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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman
Autoren: Diana Gabaldon
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O’Connell zusammengelebt hat. Ist dem Sergeant in den letzten sechs Wochen auf Schritt und Tritt durch London gefolgt.«
    Grey blickte aus dem Fenster; sie hatten seit einigen Tagen schönes Wetter, doch es war im Begriff umzuschlagen. Donner grollte in der Ferne, und er konnte den nahenden Regen in der Luft spüren, die ihm das Gesicht kühlte und die Lungen erfrischte.
    »Was sagt dieser Byrd denn, was in der Nacht geschehen ist, als O’Connell umgebracht wurde?«

    »Nichts.« Quarry setzte sich die Perücke fester auf, und ein feuchter Windstoß fuhr durch die Kutsche.
    »Er hat O’Connell aus den Augen verloren?«
    Quarrys kantige Gesichtszüge verzogen sich ironisch.
    »Nein, wir haben Jack Byrd aus den Augen verloren. Seit der Nacht, in der O’Connell umgekommen ist, hat man von ihm nichts mehr gehört oder gesehen.«
    Die Droschke wurde langsamer, und der Kutscher trieb seine Pferde erneut an, als sie in die Straße am Fluss einbogen. Grey zog sich in Erwartung ihrer Ankunft seinen Umhang um die Schultern und ergriff seinen Hut.
    »Auch kein Leichenfund?«
    »Nein. Was sehr darauf hindeutet, dass das, was O’Connell zugestoßen ist, keine einfache Wirtshausrauferei war.«
    Grey rieb sich das Gesicht und spürte das Kratzen der Bartstoppeln an seinem Kinn. Er hatte Hunger, und sein Leinenhemd war schmutzig nach dem anstrengenden Tag. Es war klamm, und er fühlte sich schäbig und gereizt.
    »Was wiederum darauf hindeutet, dass das, was geschehen ist, nicht Scanlons Schuld war - denn warum sollte er sich für Byrd interessieren?« Er war sich nicht sicher, ob ihn diese Schlussfolgerung freuen sollte oder nicht. Er wusste , dass der Apotheker ihn angelogen hatte - doch gleichzeitig hatte er Mitgefühl mit Mrs. O’Connell. Es würde ihr schlecht ergehen, wenn Scanlon wegen Mordes festgenommen und verurteilt wurde - und noch schlechter, wenn man sie der Mitwisserschaft bezichtigte.
    Die gegenüberliegende Sitzbank wurde in Licht und Schatten getaucht, als sie nun langsam an einigen Fackelträgern vorbeiklapperten, die einer Gruppe von Fußgängern
heim leuchteten. Er sah, wie Quarry mit den Achseln zuckte. Offenbar machte ihn der Hunger genauso reizbar wie ihn selbst.
    »Wenn Scanlon gesehen hatte, dass Byrd O’Connell beschattet hat, ist es gut möglich, dass er Byrd auch aus dem Weg geschafft hat - doch warum sollte er sich die Mühe machen, es zu verheimlichen? Eine Prügelei kann doch genauso gut mit mehreren Leichen enden wie mit einer. Kommt weiß Gott oft genug vor.«
    »Aber wenn es jemand anders war?«, sagte Grey langsam. »Jemand, der O’Connell entweder aus dem Weg schaffen wollte, weil der zu viele Fragen stellte, oder aus Angst, verraten zu werden …?«
    »Sein Auftraggeber? Oder zumindest jemand, der in dessen Auftrag gehandelt hat. Könnte sein. Und wiederum - warum die Leiche verstecken, wenn er Byrd auch auf dem Gewissen hat?«
    Die Alternative lag auf der Hand.
    »Er hat Byrd nicht umgebracht. Er hat ihn gekauft.«
    »Verdammt wahrscheinlich. Als ich von O’Connells Tod erfahren habe, habe ich sofort einen Mann auf sein Zimmer geschickt, aber er hat nicht das Geringste gefunden. Und Stubbs hat sich genau in der Wohnung der Witwe umgesehen, als Ihr dort wart - nichts, sagt er. Nicht ein Fetzen Papier.«
    Er hatte Stubbs herumstöbern sehen, während er die Absprachen zur Auszahlung von O’Connells Pension an dessen Witwe traf, hatte jedoch zum damaligen Zeitpunkt nicht besonders darauf geachtet. Doch es stimmte; Mrs. O’Connells Zimmer war spartanisch möbliert und enthielt keinerlei Bücher oder sonstige Papiere.

    »Wonach haben sie denn gesucht?«
    Das Bärengrollen, das als Erwiderung aus dem Dunklen kam, hätte von Quarry stammen können, hätte aber auch nur sein Magen sein können, der seinem Hunger Ausdruck verlieh.
    »Ich weiß nicht mit Gewissheit, wie es aussieht«, räumte Quarry zögerlich ein. »Aber es muss ein Schriftstück sein.«
    »Ihr wisst es nicht? Was ist es - oder darf ich das nicht wissen?«
    Quarry betrachtete ihn, während seine Finger bedächtig neben ihm auf den Sitz trommelten. Dann zuckte Quarry mit den Achseln; zum Teufel mit der offiziellen Diskretion.
    »Kurz vor unserer Rückkehr aus Frankreich hat O’Connell die Ausrüstungsnachforderungen nach Calais gebracht. Er war spät dran - alle anderen Regimenter hatten ihre Bestellungen schon seit Tagen eingereicht. Der verdammte Idiot, der sie entgegengenommen hat, hat das Ganze einfach auf seinem
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