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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition)
Autoren: Tiffany Reisz
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es vermocht hätten.
    „Bitte, vergib mir auch“, flehte sie.
    „Nein, Gracie.“ Er schluckte hart. „Es gibt nichts, das ich dir vergeben müsste. Aber ich möchte etwas wissen.“
    „Dann frag mich.“
    Zach schob sie etwas von sich und hielt sie an den Schultern fest. Er suchte in ihrem Gesicht nach Antworten und konnte noch immer nicht glauben, dass sie da war.
    „Habe ich dich verloren? Oder habe ich dich nie gehabt?“, fragte er.
    Grace schüttelte den Kopf. „Du hast mich nie verloren, Zachary. Und du hast mich immer, immer gehabt.“
    Zachs Herz schwoll so sehr an, dass er dachte, es würde ihm gleich aus der Brust springen.
    „Ich habe dich belogen“, sagte Grace und schaute zu ihm auf.
    Seine Hände wurden eiskalt. „Inwiefern?“
    „An dem Tag, als ich dich wegen des Stromausfalls angerufen habe – es hat nie einen Stromausfall gegeben.“
    „Hat es nicht?“ Er lachte beinahe.
    „Nein“, sagte sie und drückte ihren Kopf wieder gegen seine Brust. „Die Lichter haben die ganze Zeit gebrannt.“
    Der Altarraum der Sacred Heart war leer. Nur die Luft war noch schwer und strahlte die Wärme der hundert Seelen ab, die erst vor knapp einer Stunde die Kirche verlassen hatten. Nora schaute zum Altar. Tief atmete sie den vertrauten rauchigen Geruch ein. Sie dachte an das Buch der Offenbarung und wie darin die Gebete in der Kirche in der Form von Weihrauch zu Gott aufstiegen. Sie sprach ein kurzes Gebet und entließ es auch wie Rauch in den Himmel hinauf.
    „Ich fürchte, die Samstagmorgenmesse hast du verpasst.“
    Nora drehte sich um. Søren füllte gerade die Schale mit dem Weihwasser am Eingang zum Kirchenschiff mithilfe eines Zinnkrugs nach. „Aber wir feiern die Vigil heute Abend um fünf, wenn du dann gerne wiederkommen möchtest.“
    „Søren, du bist einfach allgegenwärtig.“ Nora ging auf ihn zu.
    Er stellte den leeren Krug beiseite. „Ich bevorzuge den Begriff
omnipräsent“
, sagte er.
    „Ja, das würdest du wohl.“
    Nora gab sich gar nicht erst die Mühe, ihn mit einem Lächeln zu täuschen. Sie kannte ihn und wusste, dass er sie sofort durchschauen würde. Sie wartete daher und ließ sich eingehend von ihm mustern. Seine wissenden Augen fühlten sich auf ihrem Gesicht so intim an wie eine Berührung.
    „Du siehst müde aus, Kleines“, sagte er.
    „Ich bin auch müde.“
    „Erzähl.“
    „Ich habe so eine große Gabe, alles zu ruinieren. Manchmal beeindruckt mich das selber.“
    „Selbstmitleid steht dir nicht.“ Er tadelte sie mit derselben Stimme, mit der er ungezogene Kinder in den Fluren zurechtwies. „Und auch wenn du die Gabe hast, Chaos zu verursachen, habe ich nie den Eindruck gewonnen, dass du mit Absicht etwas zerstörst. Also, was ist passiert?“
    Nora schenkte ihm ein feines Lächeln. „Ich habe das Buch vollendet.“
    „Ich hatte keinen Zweifel, dass es dir gelingt.“
    „Zach hat sogar den Vertrag unterschrieben. Danach haben wir gefeiert.“
    „Auch das habe ich nicht bezweifelt“, sagte Søren und grinste. „Warum nur ist dann so viel Traurigkeit in deinem Blick?“
    „Ich habe heute Zachs Frau getroffen.“
    „Ah ja. Die einstige und zukünftige Mrs Easton. Was denkst du über sie?“
    „Ich denke, er wird zu ihr zurückgehen.“
    Søren nickte. „Das war unausweichlich.“
    Nora schluckte schwer. „Und die letzte Nacht hat ihm nichts bedeutet.“
    „Ich bin sicher, eure gemeinsame Nacht bedeutet ihm sehr viel. Mehr, als du vielleicht denkst. Der Wind, der uns vom Kurs abbringt, kann uns genauso gut wieder umdrehen und nach Hause treiben.“
    „Sie ist sein Zuhause. Das konnte ich in ihren Augen sehen. Søren, sie ist perfekt.“
    „Vielleicht für ihn perfekt. Für mich, liebe Eleanor, bist du die Makellose.“
    Noras Herz schlug heftig in ihrer Brust. Sørens Liebe hatte nie aufgehört, sie demütig zu machen. „Ich habe so viele Makel, wie man nur haben kann.“
    „Du bist ein Mensch. Und das ist der bessere Teil deiner Schönheit. Aber du hast immer gewusst, dass dein Lektor sich mehr nach seiner Frau sehnte als nach allem anderen. Es kann dich also nicht überrascht haben. Was ist noch passiert?“
    Nora hatte sich vor dieser Frage gefürchtet. Aber Søren war ihr Beichtvater gewesen, seit sie fünfzehn war. Sie brauchte seine Absolution jetzt mehr als jemals zuvor.
    „Letzten Sonntag – Wesley und ich haben beinahe miteinander geschlafen.“
    „Du warst wirklich sehr beschäftigt, hm? Warum nur ‚beinahe‘?“
    „Er hat
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