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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual
Autoren: Patrick Dunne
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begann; so etwas gehörte zu dem natürlichen Kreislauf von Erosion und Neuaufbau, der sich in Mangrovengebieten täglich abspielt. Ein heftiger Fußtritt gegen das Gebilde führte dazu, dass es ein Stück weiter über den Bach ragte, aber noch nicht weit genug.
    »Jessica!«
    Im ersten Moment erstarrte ich. Aber es war eine Stimme, die ich gerne hörte.

65
    Sanchez stand lächelnd am anderen Ufer.
    Ich lächelte, zurück. »Hey, es hat funktioniert«, sagte ich. »Aber was ist aus den beiden Typen auf Ihrer Seite geworden?«
    »Die sitzen am Strand und haben die Hände am Hinterkopf. Und Alfredo richtet die Pistole auf sie. Er kam in Ihrem Boot daher, als ich gerade daran dachte, die beiden laufen zu lassen und mich auf die Suche nach Ihnen zu machen.«
    »Unsere irischen Freunde müssten in etwa zehn Minuten in der Lagune auftauchen. Vorausgesetzt, sie schaffen es bis dorthin.«
    »Was sollte sie daran hindern?«
    »Zum einen arbeitet die Flut gegen sie. Und außerdem habe ich ihnen eine böse Überraschung bereitet.« Ich klopfte auf das Tauchmesser, das ich noch immer an den Arm geschnallt trug.
    »Ich habe die Führungsleine gekappt.«
    Sanchez pfiff durch die Zähne. »Sie können hart sein, wenn es drauf ankommt, Senorita Madison.«
    »Im Augenblick möchte ich nur raus hier. Wenn es mir gelingt, dieses Ding hier ganz auf die andere Seite zu schieben, kann ich es als Brücke benutzen.« Ich schaute mich um und entdeckte eine Rolle Tau, das die Arbeiter liegen gelassen hatten. Ich machte eine Schlaufe, stieg wieder auf die Plattform und schlang sie um das obere Ende der Kreuzstangen, dann warf ich das Seil zu Sanchez hinüber, als befände ich mich auf einem Boot, das zur Anlegestelle kommt.
    »Ich ziehe jetzt, eins, zwei, drei…« Sanchez zerrte an dem Seil, während ich gegen die Stange drückte. Einige Sekunden lang geschah nichts, dann gab die ganze Konstruktion nach, der Balken, auf dem ich stand, kippte um, und ich lief auf ihm entlang, während er ins Wasser stürzte. Ich musste einen Sprung wagen und krachte so hart gegen das andere Ufer, dass mir die Luft wegblieb. Dann rutschte ich langsam in den Schlamm hinab.
    Sanchez hatte noch immer das Seil in der Hand, das sich am anderen Ende von den Pfosten gelöst hatte, als diese unter ihrem eigenen Gewicht zusammengebrochen waren. Er warf es mir zu, und ich hielt mich fest. Dann begann er, mit aller Kraft zu ziehen. Der Schlamm gab mich mit einem Geräusch frei, als hätte ich ihm Verdauungsstörungen verursacht.
    Ich krabbelte das Ufer hinauf und blieb flach ausgestreckt liegen, schwitzend, in schleimigen, stinkenden Schlamm gepackt. Ein Schwarm Insekten surrte um mich herum. »Von der Miss Wet-T-Shirt zur Königin der Schlammcatcherinnen an einem Nachmittag«, sagte ich lachend.
    »Hm…« Sanchez wusste nicht genau, wovon ich sprach. »Wir sollten lieber zu Alfredo zurückgehen.«
    »Und wir müssen dem FBI noch wegen Herbie Kastner Bescheid sagen.«
    »Schon erledigt«, sagte Sanchez. »Mir ist alles Mögliche eingefallen, um mir die Zeit zu vertreiben.«
    Ich folgte ihm auf einem Pfad, den die Arbeiter mit ihren Macheten geschlagen hatten. In weniger als fünf Minuten waren wir am Strand, wo Alfredo noch immer die beiden Männer bewachte. Sie saßen in der Nähe des Schlauchboots, das so ziemlich an derselben Stelle wie zuvor am Ufer lag. Alfredo wirkte aufgeregt.
    »Sehen Sie«, sagte er und deutete aufs Meer hinaus. Ich sah die Motoryacht ein kurzes Stück innerhalb der Einfahrt zur Lagune. Die O’Kellys waren trotz der Flut bereits wieder aus dem Blue Hole aufgetaucht. Ich hatte länger zurück zum Strand gebraucht als berechnet.
    »Hat es nicht funktioniert?«, fragte ich Alfredo. Ich hatte ihn angewiesen, die Treibstoffleitung durchzuschneiden, wobei noch ein wenig Benzin im Vergaser bleiben sollte, damit das Boot einwandfrei ansprang; nach kurzer Fahrt würde der Motor dann ausgehen.
    »Doch, Senorita, es hat funktioniert.«
    Ich sah noch einmal hin. Die Yacht schien auf das Riff zuzutreiben.
    »Ich habe Senor O’Kelly kurz an Deck gesehen. Dann ist er verschwunden. Ich habe Angst, er könnte an Land gekommen sein.«
    »War von Deirdre was zu sehen?«
    »Nein.«
    Neben meinem Fuß schlug etwas in den Sand ein, und gleichzeitig hörten wir den Schuss. O’Kelly feuerte auf uns.
    Sanchez handelte schnell, er entriss Alfredo die Pistole und winkte uns hinunter zum Ufer. »Versteckt euch hinter dem Zodiac im Wasser. Er schießt von höherem
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