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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne
Autoren: Charles Bukowski
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Vancouver?«
    »Ganz gut. Goodbye.«
    »Goodbye.«
    Zurück in die Küche.
    »Das war die kanadische Bauchtänzerin«, sagte ich zu Sara.
    »Wie geht’s ihr?«
    »Ach, sie ist ganz selig vor lauter Weihnachten.«
    Sara schob den Truthahn in den Backofen, und wir gingen ins Wohnzimmer. Wir redeten ein bißchen was, dann wurden wir wieder vom Telefon unterbrochen.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Sind Sie Henry Chinaski?« Es hörte sich nach einem jungen Mann an.
    »Ja.«
    »Der Schriftsteller Henry Chinaski?«
    »Yeah.«
    »Wirklich?«
    »Yeah.«
    »Tja, also wir sind ein paar Jungs aus Bel Air, und wir stehn voll auf Ihr Zeug, Mann! Wir stehn sogar so drauf, daß wir Ihnen dafür was Gutes tun wollen, Mann!«
    »So?«
    »Ja, wir kommen vorbei und bringen ein paar Sixpacks Bier mit!«
    »Steck dir das Bier in den Arsch.«
    »Was??«
    »Ich hab gesagt: Steck dir’s in den Arsch.«
    Ich legte auf.
    »Was war denn das?« fragte Sara.
    »Ich hab mir gerade drei oder vier Leser in Bel Air vergrätzt. Aber das war’s mir wert.«
    Schließlich wurde es Zeit, den Truthahn aus dem Ofen zu holen. Ich schob ihn auf eine Platte, räumte die Schreibmaschine und meinen Papierkram vom Küchentisch und stellte ihn darauf. Ich ging daran, ihn zu zerlegen, und Sara brachte eine Schüssel voll Gemüse. Wir setzten uns hin, luden uns die Teller voll. Es sah nach einem guten Essen aus.
    »Hoffentlich kommt die mit den Titten nicht wieder vorbei«, sagte Sara. Der Gedanke machte ihr offenbar sehr zu schaffen.
    »Wenn sie kommt, geb ich ihr meinen Schlegel.«
    »Was??«
    »Ich hab gesagt, ich geb ihr einen Schlegel«, sagte ich und zeigte auf den Truthahn. »Du darfst zusehen.«
    Sara schrie. Sie stand auf und zitterte am ganzen Leib.
    Dann rannte sie ins Schlafzimmer. Ich sah das Stück Truthahn auf meinem Teller an. Ich konnte es nicht essen. Ich hatte mal wieder auf den falschen Knopf gedrückt. Mit meinem Glas in der Hand ging ich nach vorn ins Wohnzimmer und setzte mich hin. Ich wartete fünfzehn Minuten, dann stellte ich den Truthahn und das Gemüse in den Kühlschrank.
    Sara fuhr am nächsten Tag zurück in ihre Wohnung, und ich aß nachmittags so gegen drei einen kalten Truthahn-Sandwich. Kurz vor 5 wurde laut und anhaltend an meine Tür gehämmert. Ich machte auf und erblickte Tammie und Arlene. Beide waren voll auf Speed. Sie kamen herein, hüpften herum und redeten durcheinander.
    »Hast du was zu trinken da?«
    »Yeah, shit, hast du irgendwas da, was man trinken kann?«
    »Wie war dein Scheiß-Weihnachtsfest?«
    »Yeah, wie war’s denn so, dein verschissenes Weihnachtsfest?«
    »Im Eisschrank steht noch ein bißchen Bier und Wein«, sagte ich.
    (Den altgedienten Süffel erkennt man immer daran, daß er Eisschrank sagt, und nicht Kühlschrank.)
    Sie tanzten in die Küche und rissen den Eisschrank auf.
    »Hey, da steht ja ein Truthahn drin!«
    »Wir haben Hunger, Hank! Kriegen wir ein bißchen Truthahn?«
    »Klar.«
    Tammie kam mit einem Schlegel aus der Küche und biß hinein. »Hey, das schmeckt aber flau! Da muß Gewürz dran!«
    Arlene kam heraus und hatte einige Fetzen Fleisch in der Hand. »Yeah«, sagte sie, als sie davon probiert hatte, »da muß Gewürz dran! Schmeckt viel zu nüchtern. Hast du Gewürze da?«
    »Auf dem Küchenbord«, sagte ich.
    Sie hampelten wieder in die Küche und sprenkelten sich das Fleisch mit Gewürzen voll.
    »So! Schon besser!«
    »Yeah, jetzt schmeckt es wenigstens nach was!«
    »Organischer Truthahn! So’n Shit!«
    »Yeah! Purer Shit!«
    »Ich will noch ein Stück!«
    »Ich auch. Aber mit Pfeffer drauf!«
    Tammie kam heraus und setzte sich. Sie hatte ihren Schlegel schon fast abgenagt. Jetzt klemmte sie den Knochen zwischen die Zähne und brach ihn mittendurch. Sie kaute knackend auf dem abgebrochenen Stück herum. Ich traute meinen Augen nicht. Sie kaute diesen Knochen und spuckte die Splitter auf den Teppich.
    »Hey, du frißt ja den Knochen!«
    »Yeah. Schmeckt gut!«
    Tammie rannte zurück in die Küche, um sich noch ein Stück zu holen.
    Nach einer Weile kamen sie beide heraus, jede mit einer Flasche Bier in der Hand.
    »Danke, Hank.«
    »Yeah, danke, Mann.«
    Sie setzten sich und nuckelten an ihrem Bier.
    »Tja«, sagte Tammie, »wir müssen mal wieder los.«
    »Yeah, wir schnappen uns ein paar von der Junior High School und vergewaltigen sie!«
    »Yeah!«
    Beide sprangen auf und rannten aus der Tür. Ich ging in die Küche und sah mir die Bescherung an. Der Truthahn sah aus, als hätte
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