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Das Mondkind (German Edition)

Das Mondkind (German Edition)

Titel: Das Mondkind (German Edition)
Autoren: Dean Koontz
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Form einer Pferdebremse auf der linken Schläfe. Sein ganzer Kopf ist der einer gigantischen Pferdebremse.
    Ein Traum führt zum nächsten und dieser wieder zu einem anderen, bis er von einem Geräusch geweckt wird. Einem Geräusch zwischen Flügelschlagen und Scharren.
    Die Uhr zeigt 00:01 an.
    Crispin ist so geschwächt, dass er sich nicht vollständig aufsetzen kann. Er hebt seinen Kopf gerade hoch genug vom Kissen, um sich auf der Suche nach dem Ursprung des Geräuschs im Zimmer umzusehen.
    Das Tablett steht auf dem Servierwagen, wo er es zuletzt hingestellt hat. Auf dem Tablett wackelt die Thermosflasche mit der Hühnersuppe auf ihrem Untersetzer herum, als drehe sich darin etwas schnell im Kreis und warte ungeduldig darauf, dass Crispin den Deckel aufschraubt und es ausgießt.
    Das muss wieder der Fieberwahn sein.
    Er lässt den Kopf auf das Kissen sinken, schließt die Augen, denkt an ihre schmale Hand auf seiner Brust und schläft kurz darauf erneut ein.
    Als er am Morgen aufwacht, ist der Servierwagen fort und mit ihm das Tablett. Er hofft, es ist von einem Zimmermädchen entfernt worden und Nanny Sayo braucht nicht zu erfahren, dass er ihre Suppe nicht gegessen hat.
    Er möchte sie niemals enttäuschen.
    Crispin liebt sein Kindermädchen.
    Zwei Tage später ist er gesund.
    Als es ihm wieder gut geht, steht er nach dem Duschen nackt im Badezimmer und betrachtet sich in einem großen Spiegel, auf der Suche nach dem klar gezeichneten Umriss einer Pferdebremse. Er findet nichts dergleichen.
    Aus Gründen, die er nicht in Worte fassen kann, glaubt er fest daran, dass er etwas Schlimmerem als einem Muttermal mit knapper Not entgangen ist.
    Seine Verlegenheit und Sorge sind nicht von Dauer. Schon bald fällt er wieder in den entspannten und sorglosen Rhythmus von Theron Hall zurück.
    Crispin, Harley und Mirabell essen nur das, was sie mögen. Chefkoch Faunus und Koch Merripen erfüllen ihnen jeden Wunsch.
    Sie gehen erst dann ins Bett, wenn sie es wollen.
    Jeder steht nach seiner eigenen inneren Uhr auf.
    Mr. Mordred unterhält sie. Nanny Sayo nimmt sich der Bedürfnisse der Kinder an.
    Die Welt außerhalb des prachtvollen Hauses ist in Cris pins Gedächtnis verblasst. Manchmal, wenn er an einem Fens ter vorbeikommt, ist er erstaunt, die Stadt und das Pendleton zu sehen, das auf der anderen Straßenseite aufragt.
    Kurz vor Mitternacht des 25. Juli, nachdem er weniger als zwei Stunden im Bett verbracht hat, taucht Crispin aus einem bedrückenden Schlaf auf. In halbwachem Zustand sieht er zwei verschwommene Gestalten in seinem Zimmer. Licht dringt nur vom Flur herein, durch einen nicht mehr als fünf Zentimeter breiten Türspalt.
    Die Besucher sprechen leise miteinander. Eine der Stimmen ist Giles’, den die Kinder mittlerweile Vater nennen. Die andere gehört Jardena, Giles’ Mutter.
    Jardena sieht alt genug aus, um die Urgroßmutter ihres Sohnes zu sein. Fast immer hält sie sich in ihrer weitläufigen Suite im zweiten Stockwerk auf. Sie ist verhutzelt und ihr Gesicht ist runzlig wie ein vertrockneter Apfel, aber ihre Augen sind so glänzend und violett wie nasse Trauben. Sie lässt sich selten blicken, fast immer nur aus der Ferne, am äußersten Ende von Fluren, wenn sie in einem ihrer langen, dunklen Kleider vorbeischwebt.
    Crispin hört wenig von dem, was sie sagen, doch es scheint, als sei morgen eine Art Gedenk- oder Festtag. Ehe er wieder in den Schlaf sinkt, hört der Junge die Namen heilige Anna und heiliger Joachim.
    Als er am Morgen aufwacht, ist Crispin sich nicht sicher, ob die Besucher in seinem Zimmer wirklich da waren. Wahrscheinlicher ist, dass sie Bestandteil seines ansonsten vergessenen Traums waren.
    In der kommenden Nacht stößt Mirabell etwas zu.

5
    Halloween, drei Jahre und drei Monate später …
    Die Leine wird dem Jungen aus der Hand gerissen, und er fällt hin.
    Der bisher sanftmütige Hund, der nie geknurrt hat, knurrt auch jetzt nicht, sondern beißt. Er schnappt nach dem Knöchel der männlichen Marionette in dem weißen Anzug, die aufschreit und Crispins Jacke loslässt.
    Der Junge sprintet hinter dem Hund her, fort von dem Nachtklub namens Narcissus. Sie stürzen sich auf die Straße und weichen Autos aus, während Bremsen quietschen und Hupen dröhnen.
    Aus der relativen Sicherheit des gegenüberliegenden Bürgersteigs blickt Crispin über die Straße zurück und sieht den Mann auf einem Knie, wie er seinen Knöchel untersucht, in den der Hund gebissen hat. Die Frau in Weiß
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