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Das Netz weiß ALLES!

Das Netz weiß ALLES!

Titel: Das Netz weiß ALLES!
Autoren: Wolfgang Schuhmacher
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Karte entwendet haben.“
     
    „Gestohlen trifft es wohl eher“, der Personalchef hat wieder Oberwasser und zeigt es auch. „Aber Ihr Kneipier geht wirklich mit der Zeit. EC-Karten-Zahlung und Videoüberwachung, meine Hochachtung.“
     
    Herr X schaut verkniffen drein und nimmt sich vor, mit seinem Sohn ein paar Takte zu reden.
     
    „Das nennt man übrigens [Bewegungsdaten] “, reißt ihn der Personalchef aus seinen trüben Gedanken, „sie glauben gar nicht, was uns installierte Kameras, EC- und Kreditkartenabrechnungen und ganz normale Handys so alles verraten. Natürlich nur, wenn sie eingeschaltet sind und über eine Ortungsfunktion verfügen,“ fährt er selbstgefällig fort, „aber nun zu Ihnen, wir wollen ja Sie einstellen und nicht Ihren Sohn.“
     
    „ Sie heißen Eugen Mustermann, sind am 07.07.1967 geboren und wohnen in der Fliederstr. 11. Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter.
     
    Sie sind Diplomkaufmann mit Schwerpunkt Finanzen und Steuern und bewerben sich um eine leitende Position in der Finanzabteilung unseres Unternehmens.
     
    Aus ihrem Lebenslauf geht hervor, dass Sie nach Ihrem UNI-Abschluss nur in zwei Firmen tätig waren. In der letzten waren Sie zum Schluss Finanzchef mit der Aussicht auf eine üppige Pension. Dann haben Sie aus heiterem Himmel gekündigt und Ihrer Karriere selbst ein Ende gesetzt. Warum eigentlich?“
     
    Herr X windet sich unter dem bohrenden Blick des Personalchefs.
     
    „Das war mehr oder weniger eine persönliche …“, bringt er stockend heraus, wird aber von seinem Gegenüber wieder rüde unterbrochen.
     
    „Stimmt! Das war eine persönliche Angelegenheit. Sie haben sich mit dem Juniorchef nie verstanden und als er den Laden übernahm, war es Zeit für Sie zu gehen. Wissen wir alles aus Ihrem vertraulichen E-Mail Verkehr und Ihren Telefonaten mit dem Seniorchef. [Kommunikationsdaten] Übrigens, bei der Verschlüsselung Ihrer Mails hätten Sie sich ruhig etwas mehr Mühe bei der Wahl Ihres Passworts geben können. Name und Geburtsjahr der Katze. Ich bitte Sie! Jeder Teenie, der über Grundkenntnisse in [Social Engineering] verfügt, hätte das in Sekunden geknackt!“
     
    „Aber zurück zu Ihnen. Wir wissen, dass der Alte Ihnen eine beträchtliche Abfindung auf ein Schweizer Nummernkonto überwiesen hat [Bankdaten] . Aber weiß Ihr Finanzamt das auch? Aus Ihren Steuerunterlagen geht das jedenfalls nicht hervor.“
     
    Herr X kommt ins Schwitzen.
     
    „Keine Angst, wir sind hier unter uns. Und wenn es Sie tröstet: Die Datenbank des Schweizer Geldinstituts und die des Finanzamts waren kaum schwerer zu knacken als Ihr Internet-Schriftwechsel. Nicht zu glauben, wie sorglos selbst Banken und Finanzbehörden mit dem Datenschutz umgehen.
     
    „An Sie, Herr X, hätte ich aber eine persönliche Bitte für den Fall, dass wir uns für Sie entscheiden: Löschen Sie alle Ihre Einträge in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Konsorten und vor allem Ihre Blog-Mitgliedschaften. [Kommunikationsdaten] Sie sind zwar der Meinung, Sie sind durch die Anonymität Ihrer Blognamen ausreichend geschützt. Das ist aber – wie Sie sehen  – NICHT der Fall.
     
    Und was wir da von Ihnen gelesen haben, igitt! Ihre politischen Ansichten sind selbstverständlich Ihr Problem. Wir aber stehen auf dem Boden des Grundgesetztes und radikale Ansichten, ob rechts- oder linkslastig, werden von unseren Mitarbeitern NICHT geduldet. Haben wir uns da verstanden?“
     
    Wie ein Schullehrer steht er mit erhobenem Zeigefinger vor Herrn X, der nur ergeben nickt.
     
    „Wenn wir schon beim Thema sind“, fährt er fort, „Ihre – wie soll ich sagen – etwas ausgefalleneren sexuellen Vorlieben bereiten uns auch erhebliche Kopfzerbrechen!“
     
    Herr X erbleicht. Er sieht aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen.
     
    „Natürlich können Sie sich den Arsch versohlen lassen von wem sie wollen. Und wer weiß, bei DER Dame würde ich vermutlich auch schwach werden. Aber ist Ihnen nie in den Sinn gekommen, dass die Etablissements des Rotlichtbezirks von Überwachungskameras nur so gespickt sind? Und dann zahlen Sie auch noch statt bar mit einer Kreditkarte, ausgestellt auf ein Schweizer Konto? Glauben Sie im Ernst, Ihre Frau kriegt das nicht mit? Das ist uns natürlich alles wurscht. Aber dass Sie damit erpressbar sind, das ist uns alles andere als egal!“
     
    Herr X erhebt sich halb von seinem Stuhl. Er ist bereit, zu gehen. Zu
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