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Das Mysterium der Zeit

Titel: Das Mysterium der Zeit
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Sorti
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Schweigepflicht.

    Sein ganzes Leben ist stumme Überredungskunst.

|19| ÜBERAUS NÜTZLICHE
    DISKURSE
    versehen mit
    BETRACHTUNGEN
    NOTIZEN
    EXEMPLA
    &
    DIALOGEN
    Gewonnen aus den Begebenheiten im Jahre des Herrn 1646
    Zusammengestellt zum Nutzen und Frommen des Signorino
    ATTO MELANI
    aus Pistoia
    MUSICUS DES GROSSHERZOGS DER TOSKANA

    AM FRANZÖSISCHEN HOFE

|21| DISKURS I
    Darin in einem Brief von einer ersten Reise nach Paris auf der Suche nach Ruhm und Ehren erzählt wird und vermöge dieser Schilderung die Vorboten der Geschichte auftreten.
    An den Erlauchten Hauptmann Girolamo Sozzifanti, Cavaliere des Ordens Santo Stefano

    Exzellenz,
    Euch stets in untertäniger und glühender Liebe als Secretarius ergeben, erfülle ich mit diesem Schreiben Eure Bitte um einen wahrheitsgetreuen, peinlich genauen Bericht der Reise, welche der Signorino Atto Melani, der mir als Mündel anvertraut ist, im November des Jahres 1644 von Rom nach Paris unternahm, woselbst er von Seiner Eminenz Kardinal Mazarin, dem Regierenden Minister von Frankreich, und von der Königin, Eurer Cousine, erwartet wurde.
    Euren Instruktionen folgend, werde ich jede einzelne Begebenheit, wie ich sie selbst oder von anderen erfahren, getreulich verzeichnen. Dies geschieht Eurem Wunsch gemäß, regelmäßig Kunde über Signorino Atto zu erhalten.

    Nachdem wir wohlbehalten und gesund hier in Marseille angekommen sind, werden wir die Reise nach Paris zu Lande fortsetzen. Im Augenblick kann ich nur sagen, dass dieses letzte Stück der Fahrt eine gute Weile dauern wird, denn wir fanden die Straßen in einem verheerenden Zustand. Auch bieten die Wirtshäuser von Frankreich dürftiges und schlechtes Essen, was den Signorino Atto für die Mühen einer so langen Reise gar nicht gut disponiert. Dennoch kann Eure hochverehrte Exzellenz auf meinen unermüdlichen Willen zählen, die Aufgabe, die Ihr mir so großzügig übertragen, in der allerbesten Weise zu erfüllen.

    Am vergangenen 22. November sind Signorino Atto und ich also von Rom nach Florenz gereist, um den Tenor Jacopo Melani, Attos älteren |22| Bruder, und die Sopranistin Francesca Costa, genannt La Checca, abzuholen, da sie zusammen mit anderen Musikern und Schauspielern auf Befehl Kardinal Mazarins in Paris erwartetet werden, um an musikalischen und poetischen Darbietungen teilzunehmen. In Livorno angekommen, haben wir uns auf einer Handelsgaleere eingeschifft, deren Ziel Genua war, wo wir Station machen sollten, um dann nach Marseille weiterzureisen und von dort aus in der Kutsche nach Paris zu gelangen. Auf der nämlichen Galeere befanden sich noch andere Literaten und Musiker. Der Kapitän wunderte sich, dass der Mangel an Platz und Bequemlichkeit die gute Stimmung unter den Reisenden nicht beeinträchtigte. Ihr friedliches Beisammensein, erklärte ich ihm persönlich, verdanke sich der Tatsache, dass die meisten einander schon kannten, da sie zusammen in der musikalischen Komödie des Giulio Strozzi
La Finta Pazza
aufgetreten waren. Dieses Schauspiel hat vor über drei Jahren im Teatro Novissimo von Venedig einen unerhörten Erfolg gefeiert und soll jetzt in Paris am Königshof als großzügige Hommage Ihrer durchlauchtigsten Hoheit, des Großherzogs der Toskana, an die Königin von Frankreich, Eure Cousine, und an Kardinal Mazarin, ihren Regierenden Minister, aufgeführt werden.
    Während der Reise stand uns Monsignore Alessandro Fabri, Secretarius von Kardinal Mazarin, zur Seite. Er kam soeben vom Konklave zurück, bei dem Innozenz X. Pamphili zum Nachfolger des verstorbenen Papstes Urban VIII. Barberini gewählt wurde. Monsignore Fabri ist ein überaus liebenswürdiger Mensch, er hat uns in allen Dingen geholfen und keinen unserer Wünsche unerfüllt gelassen.
    Ich kann außerdem berichten, dass alle Passagiere, die der Erwähnung wert sind (ausgenommen also die Mannschaft, die Händler, die ihre Waren auf dem Schiff transportierten, und die schmutzige Schar der an die Ruder geketteten Galeerensträflinge), ein fortwährendes Loblied auf die Regierung Seiner durchlauchtigsten Hoheit, des Großherzogs de’ Medici, sangen, welcher fürwahr der weiseste, achtbarste und reinste aller Herrscher ist. Sie haben sämtlich beteuert, dass Seine durchlauchtigste Hoheit, wie schon Seine Vorgänger aus dem Hause Medici, bei Seinen Untertanen Gottesfurcht, ehrbare Sitten und einen rechtschaffenen Lebenswandel trefflich fördert und darob den höchsten Lobpreis verdient.

    |23| Ich muss hinzufügen, dass
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