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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori
Autoren: Sarah Lark
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ausgedehntere Räume als sein Stellvertreter Matt Gawain, dessen Büro an sein eigenes grenzte. Beide Zimmer waren ebenerdig und hell und boten einen weiten Blick über die wichtigsten Bergwerksanlagen. Tim hatte den Förderturm im Blick, sah die Männer zur Schicht kommen und würde bald die Schienen vor sich sehen, über die man die geförderte Kohle demnächst direkt zur Bahnlinie schaffen wollte. Aber auch jetzt schon herrschte reges Treiben; neue Grubenlampen und modernere Schutzhelme und Loren zum Kohletransport unter Tage wurden angeliefert, und Matt Gawain sprach zu einer Gruppe neuer Bergleute. Zum Teil kamen sie direkt aus den Bergbaugebieten in England und Wales. George Greenwood ließ Neueinwanderer mit Fachkenntnissen in den Einwanderungshäfen von Lyttelton und Dunedin anwerben.
    Tim atmete tief durch, fand aber keine Zeit, sich in seinem neuen Reich gründlich umzusehen, denn Lester Harding erschien, der Sekretär seines Vaters, um ihn in Empfang zu nehmen. Die aufgesetzte Servilität des Mannes raubte Tim sofort die gute Laune.
    »Soll ich Ihnen einen Sessel bringen, Mr. Lambert? Sie würden es ein wenig bequemer haben. Möchten Sie ein Glas Wasser?«
    Tim wollte sich eigentlich nicht ärgern, aber wenn er den Mann nicht gleich in seine Schranken wies, würde der ihm jeden Tag auf die Nerven gehen. So warf er nur einen abschätzenden Blick auf die sicher gemütlichen, aber niedrigen Ledersessel, die in einer Ecke seines Büros um einen kleinen Tisch und eine winzige Hausbar gruppiert waren.
    »Ich weiß nicht, wie Sie es halten, aber ich arbeite im Allgemeinen lieber an meinem Schreibtisch als darunter«, erklärte Tim frostig. »Und da ich über eine normale Körpergröße verfüge, bietet der Schreibtischstuhl mir durchaus angemessene Konditionen. Nach ...«, er sah auf die Uhr, »nicht mal einer Minute Aufenthalt in diesem Büro benötige ich auch noch keine Erfrischung. Wenn Mr. Gawain nachher hereinkommt, dürfen Sie uns allerdings einen Tee servieren.« Tim lächelte, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen. »Bis dahin bringen Sie mir nur die Bilanzen der letzten zwei Monate und die Kataloge unser wichtigsten Baustofflieferanten.«
    Harding verschwand mit indigniertem Gesichtsausdruck.
    Tim hatte ihn schon vergessen. Auf die Dauer würde sich erweisen, ob er mit dem Mann arbeiten konnte. Wenn nicht, würde sich ein anderer Sekretär finden. Er hatte Zeit. Er würde sein Büro und seine Mine nach eigenem Gutdünken formen.
     
    Florence Weber betrat ihr neues Büro. Es war – schon um die Form zu wahren – ein bisschen kleiner als das ihres Mannes, mit dem es verbunden war. Außerdem viel kleiner als das seines Vaters, aber der hatte schon die Absicht geäußert, sich in der nächsten Zeit mehr und mehr aus dem Betrieb zurückzuziehen. Jetzt war schließlich sein Sohn da und arbeitete fleißig. Auch heute saß Caleb schon seit fast zwei Stunden an seinem Schreibtisch. Florence hatte nicht mal bemerkt, wann er das Haus verlassen hatte. Beinahe zärtlich blickte sie im Vorbeigehen auf seinen blonden Schopf, der tief über Bücher und sonstige Papiere gebeugt war, die allerdings nicht das Geringste mit Bergbau oder gar Kohle zu tun hatten. Caleb arbeitete an einer Abhandlung zur geologischen Verwandtschaft des Maori-Greenstone – oder Pounamu – und der chinesischen und südamerikanischen Jade sowie deren mythologische Bedeutung für die Maori-und Aztekenkultur. Das Thema fesselte ihn ungemein. Gestern Abend hatte er Florence längere Vorträge zum Verhältnis von Jadeit zu Nephrit in den verschiedenen Vorkommen gehalten. Als brave Ehefrau hatte sie ihm ergeben gelauscht, aber während der Geschäftszeiten würde er sie nicht damit behelligen. Florence schloss leise die Tür zwischen ihren Räumen.
    Ihr Büro! Es war hell, freundlich und bot vor allem einen hervorragenden Überblick über die Bergwerksbauten. Die Kontore der Biller-Mine lagen im zweiten Stock eines Lagergebäudes, und von Florence’ Fenster aus sah man den Förderturm, die Eingänge zur Mine und die Schienenstränge, die den raschen Transport der geförderten Kohle zu den Bahnanlagen gewährleisteten. Die modernste Anlage der Gegend ... Florence konnte sich nicht satt daran sehen, aber jetzt unterbrach sie das Eintreten eines Sekretärs.
    Bill Holland, erinnerte sie sich. Ein noch recht junger Mann, aber seit längerem für Biller tätig.
    »Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, Madam?«, erkundigte er sich servil.
    Florence nahm
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