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Das Netz weiß ALLES!

Das Netz weiß ALLES!

Titel: Das Netz weiß ALLES!
Autoren: Wolfgang Schuhmacher
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mit ihrer besten Freundin und ihre E-Mails geben darauf keinen Hinweis. Offensichtlich machen Sie Ihre Sache sehr geschickt!“
     
    Fast dankbar nickt Herr X. Nicht auszudenken, was wäre, wenn Marion von seinen sexuellen Eskapaden erfahren würde. Prüde und gottesfürchtig wie sie nun mal ist.
     
    Ihre Hobbies sind Bastelarbeiten, Segeln und Bergsteigen. Jedenfalls haben wir das den E-Books entnommen, die Sie bei Amazon heruntergeladen haben. Eine seltsame Kombination. Ist das richtig?“
     
    Herr X nickt bestätigend.
     
    „Wir haben uns die Datenbanken sämtlicher Vereine und Clubs in dieser Stadt vorgenommen. Sie sind nirgendwo Mitglied. Außer in Ihrem Sadomaso-Club natürlich. Aber der zählt nicht. Und ich kann Ihnen versichern, DIE nehmen den Datenschutz sehr ernst. War eine richtige kleine Herausforderung für unsere Experten, deren Codes zu knacken. Hat sich aber gelohnt.“
     
    Der Personalchef grinst süffisant. Herrn X aber ist speiübel.
     
    [Kontaktpersonen]
    „Kommen wir zu Ihrem sozialen Umfeld. Das ist für uns sehr wichtig, müssen wir doch wissen, wessen Einflüssen, Gesinnungen und Meinungen Sie ausgesetzt sind oder waren. Wir haben uns Ihre Familie, Ihre Eltern, Ihre Geschwister, die Geschwister Ihrer Frau, Ihre Freunde, ehemalige Arbeitskollegen, Freunde, Nachbarn, Bekanntschaften und sonstige Personen, die einen gewissen Einfluss auf Sie haben könnten, online zur Brust genommen.
     
    Fast schon erschreckend zu sehen, was Menschen auf sozialen Plattformen so alles von sich preisgeben. Freiwillig und ungezwungen. Für jedermann zugänglich. Und was man den elektronischen Postkarten genannt E-Mails so alles entnehmen kann. Fast schon langweilig für uns, mal etwas nicht knacken zu müssen und einfach abzugreifen.
     
    Es kamen zwar interessante Dinge zutage, für unsere Zwecke aber irrelevant. Sie aber sollten sich vielleicht den E-Mail-Verkehr Ihrer Frau mit Ihrem Pfarrer mal etwas genauer ansehen. Ihr Passwort geben wir Ihnen gerne. Er scheint ein wirklich mitfühlender Seelsorger zu sein. Vielleicht ein wenig ZU mitfühlend?
     
    Es ist auch schön, dass Sie die Affäre mit Ihrer Schwägerin beendet haben. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Wir mischen uns nicht in das Liebesleben unserer Beschäftigten. Aber nach unseren Erfahrungen belasten Beziehungen mit nahestehenden Personen die Psyche. Und das wiederum ist schlecht für die Arbeitsmoral, Sie verstehen?“
     
    Der Personalchef grinst kumpelhaft, „Kann ich ja alles verstehen. Ihre Schwägerin ist wesentlich jünger als Ihre Frau und – wenn man ihren Facebook-Veröffentlichungen glauben mag – auch eine sehr schöne junge Dame. Bei der würde ich vermutlich auch schwach werden. Ist aber, um es nochmals zu betonen, schlecht fürs Geschäft, wir verstehen uns?“
     
    Das Häufchen Elend vor seinem Schreibtisch nickt nur stumm.
     
    „Ansonsten sind die Personen in Ihrem Umfeld eher unauffällig. Sie sind übrigens der einzige mit einer, wie soll ich sagen, etwas radikaleren politischen Gesinnung. Vielleicht sollte Ihnen das zu denken geben und Sie etwas mehr auf Ihre Freunde und Bekannte hören. Aber wie gesagt, das ist allein Ihre Sache“.
     
    [Finanzdaten]
    „Kommen wir auf Ihre finanzielle Situation zu sprechen. Sie leben mittlerweile vom Arbeitslosengeld, haben aber, wie bereits erwähnt, offensichtlich vergessen, Ihre großzügige Abfindung dem Finanzamt zu melden. Ihre Familie wird hauptsächlich von Ihrer Frau ernährt, sie verdient ja ganz ordentlich als Oberärztin in der XYZ-Klinik.
     
    Ich denke, ihre langen Arbeitszeiten sind mit ein Grund dafür, dass Sie ihr Ihre sexuellen Eskapaden so lange verheimlichen konnten“, sagt er augenzwinkernd.
     
    „Ihre Frau ist im Übrigen bei ihrer Steuererklärung wesentlich ehrlicher als Sie. Naja, sie wird ja auch im Quellenabzugsverfahren besteuert und kann eh nicht viel machen.
    Ihr Haus ist abbezahlt, nicht zuletzt wegen der großzügigen Zuwendung Ihrer Schwiegereltern, wie wir dem Bankcomputer entnehmen konnten. Es gehört je zur Hälfte Ihnen und Ihrer Frau, eine sehr großzügige Person, wenn ich das mal so sagen darf, Ihr Hypothekenauszug zeigt keinerlei Belastungen.
     
    Sie haben insgesamt vier Autos, Respekt, für jedes Familienmitglied eines. Eine Berghütte und eine kleine Segeljacht.
     
    Sie haben beide eine ansehnliche Kapitallebensversicherung, aber die brauchen Sie vermutlich auch bei zwei studierenden Kindern. Habe ich was
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