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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
Autoren: George R R Martin
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lassen.«
    »Ich auch!«, plapperte Bran ihm nach.
    Eindringlich musterte der Lord seine Söhne. »Leichter gesagt als getan. Ich werde nicht zulassen, dass ihr die Zeit der Diener damit vergeudet. Wenn ihr diese Welpen wollt, werdet ihr sie selbst füttern. Habt ihr verstanden?«
    Bran nickte eifrig. Das Wolfsjunge krümmte sich in seinem Griff, leckte ihm mit warmer Zunge über das Gesicht.

    »Außerdem müsst ihr sie abrichten«, sagte ihr Vater. » Ihr müsst sie abrichten. Der Hundeführer wird sich mit diesen Ungeheuern nicht befassen, das verspreche ich euch. Und mögen euch die Götter beistehen, wenn ihr sie vernachlässigt, sie quält oder schlecht abrichtet. Das hier sind keine Hunde, die betteln und bei einem Tritt den Schwanz einziehen. Ein Schattenwolf kann einem Menschen den Arm aus der Schulter reißen, so leicht wie ein Hund eine Ratte tötet. Seid ihr sicher, dass ihr sie wollt?«
    »Ja, Vater«, sagte Bran.
    »Ja«, willigte Robb ein.
    »Vielleicht sterben die Welpen trotz alledem.«
    »Sie werden nicht sterben«, sagte Robb. »Wir werden sie nicht sterben lassen. «
    »Dann behaltet sie. Jory, Desmond, sammelt die restlichen Welpen ein. Es wird Zeit für die Rückkehr nach Winterfell.«
    Erst als sie aufgestiegen und wieder unterwegs waren, gestattete sich Bran, den süßen Duft des Sieges einzuatmen. Mittlerweile hatte sich der Welpe an sein Leder geschmiegt, drückte sich warm an ihn, geborgen für den langen Heimweg. Bran überlegte, wie er ihn nennen sollte.
    Auf halbem Weg über die Brücke hielt Jon plötzlich an.
    »Was ist, Jon?«, fragte ihr Hoher Vater.
    »Könnt Ihr es nicht hören?«
    Bran hörte den Wind in den Bäumen, das Klappern ihrer Hufe auf Planken aus Eisenholz, das Jaulen seines hungrigen Welpen, doch Jon lauschte nach etwas anderem.
    »Da«, sagte Jon. Er riss sein Pferd herum und galoppierte über die Brücke. Sie sahen, wie er abstieg, wo der tote Schattenwolf im Schnee lag, und niederkniete. Einen Augenblick später kam er lächelnd zurückgeritten.
    »Er muss von den anderen fortgekrochen sein«, sagte Jon.
    »Oder er wurde vertrieben«, sagte ihr Vater mit einem Blick auf den sechsten Welpen. Dessen Augen waren rot wie das Blut des zerlumpten Mannes, der am Morgen gestorben
war. Bran fand es merkwürdig, dass allein dieser Welpe die Augen geöffnet hatte, während die anderen noch blind waren.
    »Ein Albino«, sagte Theon Graufreud mit gequältem Vergnügen. »Der hier wird noch schneller sterben als die anderen. «
    Jon Schnee warf dem Mündel seines Vaters einen langen, kalten Blick zu. »Das glaube ich kaum, Graufreud«, sagte er. »Der hier gehört mir.«

CATELYN
    Catelyn hatte diesen Götterhain noch nie gemocht.
    Sie war eine geborene Tully aus Schnellwasser weit im Süden, am roten Arm des Trident. Im Götterhain dort gab es einen Garten, hell und luftig, in dem hohe Rotholzbäume ihre Schatten über singende Bäche warfen, Vögel in verborgenen Nestern zwitscherten und die Luft von Blumenduft erfüllt war.
    Die Götter von Winterfell hielten sich andere Bäume. Es war ein dunkler, urweltlicher Ort, drei Morgen von altem Wald, zehntausend Jahre unberührt, als die finstere Burg darum entstand. Es roch nach feuchter Erde und Fäulnis. Hier wuchs kein Rotholz. Es war ein Wald aus unbeugsamen Wachbäumen, die mit graugrünen Nadeln bewaffnet waren, aus mächtigen Eichen, aus Eisenholz, so alt wie das Reich selbst. Die dicken, schwarzen Stämme standen eng zusammen, während krumme Äste ein festes Dach bildeten und unförmige Wurzeln unter der Erde miteinander rangen. Es war ein Ort tiefer Stille und drückender Schatten, und die Götter, die hier lebten, hatten keine Namen.
    Doch wusste sie, dass sie ihren Mann hier heute Abend finden würde. Immer wenn er jemandem das Leben nahm, suchte er danach die Stille des Götterhaines.
    Catelyn war mit den sieben Ölen gesalbt und hatte ihren Namen im Regenbogen aus Licht bekommen, der die Septe von Schnellwasser erfüllte. Sie hing dem Glauben an, wie ihr Vater und Großvater und auch dessen Vater vor ihr. Ihre Götter hatten Namen, und ihre Gesichter waren ihr so vertraut wie die ihrer Eltern. Götterdienst war ihr ein Septon, der
Duft von Weihrauch, ein siebenseitiger Kristall, in dem das Licht spielte, Stimmen, die ein Lied sangen. Die Tullys hielten sich – wie alle großen Häuser – einen Götterhain, doch war dieser nur ein Ort, an dem man schlendern oder lesen oder in der Sonne liegen konnte. Götterdienst
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