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Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)
Autoren: Linda Holeman
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hören. Wir werden ihnen nachreiten. Und zwar jetzt. Grischa, trommle so viele Männer zusammen, wie wir Pferde haben. Wir werden sie finden, Antonina. Und Michail zurückbringen. «
    » Kostja. « Wieder wirft sie einen Blick auf seine Hand. Sie ist jetzt von einem dicken Verband umwickelt und ruht in einer Schlinge vor seiner Brust, nur noch Zeige- und Mittelfinger ragen heraus und deuten nach oben. » Ist Mischa … haben sie ihm etwas angetan? Erzähl mir, was geschehen ist, was sie genau gesagt haben. «
    » Sie haben ihm nichts getan « , erwidert er.
    Sie möchte ihm gern glauben. » Dann nichts wie los, Kostja « , sagt sie, noch lauter diesmal, und schaut über die Schulter Grischa an. » Los, Grischa, beeilt euch. Ich komme auch mit. Lilja, geh und hol mir meine Reitstiefel. Und du, Ljoscha, sattle mein Pferd. «
    Aber plötzlich starrt Konstantin Grischa wütend an.
    » Du « , brüllt er, steht jäh auf und stößt Antonina zur Seite, als wäre ihre Energie auf ihn übergesprungen. Seine Frau verliert das Gleichgewicht, aber Lilja ist zur Stelle, um sie aufzufangen. Konstantin schwankt. » Du hast ihm das verdammte Pferd gegeben. Aber der Junge ist nicht mit dem Wallach zurechtgekommen. Er ist zu wild für ihn. Warum musstest du ihn auf ein so schwieriges Pferd setzen, du Idiot? « Er hebt die linke Hand, als wolle er Grischa schlagen, doch im nächsten Moment stöhnt er auf und berührt stattdessen seine verbundene Hand, ehe er rückwärtstorkelt und mit gespreizten Beinen schwer auf das Kanapee zurückfällt.
    Grischa hat sich nicht von der Stelle gerührt. Abgesehen von einer leichten Röte verrät sein Gesicht wie üblich nichts. Weder entschuldigt er sich, noch senkt er den Blick.
    » Um Himmels willen, vergiss doch jetzt das Pferd. Nun geh schon, Grischa « , sagt Antonina. » Beeil dich. Wir dürfen nicht länger warten. Jede Minute, die verstreicht … Michail ist noch ein Kind. Bis gestern hatte er noch Fieber. Er sollte bei dieser Kälte gar nicht draußen sein. « Sie weiß, sie spricht zu schnell, aber sie muss einfach weiterreden. » Er braucht Wärme, nicht wahr, Lilja? « Sie sieht ihre Zofe an, und diese nickt. » Bald wird es dunkel. Wir dürfen nicht länger warten. «
    Lilja ergreift die Hand der Gräfin und reibt sie zwischen ihren Händen.
    Konstantin steht wieder auf, sein Gesicht ist kalkweiß. » Los, beeil dich, du verdammter Trottel! « , schreit er Grischa an. » Trommle die Männer zusammen, und dann machen wir uns auf den Weg. «
    Grischa starrt Konstantin an, als wollte er etwas sagen. Sein Gesicht ist jetzt noch geröteter, seine Kiefermuskeln sind angespannt.
    Antonina entzieht Lilja ihre Hand. » In welche Richtung sollen wir … « , beginnt sie, aber Konstantin packt sie am Handgelenk.
    » Du reitest nicht mit. Bleib hier und warte. «
    » Kommt gar nicht in Frage « , entgegnet sie. » Ich kann besser reiten als die meisten Männer. Ich komme mit euch. «
    Konstantin verstärkt seinen Griff um ihr Handgelenk und beugt sich zu ihr vor. Dann sagt er mit leiser Stimme zu ihr, aber laut genug, damit alle im Zimmer ihn hören können: » Du bist betrunken. In diesem Zustand kannst du nicht reiten. Bleib hier und sieh zu, dass du nüchtern wirst. Hast du verstanden? «
    Antonina biegt den Kopf nach hinten und sieht ihn blinzelnd an. Von den Bediensteten ist kein Mucks zu hören, nicht einmal ein Husten oder Schaben mit einem Stiefel. Antonina hebt das Kinn. » Sprich nicht so mit mir, Konstantin. Das Einzige, was jetzt zählt, ist, dass wir unseren Sohn wohlbehalten zurückbringen. Ich möchte mitkommen. «
    » Nein, das wirst du nicht. « Konstantin geht an ihr vorbei, und das Häufchen Dienstboden in der Tür teilt sich, um ihn durchzulassen.
    Lilja legt den Arm um Antoninas Schultern. » Kommen Sie, Gräfin. Kommen Sie, bitte. Wir bringen Ihnen Tee. «
    Antonina sieht sie an, als spräche sie in einer fremden Sprache mit ihr. Tee? Wie kommt Lilja auf die Idee, dass Tee jetzt von Nutzen sein kann? Lilja senkt den Blick – aber zu spät, Antonina hat den Ausdruck darin bereits gesehen. Die Sorge, eine große Sorge, und noch etwas, das Antonina nicht zu deuten vermag. Es macht alles keinen Sinn.
    Antonina will jetzt keinen Tee. Stattdessen begibt sie sich auf die breite Veranda an der Vorderseite des Hauses. Dort steht Grischa mit dem Rücken zu ihr. Schräg über seinen Nacken verläuft eine frische Schnittwunde, aus der Blut perlt. Als er ihre Schritte hört, dreht er sich
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