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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wollte, ich könnte sie für dich tragen -«
    Da zitterte doch ein Lächeln um die farblosen Lippen. »Bloß das nicht, Tiriki, mein Schätzchen. Nun lauf, Kleines, und spiele.«
    »Ich bin kein Baby mehr, kiha! Bitte, lass mich bei dir bleiben«, bat Tiriki so eindringlich, dass Domaris nur die Augen schloss und minutenlang stumm dalag.
    Ich will vor diesem Kind nicht meine Schmerzen zeigen! sagte Domaris zu sich selbst - aber auf der Stirn standen ihr dicke Schweißtropfen.
    Tiriki setzte sich auf den Bettrand. Domaris wollte sie schon warnen, denn sie ertrug nicht die leiseste Berührung, und manchmal, wenn eine der Sklavinnen unabsichtlich gegen ihr Bett stieß, schrie sie auf vor Qual. Doch da merkte sie erstaunt, dass sie bei Tirikis behutsamen Bewegungen nicht den geringsten Schmerz verspürte, auch dann nicht, als das Mädchen sich vorbeugte und ihr die Arme um den Hals schlang.
    Schon seit Wochen hatte niemand außer ihrer Schwester Domaris anfassen dürfen, und nicht einmal Deoris' erfahrene Hände hatten jede peinigende Erschütterung vermeiden können. Tirikis schmaler Körper schob sich unmerklich über die Bettkante, und sie kniete so viele Minuten dort, die Arme um ihre Pflegemutter gelegt, ohne ihr den geringsten Schmerz zu verursachen. Domaris war sprachlos vor Staunen.
    »Tiriki«, schalt sie endlich - widerstrebend, denn die Gegenwart des Kindes tat ihr wohl »-, du darfst dich nicht so ermüden.« Tiriki antwortete nur mit einem merkwürdig beschützenden, beinahe weisen Lächeln und hielt sie noch fester. Plötzlich fragte Domaris sich, ob sie es sich einbilde oder ob sie sich wirklich besser fühlte. Nein, es stimmte: Die Schmerzen ließen langsam nach und eine Art neuer Kraft zog in ihren erschöpften Körper ein. Zuerst empfand Domaris nichts als gesegnete Erleichterung und entspannte sich mit einem langen Seufzer. Dann aber ging ihre Erleichterung in plötzlichen Sorgen unter.
    »Fühlst du dich jetzt besser, kiha?«
    »Ja.« Domaris entschloss sich, nicht darüber zu sprechen. Es war absurd anzunehmen, ein dreizehnjähriges Kind könne bewirken, was nur den höchsten Adepten nach langer Ausbildung gelang! Es war eine aus ihrer Schwäche geborene Einbildung gewesen, mehr nicht. Mit einem letzten Rest von klarer Überlegung erkannte sie, dass Tiriki, wenn sie dennoch diese Fähigkeit besaß, um ihrer selbst willen von ihr ferngehalten werden musste... Aber bei Tiriki ließ sich so etwas leichter beschließen als durchführen.
    In den folgenden Tagen verbrachte Tiriki viel Zeit bei Domaris und nahm der überarbeiteten Deoris einen großen Teil ihrer Last ab. Domaris hielt sich streng unter Kontrolle. Mit keinem Wort, keiner Geste wollte sie sich dieser kleinen Kindfrau verraten.
    Lächerlich, dachte sie zornig, dass ich mich vor einer Dreizehnjährigen in acht nehmen muss!
    Eines Tages hatte sich Tiriki wie ein Kätzchen neben ihr zusammengerollt. Das erlaubte Domaris ihr, denn die Nähe des Mädchens war ihr ein Trost, und Tiriki, die ein unruhiges Kind gewesen war, zuckte und zappelte jetzt niemals. Sie lernte geduldig und sanft zu sein, aber Domaris wollte nicht, dass das Kind sich überanstrengte. Deshalb sagte sie: »Du bist wie ein Mäuschen, Tiriki. Wirst du es nicht müde, bei mir zu bleiben?«
    »Nein. Bitte, schick mich nicht weg, kiha Domaris!«
    »Das tue ich nicht, Liebes, nur versprich mir, dass du dich nicht übernimmst.«
    Tiriki versprach es. Domaris berührte das flächserne Haar mit einem weißen Finger und lag dann seufzend und bewegungslos da. Tirikis große graue Katzenaugen sahen verträumt ins Weite... Woran mag das Kind denken? Was ist sie doch für eine kleine Hexe! Und dieser merkwürdige - Instinkt! Deoris und Riveda hatten beide etwas in dieser Art, erinnerte sie sich, ich hätte damit rechnen müssen... Domaris konnte keinen Gedanken mehr länger nachhängen. Der Schmerz war zu sehr Teil von ihr geworden; sie wusste nicht mehr, wie es war, frei von Schmerzen zu sein.
    Tiriki, auf deren zartem Gesicht sich die ersten Spuren der Erschöpfung zeigten, erwachte aus ihrer Träumerei und beobachtete ihre Pflegemutter traurig. Dann schlang sie impulsiv ihre Arme um Domaris und schmiegte sich an sie. Und diesmal war es keine Einbildung: Domaris spürte den plötzlichen Zustrom von Lebenskraft, das Zurückweichen der Schmerzenswellen. Tiriki handhabte es noch etwas ungeschickt, so dass Domaris von der neuen Energie schwindelte.
    In dem Augenblick, wo sie dazu fähig war,
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