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Das Peter-Prinzip

Das Peter-Prinzip

Titel: Das Peter-Prinzip
Autoren: Laurence J. Peter , Raymond Hull
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den meisten Hierarchien Super-Kompetenz anstößiger ist als Inkompetenz.
    Wie wir gesehen haben, ist gewöhnliche Inkompetenz noch
    lange kein Entlassungsgrund. Sie ist lediglich eine Schranke für
    den weiteren Aufstieg. Super‐Kompetenz dagegen führt häufig
    zur Entlassung, weil sie die Hierarchie gefährdet. Sie verletzt 44

    dadurch das oberste Gebot des hierarchischen Lebens: Die Hierarchie muss erhalten bleiben.
    Sie werden sich daran erinnern, dass ich im zweiten Kapitel
    drei Klassen von Mitarbeitern erwähnte: unfähige, mäßig
    befähigte und befähigte. Aus Gründen der Vereinfachung
    kappte ich dabei die beiden Extreme der Verteilungskurve und
    überging zwei weitere Gruppen. Hier nun ist die vollständige Kurve.

    Die Beschäftigten in den beiden äußersten Gruppen — die
    sehr fähigen und die völlig unfähigen — sind gleichermaßen Kandidaten für einen Rausschmiss. Sie werden im Allgemeinen
    schon kurz nach ihrer Einstellung wieder gefeuert, und zwar aus dem gleichen Grund: Beide gefährden sie den Bestand der
    Hierarchie. Dieses Abstoßen der Extreme nennt man den
    hierarchischen Ausschluss.

Einige abschreckende Beispiele
    Ich habe bereits das Schicksal einiger super‐kompetenten
    Mitarbeiter beschrieben. Es folgen nun einige für Super‐Inkom‐
    petenz.
    Miss P. Saucier wurde in der Haushaltswarenabteilung des
    Lomark‐Kaufhauses als Verkäuferin angestellt. Sie verkaufte
    von Anfang an weniger als der Durchschnitt der Angestellten.
    Das allein wäre noch kein Entlassungsgrund gewesen, da auch
    viele andere Verkäufer unter dem Durchschnitt lagen. Aber
    Miss Saucier hielt einen erschreckenden Rekord an Fehl‐
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    leistungen: Sie zwängte falsche Schlüssel in Registrierkassen, nahm Kreditkarten der Konkurrenz entgegen und legte, noch
    schlimmer, das Kohlepapier falsch herum zwischen die Auf‐
    tragsformulare. So brachte sie es fertig, dem Kunden nicht nur
    die Auftragskopie, sondern auch das Original mitzugeben, sodass dieser das Kaufhaus mit beiden Ausfertigungen verließ
    (eine auf der Vorderseite und eine in Spiegelschrift auf der Rückseite), während sie selber ohne jede Unterlage zurückblieb.
    Zu allem Überfluss war sie auch noch unverschämt zu ihren Vorgesetzten. Nach einem Monat wurde sie wieder entlassen.
    W Kirk, ein protestantischer Priester, hatte sehr eigene Ansichten über das Wesen Gottes, die Wirksamkeit der Sakra‐
    mente, das zweite Erscheinen Christi und das Leben nach dem
    Tode — Ansichten, die zu den offiziellen Lehren seiner Kirche
    in scharfem Widerspruch standen. Kirk war deshalb inkompe‐
    tent, seinen Gemeindemitgliedern die geistliche Fürsorge ange‐
    deihen zu lassen, die sie erwarteten. Er wurde selbstverständlich nicht befördert, behielt aber dennoch mehrere Jahre lang seine Anstellung. Dann schrieb er ein Buch, in dem er die Schwerfälligkeit der kirchlichen Hierarchie scharf kritisierte und eine plausible Begründung dafür gab, dass alle Kirchen Steuern zahlen sollten. Er verlangte, dass sich die Geistlichkeit
    auch so ernster sozialer Probleme wie Homosexualität, Drogen‐
    missbrauch, Rassenhass und ähnlicher Fragen annehmen
    sollte ... Damit hatte er es geschafft, die Grenze zwischen Inkompetenz und Super‐Inkompetenz mit einem großen
    Sprung zu überschreiten, und wurde prompt entlassen.
    Der aus der Hierarchie ausgestoßene Super‐Inkompetente
    weist zwei charakteristische Merkmale auf:
    1. Er hat keine produktive Leistung aufzuweisen (output).
    2. Er tut nichts für den inneren Zusammenhalt der Hierar‐
    chie (input).

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    Kann ein hierarchischer Ausschluss für Sie von Nutzen sein?
    Wir sehen also, dass Super‐Kompetenz und Super‐Inkompe‐
    tenz für die typische Hierarchie gleichermaßen unannehmbar
    sind.
    Wir stellen gleichzeitig fest, dass von der Hierarchie Aus-geschlossene, ebenso wie alle anderen Beschäftigten, dem Peter‐
    Prinzip unterworfen sind.
    Sie unterscheiden sich von allen anderen Arbeitnehmern
    dadurch, dass sie die Einzigen sind, die unter den herrschenden
    Umständen für eine Entlassung infrage kommen.
    Möchten Sie lieber woanders arbeiten? Haben Sie Ihre ge‐
    genwärtige Stellung beim Militär, im Erziehungswesen oder
    Geschäftsleben aus freiem Entschluss gewählt, oder ist sie das Ergebnis eines legalen oder familiären Drucks? Nun — Sie können planmäßig und mit voller Absicht dafür sorgen, dass Sie entweder super‐kompetent oder super‐inkompetent werden.

    Scheinbare Abweichung
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