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Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Titel: Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)
Autoren: Christian Biesenbach
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sprang auf die Füße. Harry stand einen Meter entfernt. Krampfhaft umklammerte seine Finger Knicklicht und Messer.
    „Du!“, zischte die Gestalt. „Solltest nicht hier sein! Harry Romdahl . Fetter Harry. Petrs unfähiger Dienstbote. Beobachte dich schon so lange, Harry. Dich, dein Strandhäuschen, dein Leben. Hast einen tiefen Schlaf, Harry. Ich hab’s gesehen. War da. Hab Eintopf mitgenommen, leckeren Eintopf. Ja, Harry. Eintopf und die böse, böse Pistole.“ Die Gestalt langte in die Tiefen ihres Mantels. Sie hatte das brüchige Geländer genau im Rücken und machte einen Schritt auf Harry zu. Leblos neben ihr auf dem Boden lag Sem. Dessen Blut tränkte mehr und mehr die Terrasse. Die Reste einer zerhackten Hand lagen unweit entfernt. 
    Harry stand unter Strom.
    Er wusste, dass er handeln musste und nicht zögern durfte.
    „Ich bin aber hier“, schrie er, stutzte jedoch als, die Gestalt einen eingeschweißten Gegenstand hervorzog und vor ihm auf die Planken warf.
    „Die böse, böse Pistole. Wofür war die, Harry?“, fragte die Gestalt und kam ein wenig näher.
    „Ich wette, die Kugeln waren für mich bestimmt. Kannst es ruhig sagen, Harry. Kannst sie dir ruhig holen. Erschieß mich, Harry. Mach Petr stolz!“, feixte Sklaaten und ließ dabei ein glockenhelles verzerrtes Lachen vernehmen.
    Harry dachte nicht weiter nach. Er konnte nicht glauben, was er sah und er konnte nicht mit dem Gedanken umgehen, dass Ari Sklaaten in seinem Haus gewesen war. Er hatte einfach keine Zeit darüber nachzudenken. Er musste handeln, musste die Situation nutzen. Durfte sich nicht einlullen lassen, sich nicht verleiten lassen, nach der Waffe zu greifen. Er musste angreifen. Jetzt!
    Mit dem Mut der Verzweiflung warf er das Messer auf Sklaaten. Der jedoch hielt schützend beide Arme vor die Brust. In einer Hand trug er ein großes Fleischerbeil und genau das erwischte das von Harry geworfene Messer. Metall schlug auf Metall, ehe es wirkungslos zu Boden fiel.
    Mit einem großen Effekt hatte zwar ohnehin nicht gerechnet, mit so viel Pech wiederum auch nicht. Eines hatte er allerdings erreicht. Das Überraschungsmoment war wieder auf seiner Seite. Und das war der einzige Trumpf, den er noch besaß.
    Harry stürmte los, ehe sein Gegner die Arme wieder auseinander bekam. Unter Einsatz seines ganzen Körpergewichtes rammte er den sichtlich überforderten Sklaaten.
    Der wankte zurück, stieß gegen das Geländer und wäre beinahe hintenüber gekippt. Das Metall ächzte unter dem Gewicht des Mannes, brach jedoch nicht.
    Harry hingegen verlor das Gleichgewicht und ging beinahe zu Boden.
    Nicht hinfallen , schrie es hinter seiner Stirn.
    Er taumelte unkontrolliert zur Seite und verlor seinen Gegner aus den Augen.
    „Das hast du dir so gedacht, Harry“, brüllte der, nachdem er die Überraschung verarbeitet hatte.
    Das war’s , dachte Harry unglücklich und glaubte schon Ari Sklaatens Beil am Hals zu spüren.
    Ganz objektiv waren seine Chancen ohnehin nie sehr groß gewesen, aber so dermaßen viel Pech bei einer Sache konnte wirklich nur er haben.
    Als Harry den Mann über Sem hatte knien sehen, da war keine Zeit für große Pläne gewesen. Er wollte zu Sem, um diesem den Zündstift wegzunehmen. Was Ari mit Sem vorgehabt hatte, das wusste er nicht. Er wäre aber zweifelsfrei nicht zimperlicher mit Harry umgegangen, nachdem er mit Sem fertig gewesen wäre.
    Also war die einzig mögliche Lösung gewesen, Ari aus dem Weg zu schaffen, egal wie. So hatte Harry sich das allerdings nicht vorgestellt. Was er daraus gemacht hatte, war geradezu dilettantisch gewesen. Wieder einmal hatte er versagt. Einmal zu oft für einen Tag.
    Immerhin habe ich es versucht , sagte er sich und richtete sich auf.
    Wenn es so enden musste, wollte er dem Tod wenigstens ins Gesicht sehen.
     
    ***
     
    Harry sah den Mann mit erhobenem Beil auf ihn zukommen. Der Schritt war fest und selbstbewusst . So schritten Sieger auf ihren Ehrenrunden .
    „Hast dich gut gehalten, Harry. Hättest geh‘n sollen, als du die Möglichkeit hattest. Jetzt ist es zu spät.“
    Er holte mit dem Beil hoch über seinen Kopf hinweg aus, aber dann ließ ein lautes Krachen beide zusammenzucken und Sklaaten drei Meter entfernt in seiner Bewegung erstarren.
    Metall ächzte und riss. Morsches Holz barst auseinander. Harry sah sich geschockt um. Ari stand noch immer versteinert dort und machte ein verwundertes Gesicht. Es folgte ein Augenblick absoluter Stille auf der Plattform, sogar der
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