenielle auf dem Gipfel des vor ihnen liegenden Passes den Kundschafter sein Pferd verhalten sah, den Baldhere vorausgeschickt hatte, ein durchtriebener Bursche namens Lomas, der einen Helmschmuck mit einem Fuchskopf trug. Seinen langen Speer schräg geneigt, vollführte er mit dem Arm die Geste, die ›Treffpunkt in Sicht‹ bedeutete.
    Baldhere wandte seinen stämmigen Wallach um, befahl der Eskorte mit donnernder Stimme anzuhalten – er konnte brüllen, wenn er wollte – und gab dem Kastanienbraunen dann die Sporen, um Ethenielle und Serailla wieder einzuholen. Es stand ein Treffen langjähriger Verbündeter bevor, aber als sie an Lomas vorüberritten, gab Baldhere dem Mann mit dem hageren Gesicht den knappen Befehl »zu wachen und Bescheid zu geben«. Falls etwas misslänge, würde Lomas der Eskorte ein Zeichen geben, vorzurücken und die Königin in Sicherheit zu bringen.
    Ethenielle seufzte, als Serailla bei dem Befehl zustimmend nickte. Langjährige Verbündete, und doch schürte die Zeit das Misstrauen. Ihr Vorhaben beunruhigte sie. Zu viele Regenten des Südens waren im letzten Jahr gestorben oder verschwunden, als dass sie sich beim Tragen der Krone noch wohlgefühlt hätte. Zu viele Länder waren so gründlich vernichtet worden, wie es nur ein Heer Trollocs bewerkstelligen konnte. Wer auch immer er war – dieser al’Thor hatte viele Fragen zu beantworten. Sehr viele.
    Hinter Lomas weitete sich der Pass zu einem ebenen Kessel, der fast zu klein war, um als Tal bezeichnet zu werden, und in dem die Bäume zu weit auseinanderstanden, um als Wald zu gelten. Lederblattbäume, Blautannen und Kiefern sowie einige wenige Eichen zeigten noch ein wenig Grün, aber die übrigen Bäume trugen braunes Laub oder wiesen nur noch kahle Zweige auf. Im Süden lag jedoch das, was diesen Ort zu einem guten Treffpunkt machte. Eine Turmspitze, schlank wie eine schimmernde, golden durchbrochene Säule, lag schräg geneigt und halbwegs verborgen an einem Hang, und die Spitze ragte gut siebzig Schritt über den Bäumen auf. Jedermann in den Schwarzen Hügeln wusste davon, aber das nächste Dorf war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher