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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition)
Autoren: Inez Corbi
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McIntyre in terra australis schnell zu einem bedeutenden Mann aufsteigen wird. Ist denn inzwischen bekannt, wann er abreist?«  
    Curran schüttelte den Kopf. »Die Minerva liegt schon seit Wochen bei Cork vor Anker. Der arme Alistair.« Curran nahm noch einen Schluck Tee. »Er hatte seine Praxis bereits aufgegeben und wollte sich einschiffen, als man ihm sagte, dass sich die Abreise um unbestimmte Zeit verzögern würde.«  
    »Es ist sehr großzügig von Euch, ihn solange bei Euch wohnen zu lassen«, warf Moira ein. Ivy hatte ihr davon erzählt.  
    Curran lächelte ihr freundlich zu. »Das ist ein Gebot unter Freunden. Ich konnte ihn doch nicht auf der Straße sitzen lassen – schließlich ist sein Nachfolger mit seiner Familie längst in die neuen Räume eingezogen.«  
    »Und Dr. McIntyre hat keine Familie?«  
    »Nein. Seine Ehe blieb kinderlos, und seine Frau ist im vergangenen Jahr gestorben.«  
    »Haben die Rebellen sie umgebracht?«, wollte Moira wissen.  
    Curran wirkte für einen Moment verwirrt, und auch Mutter sah sie irritiert an.  
    »Nein, sie … war krank«, sagte er dann. Moira fiel das kurze Zögern in seiner Antwort auf.  
    »Und Dr. McIntyre konnte ihr nicht helfen?«  
    »Nein. Es gibt Krankheiten, bei denen auch der beste Arzt versagt.«  
    Mutter zuckte zusammen, als es an der Tür klopfte.  
    »Herein!«, rief sie und stellte die Teetasse etwas zu hastig ab. Eine bräunliche Lache bildete sich auf der Untertasse. Sie schien es nicht zu bemerken.  
    Jane, die Haushälterin, erschien. »Ma’am, Miss? Mr Delaney wünscht Euch zu sprechen.«  
    So nervös hatte Moira ihre Mutter noch nie gesehen. »Mr Curran, Ihr entschuldigt uns?«  
    Curran hatte sich erhoben, verneigte sich würdevoll und blieb stehen, bis die beiden Frauen den Raum verlassen hatten.  
    Mutter eilte wortlos und mit raschelndem Seidenrock die Treppe hinauf. Ihr Schweigen beängstigte Moira mehr, als wenn sie ihr erneut eine Strafpredigt gehalten hätte.  
    »Warte«, sagte Mutter, als sie vor dem Zimmer der Eltern angekommen waren. »Lass mich dich ansehen.«  
    Mit zwei Fingern zupfte sie an Moiras Haar herum, dann holte sie tief Luft und klopfte an der Tür. Bei ihrem Eintreten erhob sich Dr. McIntyre von einem Stuhl.  
    »Vater! Geht es dir gut?« Moiras Blick flog zum Bett. Auf Vaters rundem, rosigen Gesicht lag ein seliges Lächeln.  
    »Aber ja, Liebes. Es geht mir sogar ausgesprochen gut. Dr. McIntyre hat mir lediglich noch einige Tage Bettruhe verordnet.«  
    Neben ihm hüstelte seine Frau. Philip Delaney wies auf einen weiteren Stuhl. »Setz dich, Moira. Dr. McIntyre möchte mit dir sprechen.«  
    Moira sah ihren Vater verwirrt an. »Aber ich bin nicht krank.«  
    Mutter seufzte auf. »Gott, ich wünschte, du wärst es. Dann gäbe es vermutlich ein Heilmittel für dein Verhalten!«  
    »Miss Moira«, sagte Dr. McIntyre in diesem Moment. Er fuhr sich über seinen Backenbart. Sein fleckiges Gesicht hatte eine rötliche Färbung angenommen.  
    »Miss Moira«, sagte er noch einmal und räusperte sich. »Erweist mir die Ehre, Euch zur Frau zu nehmen.«  
    »Was?!« Moira blieb der Mund vor Überraschung offen stehen, dann begann sie zu lachen. Es war einfach zu absurd. Glaubte dieser alte Bock tatsächlich, er könnte um ihre Hand anhalten?  
    Dr. McIntyre lachte nicht. »Euer Vater hat schon eingewilligt. Wenn Ihr –«  
    »Mein lieber, mein guter Dr. McIntyre«, unterbrach ihn die Mutter freudig. »Ich … Wir … Von Herzen gerne!«  
    Moira erstarb das Lachen in der Kehle. Sie starrte ihre Mutter an, als sei dieser plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen. Das konnte sie doch nicht ernst meinen! Sicher würde sie gleich aufwachen und erkennen, dass dies alles nur ein Alptraum war.  
    Aber sie wachte nicht auf. Das hier war die Wirklichkeit.  
    Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie aufgestanden war. »Nein!« Ihre Stimme hörte sich ganz fremd an. »Nein, das werde ich ganz sicher nicht!«  
    »Moira! Hört nicht auf sie, verehrter Dr. McIntyre. Sie meint es nicht so. Nicht wahr, Moira?« Mutters Stimme hatte einen drohenden Unterton angenommen.  
    Moiras Gedanken flogen, ihr Herz hämmerte schmerzhaft. Ihr fiel nur eines ein, mit dem sie verhindern konnte, wie ein Stück Vieh an diesen alten Mann verschachert zu werden.  
    »Ich … ich bin nicht mehr unberührt«, platzte sie heraus und spürte, wie ihr bei diesen Worten das Blut ins Gesicht schoss.  
    Philip Delaney fiel mit
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