Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
werde.«
    Janes Blick zuckte zu Dan hinüber. Er hatte die Zeitung genommen und war offenbar am Lesen. Sie wandte den Kopf leicht zur Seite. »Das kann ich tun«, sagte sie. »Ich würde selbst gehen, aber heute ist ja Ediths Beerdigung, und ich kann nicht einfach kurz verschwinden. Und ich glaube, es ist dringend. Ihr Kollege, Jimmys junger Mann, er hat mir gesagt, mein Leben wäre in Gefahr, solange die Papiere im Versteck bleiben. Er hat gesagt, ich wäre auf einer Liste. Ich will nicht sterben, Mädchen. Es sieht für Sie vielleicht nicht so aus, als hätte ich ein großartiges Leben, aber mir ist es recht so.«
    »Das kann ich verstehen. Und ich finde das auch«, sagte Jane sanft. Sie wartete verzweifelt darauf, dass Jenny zur Sache käme, aber sie wusste, es würde nichts bringen, sie zu drängen.
    »Ich weiß, dass er Ihr Kollege ist und alles, aber ich hab den Homo-Bübchen nie getraut«, sagte sie, sich scheinbar vom Thema entfernend. »Ich verstehe nicht, wie aus Jimmy so etwas geworden ist, aber er gehört zur Familie und ist ein Junge, der weiß, wie wichtig die Familie ist. Aber dem anderen traue ich nicht. Also, selbst wenn er Recht hat, lass ich ihn trotzdem nicht ran.«
    »In Ordnung«, sagte Jane. »Es ist Ihre Entscheidung.« Ihr Herz zersprang fast in ihrer Brust, und die Erwartung machte sie ganz wirr.
    »Ich will, dass Sie es holen. Unten am Ende des Gartens ist ein alter Schuppen mit ein paar alten Farbdosen auf einem Regal. Der Extraschlüssel zur Hintertür liegt unter einer Dose mit weißem Glanzlack. Gehen Sie in das leere Schlafzimmer hoch, und Sie werden eine alte, messingbeschlagene Kiste sehen. Sie ist voller Kram, aber unter all den Sachen ist ein falscher Boden. Heben Sie ihn hoch, und Sie finden die Papiere. Gehen Sie und holen Sie sie und bringen Sie sie zu dem Wordsworth Trust. Die können dann eine richtige Show abziehen. Dann weiß der Mörder Bescheid und wird mich in Ruhe lassen. Haben Sie das alles verstanden?« »Natürlich. Danke, vielen Dank.« Sie wollte nicht zu begeistert klingen, um Dans Aufmerksamkeit nicht auf die Bedeutsamkeit des Anrufs zu lenken. Es war ihr nicht angenehm, ihn außen vor zu lassen, aber ein Versprechen war ein Versprechen.
    »Und zu keinem Menschen ein Wort. So sind auch Sie sicher.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich lasse Sie wissen, wie es läuft.« Sie hörte, dass Jenny aufhängte, hielt aber den Hörer weiter ans Ohr und tat so, als sei die Unterhaltung immer noch in Gang. »Okay, Neil. Meine Mum wird versuchen, sie heute Nachmittag zu besuchen, aber ich werde dafür sorgen, dass sie nicht über den Fall spricht. Danke für den Anruf.« Sie legte das Telefon hin. Dan sah fragend auf.
    »Mein Anwalt«, sagte sie. »Er hat mit Tenilles Anwalt gesprochen. Er meint, ich sollte eine Aussage dahingehend machen, dass Tenille bis nach Ediths Tod nichts von dem Manuskript wusste. Es kann nicht schaden, und vielleicht hilft es ihr.«
    »Das würde ich auch denken«, sagte er, streckte sich und gähnte. »Ich glaube, ich geh mal zum Cottage zurück und mache ein Nickerchen. Ist das in Ordnung, wenn du allein bist?«
    »Ja, ich glaube, ich leg mich auch nochmal hin. Ich bin total fertig.«
    Als Dan aufstand, kam Judy zurück. »Das wäre dann alles erledigt. Ich kann sie in einer Stunde besuchen. Jane, du musst mir helfen, ein Fresspaket zu packen.« »Das überlasse ich euch Damen«, sagte Dan und ging auf die Tür zu.
    Es dauerte zwanzig Minuten, bis Jane ihre Mutter durch die Tür hinausbefördert hatte.
    Sie war fast fiebrig vor Ungeduld. Dann fiel ihr ein, dass sie keinen Wagen hatte, wenn ihre Mutter weg war. Und ihr Fahrrad stand vermutlich von Tenilles Ausflug noch beim Copperhead Cottage. »Scheiße«, murmelte Jane. Sie suchte ihre Geldbörse und sah nach, wie viel Bargeld sie hatte. Genug für ein Taxi nach Coniston, aber nicht genug für die Rückfahrt. »Mist«, rief sie aus und nahm sich das Telefonbuch. Sie könnte Anthony auf dem Handy anrufen, wenn sie das Manuskript hatte. Sie glaubte nicht, dass es ihm das Geringste ausmachen würde, sie mit ihrem kostbaren Gut abzuholen.
    Jake saß in der Bar seines Hotels bei einem Bier und fragte sich, warum er noch immer hier in diesem gottverlassenen Loch herumhing. Er hatte es so satt, an Türen zu klopfen, die sich nicht öffneten, und hatte schließlich endgültig aufgegeben, als er beim dritten Versuch bei Eddie Fairfields Haus gleichzeitig mit einem Team der Spurensicherung ankam. Er hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher