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Das Meer und das Maedchen

Das Meer und das Maedchen

Titel: Das Meer und das Maedchen
Autoren: Kathi Appelt
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wie man vom Anleger aus Krabben fing. Man brauchte dazu bloß ein Stück Schnur und etwas Speck. Sie hatte ihm dabei zugeschaut. Es war nicht schwer.
    Die Schnur fand sie in der Schublade neben den Messern und Gabeln. Dann kniff sie die Augen zusammen und zog die Kühlschranktür auf.
    „Hoffentlich ist Speck da, hoffentlich ist Speck da, hoffentlich ist Speck da.“
    Sie öffnete die Augen.
    Speck!
    Es war Speck da.
    „Bingo, Bingo, Bingo!“, rief sie.
    Sie zog eine Scheibe Speck heraus und band sie an die Schnur. Dann ließ sie die Speckscheibe in die Wanne ab, direkt vor einer wartenden Krabbe. Und die Krabbe stürzte sich darauf. Langsam, ganz, ganz langsam, zog Mirja die Krabbe an der Schnur mit dem Speck aus der Wanne und setzte sie in die Holzschale. Es war noch Platz für mindestens eine zweite Krabbe.
    Sie schnitt ein neues Stück Schnur von der Rolle und band eine weitere Speckscheibe daran. Krabbe Nummer zwei kletterte daran empor. Jetzt saßen zwei Krabben in Signes Holzschale und mampften Speck. Sollte sie versuchen, eine dritte Krabbe hineinzuheben? Sie hob die Schale an und entschied, es bei zweien zu belassen. Mit der Schale in den Armen sauste sie durch die Tür und dann die Stufen der Veranda hinunter. Sie musste sich beeilen.
    Am Fuß der Treppe blieb sie stehen. Es würde zu lange dauern, jedes Mal zum Strand zu rennen. Signe würde wieder da sein, ehe sie fertig war. Immerhin musste sie noch acht Krabben retten. Sie drehte sich um. Sie würde die Krabben in das Becken werfen. So früh am Tag führte es nicht besonders viel Wasser. Es war Ebbe. Aber es musste reichen. Krabben brauchten nicht viel Wasser.
    Mirja rannte über den Hof zum Becken. Sie hatte Recht gehabt, das Wasser war ziemlich flach, aber schon bald würde die Flut kommen und das Becken auffüllen. Bis dahin war es mehr als genug für zehn ungehaltene Krabben.
    Sie setzte die Schale in das Gras, neigte sie zur Seite und schaute zu, wie die Krabben herauskletterten. Sie wartete, bis sie unter der Wasseroberfläche verschwunden waren.
    Dogies Boot, der Flitzer , war am Anleger angebunden und schlug wie eine Willkommenstrommel für die heimkehrenden Krustentiere gegen den Holzpfosten.
    „Wuff, wuff!“
    Sie hörte BF in der Küche bellen. Das erinnerte sie daran, dass dort noch acht Krabben auf sie warteten. Sie dürfte nicht trödeln.
    Die Stufen rauf.
    Schnur.
    Speck.
    Langsam, ganz langsam.
    Plop! Rein in die Schale.
    Schnur.
    Speck.
    Langsam, ganz langsam.
    Plop! Rein in die Schale.
    Dann raus aus dem Haus, die Stufen runter, über den Hof und zum Becken. Schnell, schnell, schnell. Signe würde bald wieder da sein.
    12 Von seinem Hochsitz auf Mr Beauchamps Veranda beobachtete der Kater Sindbad das Mädchen von gegenüber. Er sah Mirja mit einer großen Schale zwischen dem Haus und dem Becken hin- und hergehen und ein paar Krabben ins Wasser setzen.
    Krabben! An Krabben hatte Sindbad kein Interesse. Sindbad interessierte sich für nichts und niemanden, außer für Mr Beauchamp. Sie lebten seit vielen Jahren zusammen, zu viele, um sie zu zählen. Sie hatten eine Übereinkunft, er und der alte Seebär. Mr Beauchamp kümmerte sich um das Haus und Sindbad tat, was ihm gefiel, was bedeutete, dass er am Strand herumspazierte, BF neckte und diese freche Möwe anfauchte, die sich immer auf BF s Rücken setzte. Sindbad kam und ging wie die Gezeiten. Er tauchte immer rechtzeitig zum Abendessen auf und holte sich seine Streicheleinheiten ab, wann er Lust dazu hatte.
    Aber in letzter Zeit schlief Mr Beauchamp immer länger. Länger und länger. Viel zu viel. Der Kater machte sich Sorgen. Diese ganze Schlaferei. Während er das Mädchen beobachtete, das mit der Schale und den Krabben hin- und herhastete, überlegte er, ob er hineingehen und Mr Beauchamp wecken sollte. Er betrachtete den Morgen ringsum. Es war sehr früh.
    Nein, er würde Mr Beauchamp noch ein bisschen schlafen lassen. Sindbad sträubte das Fell und rückte ein Stück zur Seite, in einen Sonnenstrahl hinein. Sein Pelz saugte die Wärme auf. Der Kater neben dem Tontopf mit dem nachtblühenden Kaktus, dessen schwere Knospen kurz vor dem Aufplatzen waren, gähnte und leckte sich die Pfoten. Er blinzelte. Dann döste er ein. Es war zwar noch früh, aber er brauchte seine Kraft für später. Um den Hund zu ärgern.
    Seine Lieblingsbeschäftigung.
    13 Mit jedem Mal gelang Mirja die Krabbenrettungsaktion – Schnur, Speck, Krabbe und so weiter – ein bisschen schneller. Und mit
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