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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
Autoren: George R R Martin
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Mann ein Eidbrüchiger, ein Deserteur aus der Nachtwache. Niemand ist gefährlicher.
Der Deserteur weiß, dass sein Leben verwirkt ist, wenn er gefasst wird, daher wird er vor keinem Verbrechen zurückschrecken, so schändlich es auch sein mag. Doch du missverstehst mich. Die Frage ist nicht, warum der Mann sterben musste, sondern warum ich es tun musste.«
    Darauf wusste Bran keine Antwort. »König Robert hat einen Henker«, sagte er unsicher.
    »Das stimmt«, bestätigte sein Vater. »Wie alle Könige der Targaryen vor ihm. Doch unsere Tradition ist die ältere. Das Blut der Ersten Menschen fließt noch heute in den Adern der Starks, und wir halten an dem Glauben fest, dass ein Mann, der ein Urteil spricht, auch selbst das Schwert führen soll. Wenn du jemandem das Leben nehmen willst, bist du es ihm schuldig, ihm in die Augen zu blicken und seine letzten Worte zu hören. Wenn du es nicht ertragen kannst, dann verdient der Mann vielleicht auch nicht den Tod.
    Eines Tages, Bran, wirst du Robbs Vasall sein und selbst ein Lehen von deinem Bruder und deinem König erhalten, dann wird es an dir sein, Recht zu sprechen. Wenn dieser Tag kommt, darfst du keine Freude an dieser Aufgabe empfinden, doch darfst du dich auch nicht abwenden. Ein Herrscher, der sich hinter bezahlten Henkern versteckt, vergisst bald, was der Tod bedeutet.«
    Das war der Moment, in dem Jon wieder auf der Kuppe des Hügels vor ihnen erschien. Er winkte und rief ihnen zu: »Vater, Bran, kommt schnell und seht, was Robb gefunden hat!« Dann war er erneut verschwunden.
    Jory schloss zu ihnen auf. »Ärger, Mylord?«
    »Zweifellos«, sagte sein Hoher Vater. »Kommt, sehen wir mal, welches Unheil meine Söhne diesmal ausgegraben haben. « Er setzte sein Pferd in Trab. Jory und Bran und alle anderen folgten ihm.
    Sie fanden Robb am Flussufer nördlich der Brücke, und neben ihm saß Jon noch immer zu Pferd. Beim letzten Neumond dieses Spätsommers hatte es heftig geschneit. Robb stand knietief im Weiß, die Kapuze vom Kopf geschoben, sodass
die Sonne sein Haar leuchten ließ. Er wiegte etwas im Arm, auf das die Jungen beschwichtigend einredeten.
    Die Reiter suchten sich sorgsam einen Weg durch die Schneewehen, ließen die Pferde auf der verhüllten, unebenen Erde nach festem Tritt suchen. Jory Cassel und Theon Graufreud waren als Erste bei den Jungen. Graufreud lachte und scherzte. Bran hörte ihn aufstöhnen. »Bei allen Göttern!« , rief er und kämpfte darum, sein Pferd im Zaum zu halten, während er nach seinem Schwert griff.
    Jory hatte das Schwert schon gezückt. »Zurück, Robb!«, rief er, als sich sein Pferd unter ihm aufbäumte.
    Robb grinste und blickte von dem Bündel in seinen Armen auf. »Sie kann dir nichts tun«, sagte er. »Sie ist tot, Jory.«
    Inzwischen brannte Bran vor Neugier. Er hätte seinem Pony die Sporen gegeben, doch sein Vater ließ sie neben der Brücke absteigen und zu Fuß weitergehen. Bran sprang ab und rannte.
    Nun waren auch Jon, Jory und Theon Graufreud abgestiegen. »Was bei allen sieben Höllen ist das?«, sagte Graufreud.
    »Ein Wolf«, erklärte Robb.
    »Eine Missgeburt«, sagte Graufreud. »Seht euch nur an, wie groß er ist.«
    Brans Herz schlug laut in seiner Brust, als er durch den hüfthohen Schnee an die Seite seines Bruders eilte.
    Halb unter blutigem Schnee verborgen lag eine riesenhafte, dunkle Gestalt im Tod zusammengesunken. Eis hatte sich in ihrem zottigen Fell gebildet, und ein schwacher Geruch von Verwesung hing daran wie das Duftwasser einer Frau. Bran sah blinde Augen, aus denen Maden krochen, ein großes Maul voll gelber Zähne. Doch war es die Größe, die seinen Atem stocken ließ. Der Wolf war größer als sein Pony, doppelt so groß wie der größte Jagdhund in der Meute seines Vaters.
    »Das ist keine Missgeburt«, sagte Jon ganz ruhig. »Es ist ein Schattenwolf. Die werden größer als jede andere Rasse.«

    Theon Graufreud sagte: »Seit zweihundert Jahren hat man keinen Schattenwolf mehr südlich der Mauer gesehen.«
    »Jetzt sehe ich einen«, erwiderte Jon.
    Bran riss seinen Blick von dem Monstrum los. Da bemerkte er das Bündel in Robbs Armen. Er stieß einen Freudenschrei aus und trat näher heran. Das Wolfsjunge war ein winziges Knäuel aus grauschwarzem Fell, die Augen noch geschlossen. Blindlings schmiegte es sich an Robbs Brust, während der es wiegte, und auf der Suche nach Milch gab es ein leises Wimmern dabei von sich. Zögerlich streckte Bran eine Hand danach aus. »Mach nur«,
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