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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott
Autoren: Daniel Silva
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gehen niemals auf die Forderungen von Außenstehenden ein, die von sich aus ihre Dienste anbieten. Wir treffen uns, mit wem wir wollen, und wir sind es, die die Bedingungen festlegen.«
    »Der Killer belehrt den Führungsoffizier in Sachen Spionagehandwerk ?«
    Eine Nonne in vollem Habit erschien aus dem Dunkel und deutete auf ein Schild, das das Sprechen im Bereich um das Grab untersagte. Gabriel entschuldigte sich und führte Navot in das Hauptschiff, wo eine Gruppe Amerikaner aufmerksam dem Vortrag eines Priesters in Soutane lauschte. Niemand schien von den beiden israelischen Spionen Notiz zu nehmen, die sich vor einem Tischchen mit Votivkerzen leise unterhielten.
    »Ich weiß, dass es gegen die Regeln verstößt«, fuhr Navot fort, »aber wir wollen hören, was Ostrowskij zu sagen hat. Außerdem geben wir die Kontrolle über die Rahmenbedingungen nicht aus der Hand. Du kannst immer noch bestimmen, wie und wo das Treffen stattfinden soll.«
    »Wo wohnt er?«
    »Er hat sich in einem Zimmer im Excelsior verbarrikadiert. Dort bleibt er bis übermorgen, dann reist er nach Russland zurück. Er hat uns unmissverständlich klargemacht, dass er in Moskau keine Kontaktaufnahme von unserer Seite wünscht.«
    Navot zog ein Foto aus der Innentasche seines Sakkos und reichte es Gabriel. Es zeigte einen übergewichtigen Mann Anfang fünfzig mit rotem Gesicht und fortgeschrittener Glatze.
    »Morgen Nachmittag überprüfen wir, ob er beschattet wird. Wir haben ihm dazu eine Reihe von Instruktionen gegeben. Er soll exakt um halb zwei das Hotel verlassen und vier Punkte anlaufen: die Spanische Treppe, die Fontana di Trevi, das Pantheon und die Piazza Navona. Wenn er auf die Navona kommt, soll er eine Runde um den Platz drehen und sich dann im Tre Sealini an einen Tisch setzen.«
    »Was geschieht, wenn er im Tre Sealini ist?«
    »Wird er beschattet, verschwinden wir.«
    »Und wenn er sauber ist?«
    »Werden wir ihm sagen, wohin er als Nächstes gehen soll.«
    »Und wohin? In eine sichere Wohnung?«
    Navot schüttelte den Kopf. »Ich möchte ihn nicht in die Nähe einer unserer Wohnungen lassen. Ich würde es lieber an einem öffentlichen Ort machen - wo es so aussieht, als würden sich nur zwei Fremde unterhalten.« Nach kurzem Zögern fügte er hinzu. »Und wohin ihm kein Bewaffneter folgen kann.«
    »Schon mal von den Moskauer Regeln gehört, Uzi?« »Ich lebe nach ihnen.«
    »Vielleicht erinnerst du dich an Regel drei: Geh davon aus, dass jeder für die Gegenseite arbeiten könnte. Unter Umständen handeln wir uns eine Menge Ärger ein, wenn wir mit einem Mann reden, der uns mit einem Haufen russischer Scheiße füttern will.« Gabriel senkte den Blick auf das Foto. »Wissen wir denn mit Sicherheit, dass dieser Mann wirklich Boris Ostrowskij ist?«
    »Nach Auskunft der Moskauer Station ist er es.«
    Gabriel steckte das Foto in den Umschlag zurück und schaute sich in der Unterkirche um. »Damit ich in dieses Land zurückkonnte, musste ich vor dem Vatikan und den italienischen Diensten ein feierliches Versprechen ablegen. Keine operative Arbeit jedweder Art auf italienischem Boden.«
    »Wer spricht denn von operativer Arbeit? Du sollst dich lediglich mit jemandem unterhalten.«
    »Mit einem russischen Chefredakteur, der gerade in Courchevel durch einen Profikiller einen Reporter verloren hat.« Gabriel schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich weiß nicht, wie du das siehst, Uzi, aber ich glaube, es ist nicht gut fürs Karma, wenn man den Papst belügt.«
    »Schamron ist unser Papst, und Schamron will, dass es getan wird.«
    Gabriel führte Navot aus der Basilika, und sie gingen zusammen durch die dunklen Gassen, die
bat leveja
lautlos hinterher. Die Sache gefiel ihm nicht, aber er musste zugeben, dass er neugierig war, was der Russe ihnen zu sagen hatte. Außerdem hatte der Auftrag eine positive Seite. Er konnte ihn dazu benutzen, Schamron ein für alle Mal abzuschütteln. Als sie die Piazza del Comune überquerten, nannte er seine Bedingungen.
    »Ich hör mir an, was er zu sagen hat, dann schreibe ich einen Bericht, und die Sache ist für mich erledigt.«
    »Fein.«
    »Ich kehre auf meinen Landsitz in Umbrien zurück und beende die Arbeit an meinem Gemälde. Keine Klagen mehr von Schamron. Keine Warnungen mehr, was meine Sicherheit angeht.«
    Navot zögerte, dann nickte er.
    »Sag es, Uzi. Schwör es bei Gott, hier in der heiligen Stadt Assisi.«
    »Du kannst zurück nach Umbrien und nach Herzenslust Bilder restaurieren. Keine
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