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Das Lustschiff

Das Lustschiff

Titel: Das Lustschiff
Autoren: Kerstin Dirks
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hatte sie es verdient, nach der Pleite mit Daniel noch einmal an einen Mann zu geraten, der sie so verletzen würde. Sie hatte sich doch fest vorgenommen, dass ihr dies kein zweites Mal passierte. Erneut hatte sie ihr Herz verschenkt, und erneut war es ihr gebrochen worden.

    Josh hatte Carolin die ganze Zeit über im Blick behalten, während er die Treppe heruntergeschritten war. Er hatte sehen wollen, wie sie auf die Offenbarung reagierte, auf eine Reaktion gehofft, die ihr falsches Spiel verriet. Doch stattdessen hatte er Entsetzen in ihren Augen gesehen. Sie war geflohen. Vor ihm. Er würde ihren schmerzverzerrten Blick, der ihn erschütterte und gleichermaßen aufatmen ließ, nie vergessen. Sie hatte nicht gewusst, wer er tatsächlich war, steckte also nicht mit dem Erpresser unter einer Decke. Er hatte ihr unrecht getan, und sein Herz brannte, als ihm klar wurde, was das bedeutete. Josh wollte ihr nacheilen, aber der Saal war voll und alle wollten ihn sprechen, ihm zuprosten, ihm für das gelungene Fest und die aufregende Fahrt danken.
    »Kommen Sie zu uns, Erik, wir müssen unbedingt anstoßen«, sagte Kapitän Dorian Zeissner und winkte ihn zu sich.
    Die meisten Gäste hätte er wohl vertrösten können, aber dem Kapitän ein Gespräch zu verweigern ging natürlich nicht. Bei ihm stand die hinreißende Brigit Susette La Norma. Sie reichte ihm ein Glas.
    »Vielen Dank.«
    »Nichts zu danken, Mr Osburne. Ganz im Gegenteil, wir müssen Ihnen danken. Sie haben das alles hier erst möglich gemacht. Es war eine aufregende Fahrt und ein wunderbarer Zeitvertreib«, sagte die Sängerin mit ihrem charmanten Akzent.
    »Es freut mich, das zu hören.« Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen. Er musste dringend zu Carolin, mit ihr reden, ihr alles erklären. Er hatte sich einfach scheußlich benommen. Hoffentlich würde sie seine Beweggründe verstehen, ihm verzeihen. Wenn sie ihn zurückwies, würde er das nicht ertragen.
    »Ich hoffe auf viele weitere Jahre mit der Sea Love und Ihren imposanten Festen auf Passionata«, sagte Zeissner und hob sein Glas. »Auf eine strahlende Zukunft!«
    »Ja, auf die Zukunft«, gab er zurück und stieß mit dem Kapitän und der hübschen Sängerin an. Doch immer wieder schaute er sich nervös um, ob Carolin zurückgekommen war, aber sie war nirgends zu sehen. Er hatte sich wie ein Narr verhalten. War in seinem Misstrauen aufgegangen. Damit hatte er ihre Liebe aufs Spiel gesetzt. Vielleicht die einzige, echte Liebe, die er je erfahren würde.
    Wenn er nur daran dachte, wie sie sich gefühlt haben musste, nachdem er sie einfach fortgeschickt hatte, blutete ihm das Herz. Er musste die Sache schnell aufklären!
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte er hastig und stellte das Glas auf dem Tablett eines Kellners ab, der ihnen gerade ein paar Häppchen anbieten wollte.
    »Nicht doch, nicht doch, Mr Osburne. Ich wollte Ihnen auch noch etwas mitteilen«, sagte Brigit Susette La Norma und hielt ihn am Arm zurück.
    »Ich … bin gerade sehr … in Eile.«
    »Es ist aber eine wichtige Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet. Sie werden für Ihren Star ein paar Minuten erübrigen können.« Sie lächelte gewinnend.
    »Also schön.« Er blieb stehen, doch sein Herz raste ohne Unterlass.
    »Ich habe mir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen«, fuhr sie fort.
    Josh hatte keine Ahnung, wovon sie sprach, doch er fragte besser nicht nach, bevor sie noch weit ausholte und sich das Gespräch unnötig in die Länge zog.
    »Ich habe die Sea Love sehr lieben gelernt. Und auch wenn es mir nicht leichtfällt, so trete ich doch mit voller Überzeugung von dem Angebot, das mir Smith & Trone gemacht haben, zurück, um weiterhin als Unterhaltungskünstlerin bei Ihnen tätig zu sein.«
    Sie hatte aufhören wollen? Das hatte er in der ganzen Hektik nicht mitbekommen. Wahrscheinlich war die Kündigung in seinem Büro in New York eingegangen. Da er die letzten Tage auf der Sea Love verbracht hatte, war er natürlich nicht auf dem neuesten Stand. Aber das alles zu erklären hätte zu lange gedauert.
    »Sehen Sie, das ist mir erst jetzt klar geworden, fast zu spät, aber ich liebe dieses Schiff wirklich sehr«, fügte sie hinzu und hakte sich dabei bei Zeissner ein, blickte ihn an, als spräche sie in diesem Moment gar nicht von der Sea Love , sondern deren Kapitän. Dessen Augen weiteten sich, und er lächelte wie ein Schwerverliebter. Da dämmerte Josh, was diese Blicke zu bedeuten hatten. Und was
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