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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)
Autoren: Sergej Kusnezow
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schwingt den linken Arm in einer geschmeidigen Bewegung und …
     
    … und Sergejs Körper bäumte sich auf, tat einen tiefen, geräuschvollen Atemzug, so wie einst die Perlentaucher die belebende Frischluft eingesogen hatten, wenn sie nach mehreren Minuten unter Wasser vom Meeresgrund wieder im Sonnenlicht auftauchten. Sergejs Herz schlug ein erstes Mal … und nahm sogleich seinen Takt wieder auf, kräftig und gleichmäßig.
    Als es im Zelt wieder still geworden war, trat Max vorsichtig ein. Wosnizyn kam hinter ihm her, ebenso die Wachmänner und einige Schaulustige, die sich ängstlich umsahen.
    Sie alle erblickten auf dem zerwühlten Bett einen mageren, ausgezehrten, ganz und gar ergrauten Mann, der zu schlafen schien.
    Auf dem Boden zwischen verstreuten Blättern lag mit seitlich von sich gestreckten Armen ein kleiner, braunhaariger Junge.
     
     
    Sergej stellte die leere Schüssel zur Seite und nahm einen Schluck Tee.
    Max erzählte die Geschichte von Anfang an. Er empfand Sergej gegenüber ein gewisses Schuldgefühl, und daher machte es fast den Eindruck, als würde er eine Beichte ablegen.
    Wosnizyn hatte schon vor langer Zeit von den Händlern erfahren, dass Sergej und Polina einen Sohn bekommen hatten. Damals wusste er auch bereits, dass die langfristige Einnahme des Medikaments sich auf die Nachkommenschaft auswirkte – in bemerkenswerter Weise. Allerdings mussten dafür Mutter und Vater in Folge einer vorangegangen Verstrahlung über mindestens zehn Jahre das Präparat eingenommen haben. Natürlich hätte Wosnizyn neue Versuchsratten auftreiben und warten können, aber … Schließlich gab es schon Probanden, bei denen der Fall eingetreten war! Man musste nur deren Kind auftreiben und es studieren.
    Max seinerseits hatte schon seit längerem den Ruf eines Spezialisten für besonders schwierige oder auch heikle Aufträge erworben. Aufträge, die er für eine gute Bezahlung übernahm. Er hatte bereits etliche Missionen für die Hanse
ausgeführt, als Wosnizyn von ihm hörte und ihm einen Auftrag und ein entsprechendes Honorar anbot.
    Wosnizyn war ein im gleichen Maße skrupelloser wie talentierter Wissenschaftler. Sein Medikament hatte er für den Fall eines atomaren Krieges entwickelt. Es konnte tatsächlich vor Verstrahlung schützen und bekämpfte ihre Folgen sehr effektiv. In der Metro war es bald kostbarer als pures Gold, denn mit der jämmerlichen Ausrüstung, die dem Arzt nach der Katastrophe noch zur Verfügung stand, und mangels wissenschaftlicher Assistenten wollte es ihm einfach nicht gelingen, das Präparat erneut herzustellen.
    Als Eduard Georgijewitsch sich an Max wandte, war er davon überzeugt, dass Sergej und Polina bereits nicht mehr lebten. Er hatte Max nicht wegen seiner ehemaligen Mitarbeiter losgeschickt, sondern wegen ihres Sohnes.
    Es war tiefer Herbst. Nachdem Max mit einer wilden Karawane die Stadt erreicht hatte, trennte er sich von den Händlern. Wenig später stieß er mit einer Herde Plorge zusammen, tötete einige von ihnen im Kampf, erlitt jedoch selbst heftige Verletzungen von ihren Krallen und Zähnen. Er flüchtete sich vor den Wolfsratten in ein halb zerstörtes Haus, wo er in den Keller stürzte, mitten in ein Hummelnest. Die aggressiven Tiere fielen über ihn her. Mit letzter Kraft rettete er sich aus dem Keller und schleppte sich irgendwie an den Stadtrand, wo er bewusstlos zusammenbrach. Dort fand ihn Jedis Karawane, nahm ihn auf und brachte ihn in die Kolonie.
    Anfangs hatte er sich tatsächlich nicht an seinen Auftrag erinnern können, aber nach und nach kehrte sein Gedächtnis zurück. Zwar sollte er nur den Jungen in die Metro
schaffen, aber Max konnte sich einfach nicht dazu durchringen, das Kind zu entführen und seine Eltern in der Kolonie zurückzulassen. Polina, die den Fremden ungeachtet ihrer eigenen tödlichen Erkrankung umsorgte, brachte in der verwitterten und vernarbten Seele des Wikingers irgendetwas zum Klingen.
    So beschloss er, Sergej und Polina zu überreden, ebenfalls nach Moskau zu ziehen. Die Erzählungen über Wosnizyn, über die Metro, der Schatten einer Hoffnung auf Heilung erzielten den erwünschten Effekt. Dabei hatte Wosnizyn gar nicht vor, seine ehemaligen Versuchspersonen zu heilen, weil er keine entsprechenden Medikamente mehr besaß. Aber das wusste Max zu diesem Zeitpunkt nicht.
    Als sie zu viert aus der Kolonie flüchteten, begann sich etwas in Max’ Innerem zu verändern. Der Junge wuchs ihm immer mehr ans Herz, wurde fast wie
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