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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori
Autoren: Sarah Lark
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Abschiedskonzert auf der Südinsel beizuwohnen. Anschließend würden die Künstlerinnen sowie William nach England reisen. Konzerttermine in London und verschiedenen anderen englischen Städten standen bereits fest. William hatte eine bekannte Konzertagentur aufgetan, die ihre Tournee plante.
    »Kura bekommt also letztendlich genau das, was sie immer wollte«, meinte Fleurette O’Keefe missbilligend. Sie hatte Kura in Greymouth nicht mehr getroffen und war immer noch verstimmt. Gut, William als Schwiegersohn hätte ihr deutlich weniger behagt als Tim Lambert, für den sie rasch herzliche Sympathie entwickelt hatte. Doch Kura und William hatten ihrer Tochter wehgetan, und das verzieh eine Mutter nicht so schnell.
    »Was machen sie denn jetzt mit dem kleinen Mädchen?« Fleurette erinnerte sich an Gloria. »Soll es mit nach Europa?«
    »Soviel ich weiß, nicht«, antwortete Helen. Die Missstimmung zwischen ihr und Gwyneira McKenzie-Warden hatte nicht lange gehalten. Die Frauen waren zu enge Freundinnen, um sich durch irgendetwas entzweien zu lassen. Daher hatten sie ihren Briefwechsel sehr bald nach Kuras Hochzeit wieder aufgenommen und in den letzten Jahren ihren Kummer über Elaines Verschwinden miteinander geteilt. »Die Kleine bleibt auf Kiward Station. Vorerst jedenfalls. Bei Kura weiß man ja nie, was ihr einfällt. Aber bislang haben sich weder Vater noch Mutter auch nur im Geringsten für Gloria interessiert. Warum sollte sich das jetzt ändern? Und eine Dreijährige durch halb Europa zu schleppen wäre wirklich Unsinn.«
    »Womit also auch Mommy genau das bekommt, was sie will!« Fleurette lächelte. »Eine zweite Chance, die Erbin von Kiward Station in ihrem Sinne aufzuziehen. Und Tonga wetzt schon die Messer ...«
    Helen lachte. »So schlimm wird’s schon nicht sein. Bei Kura hat er es ja auch eher mit Liebe versucht. Wie konnte er auch ahnen, dass sich jemand findet, der sich noch besser auf das 
whaikorero
 versteht?«
     
    Die Bahnlinie zwischen der Westküste und den Canterbury Plains war bereits in Betrieb, und Elaine schaute ihrer ersten Bahnreise voller Spannung entgegen. Tim hoffte auf eine weniger strapaziöse Tour als die Fahrt nach Blenheim und wurde nicht enttäuscht. Ihre Hochzeitsreise war purer Luxus, zumal George Greenwood über einen privaten Salonwagen verfügte. Er stellte ihn dem Brautpaar großzügig zur Verfügung, und so liebten Tim und Lainie sich auf einem ratternden Bett und verschütteten lachend Champagner.
    »Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen!«, erklärte Elaine begeistert.
    Tim lächelte. »Dann hättest du als Klavierspielerin bei Kura bleiben müssen. Die schwärmt doch immer vom Privatwaggon ihres Idols. Wie hieß die Frau noch ...?«
    »Weiß nicht, irgendeine Operndiva ... Adelina Patti! Und reist die nicht sogar mit einem eigenen Zug? Vielleicht hättest du doch in der Firma dieses Mr. Redcliff anfangen sollen. Als Eisenbahner kriegt man die Züge wahrscheinlich billiger.« Elaine schmiegte sich glücklich in Tims Arme.
     
    Die McKenzies erwarteten die Reisenden am Bahnhof in Christchurch, und Gwyneira schloss Elaine gerührt in die Arme. Im Gegensatz zu Helen, deren Züge in den letzten Jahren hagerer und strenger geworden waren, schien Gwyn kaum gealtert.
    »Wie auch, mit einem Haus voller Kinder!«, meinte sie vergnügt, als Helen ihr ein Kompliment machte. »Jack und Glory ... und Jennifer ist ja auch noch sehr jung und ein so süßes Mädchen. Guck mal!«
    Jennifer Greenwood, die immer noch die Maori-Kinder auf Kiward Station unterrichtete, begrüßte soeben errötend Stephen O’Keefe. Die beiden diskutierten in juristisch einwandfreier Argumentation, ob man sich in der Öffentlichkeit küssen dürfe oder nicht, und taten es schließlich hinter Jennys Sonnenschirm.
    »Das wird die nächste Hochzeit. Stephen fängt nach dem Studium als Firmenanwalt bei Greenwood an.«
    Helen nickte. »Sehr zum Missfallen seines Vaters, Ruben hätte ihn zu gern als Richter gesehen. Aber wo die Liebe hinfällt ... Das da ist wohl auch eine ganz große!« Sie wies lächelnd auf Jack und die kleine Gloria. Jack war inzwischen achtzehn, ein hoch aufgeschossener junger Mann mit wilden rotbraunen Locken, der Helen sehr an den jungen James erinnerte. Trotz seiner Schlaksigkeit bewegte er sich erstaunlich geschickt und steuerte seine winzige Begleiterin sicher durch das Bahnhofswirrwarr.
    »Eisenbahn«, plapperte Gloria ein wenig desinteressiert nach und wies wie Jack auf das
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