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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen
Autoren: Ines Thorn
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sie ihr Leben lang mit sich herumgetragen hatte. Und Margarete von der Saale, geübt, aber unglücklich in der Liebe, hörte ihr zu. Als Rosamund geendet hatte, schwiegen beide Frauen einen Augenblick. Rosamund aus Atemlosigkeit und Verwunderung über sich selbst, Margarete aus Nachdenklichkeit.
    «Und das Bild? Wer hat es gemalt?»
    «Mein Mann Matteo», entgegnete Rosamund tapfer. «Damals, vor dem Unfall natürlich.»
    «Natürlich, Euer Ehemann. Vor dem Unfall.» Margarete von der Saale nickte. «Wer auch sonst? Wir Frauen verstehen uns auf diese Dinge nicht.»
    Rosamund schien es, als hätte die unrechtmäßige Landgräfin ihr zugezwinkert. «Ja», bestätigte sie lächelnd. «Wir gehören zum dümmeren Teil der Menschheit.»
    «Ich möchte mich von ihm malen lassen», erklärte Margarete plötzlich.
    Rosamund schluckte. «Nun, Ihr wisst jedoch, dass seine Fähigkeiten eingeschränkt sind, nicht wahr?»
    Die junge Adlige zeigte ein feines Lächeln. «Er soll mich malen, wie er die Elisabeth gemalt hat. Ich denke, das wird er schaffen. Meint Ihr nicht?»
    Rosamund nickte geschwind. «Ja, natürlich wird er das.»
    Margarete stand auf. «Dann werde ich sogleich einen Boten zu ihm schicken. Die Farben soll er besorgen, desgleichen die Leinwand. Den Rahmen werde ich liefern, dazu einen Vorschuss.»
    Rosamund nickte, strich sich über den Leib.
    «Und Ihr?», fragte die Adlige. «Wohin führt Euer Weg?»
    Rosamund sah in die Ferne. Leise sprach sie: «Nach Hause. Ich möchte nach Hause. Mein Kind soll nicht ohne seinen Vater leben. Wir haben alle Fehler gemacht.»
    «Wann brecht Ihr auf?», fragte die unrechtmäßige Landgräfin.
    Rosamund sah erstaunt drein. Sie hatte selbst gerade erst begriffen, dass sie wirklich nach Hause wollte. Nach Hause zu Matteo. Sie liebte ihn, sie war bereit, für ihn, für das Kind und für sich selbst zu kämpfen. Von heute an, schwor sie sich, würde sie sich nehmen, was sie brauchte, was sie wollte. Von heute an würde sie nicht mehr das heilige oder teuflische Mädchen sein, sondern nur noch Rosamund Catalani, Malerin, Ehefrau und bald schon Mutter.
    «Morgen», sprach sie. «Morgen früh breche ich auf.»
    Die unrechtmäßige, zweite Ehefrau des hessischen Landgrafen Philipp reichte der rechtmäßigen Malersgattin Rosamund Catalani die Hand. «Ein Pferd wird Euch morgen früh gebracht, dazu ein berittener Wachmann zu Eurem Schutze.»
    «Aber, aber   … wieso denn?», stotterte Rosamund.
    Margarete von der Saale zog die Augenbrauen hoch und sah dabei sehr erstaunt aus. «Soll ich etwa die Gattin meines zukünftigen Hofmalers ohne Schutz reisen lassen? O nein, meine Liebe. Solche Dinge wollen wir gar nicht erst anfangen. Das Leben, wisst Ihr, ist ein kostbares Gut. Und je schwerer dieses Leben ist, umso wertvoller ist es auch. Vergesst das nie!»
    Sie hob die Hand, winkte zum Abschied und ließ Rosamund in der Laube allein zurück.

Informationen zum Buch
    Die Frauen erschrecken und bekreuzigen sich, die Männer fliehen, wenn sie Rosamund sehen. «Das Mädchen mit den Teufelsaugen» wird sie genannt, seit sie denken kann. Ist es wirklich ein Makel, ein Unglück gar, dass sie ein blaues und ein braunes Auge hat?
     
    Die Mutter erlaubt Rosamund nicht, das Haus zu verlassen. Nur bei Dunkelheit darf sie auf die Straße hinaus. Die Tage verbringt Rosamund in der Malerwerkstatt ihres Vaters. Vom Altgesellen Dietrich lernt sie, wie man Farben anreibt, Pigmente aus Bleiweiß, Pferdeurin oder Blattläusen herstellt. Da geschieht ein Unglück in der Werkstatt, und jeder gibt Rosamund die Schuld daran. Sie soll das Haus verlassen. In einem Kloster findet sie Zuflucht, doch ein Feuer zerstört ihre Heimat. Rosamund steht vor dem Nichts. Als alles verloren scheint, ist die Malerei ihre Rettung   …

Informationen zur Autorin
    Ines Thorn ist eine der erfolgreichsten Autorinnen historischer Romane. Ihre Gesamtauflage liegt bei fast 300   000   Exemplaren. Schreiben ist ihre Berufung. Ines Thorn ist in Leipzig aufgewachsen und lebt seit 1990 in Frankfurt am Main.

Impressum
    Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Juli 2010
    Copyright © 2010 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
    Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages
    Umschlaggestaltung PEPPERZAK BRAND/​Hafen Werbeagentur
    (Umschlagabbildung: © bpk-images; © Private Collection/​Johnny Van Haeften Ltd., London/​bridgemanart.de; ©
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