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Das Orakel der Seherin

Das Orakel der Seherin

Titel: Das Orakel der Seherin
Autoren: Christopher Pike
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es nicht ziemlich anmaßend von Ihnen, zu glauben, daß der Messias Ihren Schutz braucht?«
    Dr. Seter hat Schwierigkeiten, meinem Tempo zu folgen, doch er gibt sich alle Mühe. »Vielleicht sagt ja die Schrift ausdrücklich, daß er Schutz braucht.«
    »Tut sie das?«
    Dr. Seter zögert mit der Antwort. »Ja.«
    Es ist die Wahrheit – oder zumindest der Teil der Wahrheit, den er kennt.
    »Vater«, mischt sich James ein, »ist es wirklich richtig, mit einer Fremden, die wir gerade erst kennengelernt haben, über diese Dinge zu reden?«
    Dr. Seter zuckt mit den Schultern. »Immerhin ist klar, daß sie genausoviel über Suzama weiß wie wir.«
    »Aber das stimmt nicht«, entgegne ich. »Ich weiß andere Dinge über sie. Ich habe andere Quellen. Aber zurück zu Ihrem Kreis: Wie genau wollen Sie das Kind beschützen? Welchen Plan haben Sie?«
    »Sie werden verstehen, daß wir Ihnen den genauen Aufbau der Gruppe und ihre Pläne nicht mitteilen können«, erklärt Dr. Seter. »Nicht, solange die Regierung jede spirituelle Vereinigung genau beobachtet, immer auf der Suche nach einem neuen verrückten Kult. Lassen Sie uns versuchen, unser Gespräch sozusagen auf wissenschaftlichem Level zu halten. Ich würde gern Ihr Material sehen, Sie möchten meines einschauen. Sollten wir also nicht Ort und Zeit verabreden, um unsere Informationen auszutauschen?«
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich zuerst Ihre Schrift sehen möchte«, beharre ich. »Erst wenn ich von ihrer Authentizität überzeugt bin, werde ich Ihnen mein Material zeigen.«
    Dr. Seter bleibt mißtrauisch. »Warum sollen wir die Sachen nicht gleichzeitig austauschen?«
    Ich lächle freundlich. »Ich werde Ihr Material nicht beschädigen. Abgesehen davon bin ich fest davon überzeugt, daß ein Dutzend Ihrer gutgekleideten Freunde anwesend sein werden, wenn Sie mir Ihre Schrift zeigen.« Ich zögere kurz, bevor ich fortfahre: »Ich nehme an, daß Sie die Schrift dabeihaben.
    Warum zeigen Sie sie mir nicht gleich heute abend? Ich werde nicht lange brauchen, um hinsichtlich ihrer Echtheit zu einer Entscheidung zu kommen.«
    Dr. Seter und James tauschen einen langen Blick. »Was kann es schon schaden?« fragt der Doktor schließlich.
    James fällt der Entschluß schwerer, und er betrachtet mich weiterhin eindringlich. »Woher sollen wir wissen, daß Sie nicht für das FBI arbeiten?«
    Ich werfe den Kopf zurück und lache lauthals. »Welcher FBI-Agent kann wohl Hieroglyphen lesen?«
    »Aber Sie sind sehr interessiert daran, den Zweck und die Absicht unserer Gruppe zu erfahren«, meint James. »Und genau daran wäre das FBI mit Sicherheit auch interessiert.«
    Ich halte James’ Blick fest und setze einen kleinen Teil meiner Macht ein.
    »Ich bin nicht von der Regierung. Ich repräsentiere keine Gruppe, sondern nur mich selbst. Die Gründe für mein Interesse für Suzamas Hinterlassenschaft sind allesamt ehrenwert.« Ich halte inne und konzentriere mich jetzt auf den Blick des Vaters. »Lassen Sie mich die Schrift einsehen! Sie werden es nicht bereuen.«
    Dr. Seter berührt den Arm seines Sohnes und nickt. »Wir haben die Schrift nicht direkt dabei, aber sie ist nicht weit von hier. – Sie befindet sich in Palm Springs.«
    »Palm Springs«, wiederhole ich. Was für ein merkwürdiger Zufall. Man passiert Palm Springs auf dem Weg zum Joshua National Park, in dem Paula vermutlich ihr Kind empfangen hat. Ich hatte schon wiederholt vor, diesen Ort einmal aufzusuchen.
    »James kann Ihnen die Schrift morgen früh zeigen«, sagt Dr. Seter nach einem Blick auf seine Uhr. »Heute abend ist es schon zu spät.«
    Ich erhebe mich. »Ich bin ein Nachtmensch. Und ich möchte, daß Sie anwesend sind, Dr. Seter, wenn ich die Schrift untersuche. Lassen Sie uns jetzt gleich gehen, bitte!«
    Er ist erstaunt über meine Forschheit und starrt mich an. »Darf ich fragen, wie alt Sie sind, Alisa?«
    Ich lächle. »Sie sollten wissen, daß auch Suzama nicht sehr alt war, als sie an dieser Schrift arbeitete.«
    Dr. Seter schüttelt den Kopf. »Das wußte ich nicht. Wie alt war sie?«
    »Ich nehme zurück, was ich gesagt habe. Ich weiß nicht, wie alt sie war, als sie diese Dinge niederschrieb. Ich weiß nur, daß sie vor ihrem zwanzigsten Geburtstag gestorben ist.«
    Wie ich, füge ich in Gedanken hinzu.
    Schließlich sind Vampire für die meisten Menschen ohnehin wandelnde Tote.
    3.
    KAPITEL
    Bevor ich mich auf den Weg nach Palm Springs mache, hinterlasse ich Seymour eine Nachricht auf dem
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