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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2
Autoren: Don Winslow
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stellte sie auf den Tisch. Er wollte nicht noch wirrer im Kopf werden und volltrunken den Job annehmen.
    Graham hob die Tasse und sagte: »Auf das Leben, so wie wir es kennen.«
    Er kippte zwei Finger Scotch und gab der Wärme Zeit, sich auszubreiten. Wäre er eine Katze gewesen, hätte er geschnurrt, aber als der Krüppel, der er war, grunzte er nur. Gegen die Kälte gewappnet, fuhr er fort: »Pendleton ist eine Weltautorität auf dem Gebiet der Hühnerkacke. AgriTech hat Millionen Dollars in Hühnerkacke gesteckt.«
    »Laß mich raten«, unterbrach Neal. »Hat die Bank Millionen von Dollars in AgriTech gesteckt?«
    Grahams plötzliches Auftauchen ergab langsam einen Sinn.
    »Guter Junge«, sagte Graham.
    Das sagt alles, dachte Neal. Ich bin Grahams Junge, ich bin Levines Junge, vor allem bin ich der Junge der Bank.
    Die Bank war ein stilles kleines Finanzinstitut in Providence, Rhode Island, die ihren wohlhabenden Klienten zwei Dinge versprach: absolute Sicherheit vor den neugierigen Augen der Presse, der Öffentlichkeit und der Anwälte; und diskrete Hilfe bei all den Problemen des Lebens, die man nicht einfach mit Bargeld aus der Welt schaffen konnte. Dann war Neal dran. Graham und er arbeiteten für eine geheime Abteilung namens »Freunde der Familie«. Es gab kein Schild an der Tür, aber jeder, der genug Kleingeld hatte, wußte, daß er zur Bank kommen und mit Ethan Kitteredge reden konnte, wenn er ein Problem hatte. Ethan Kitteredge würde die Sache irgendwie geradebügeln, und zwar kostenlos.
    Normalerweise bügelte Kitteredge, den seine Angestellten als »den Chef« kannten, indem er Ed Levine anrief, der Joe Graham anrief, der Neal Carey suchte. Neal düste dann los, um irgendeine Tochter zu finden oder um ein Foto von irgendeiner Frau zu machen, die Versteck-den-Hot-Dog im Plaza Hotel spielte oder um in irgendein Appartement einzubrechen, um irgendwem irgendwas wiederzubeschaffen.
    Dafür hatten die Freunde ihn auf eine teure Privatschule geschickt, seine Miete gezahlt und die College-Gebühren beglichen.
    »Also«, sagte Neal, »die Bank hat AgriTech einen Haufen Asche geliehen, und einer der Star-Forscher hat die Biege gemacht. Na und?«
    »Hühnerkacke.«
    »Ach ja. Was ist das mit dieser Hühnerkacke?«
    »Nicht irgendeine Hühnerkacke, Pendletons Hühnerkacke. Hühnerkacke ist Dünger, nicht? Du kippst sie auf Gemüse, damit es wächst, was für mich ziemlich eklig klingt, aber was soll’s. Jedenfalls hat Pendleton seit ich-weiß-nicht-wie-vielen hunderttausend Jahren daran gearbeitet, Hühnerkacke mehr Düngerkraft abzugewinnen, indem er sie mit Wasser mischte, dem irgendwelche Bakterien beigesetzt waren. Das nennt man übrigens ›Aufbereitung‹.
    Nun war es bisher leider so, daß man Hühnerkacke nicht in Wasser auflösen konnte, weil sie dann wirkungslos wurde. Mit Pendletons Verfahren hingegen kann man sie nicht nur mit Wasser vermischen, sondern ihren Effekt sogar verdreifachen. Für AgriTech wäre das natürlich eine ganz nette Sache. Vielleicht kaufe ich dir mal so was zu Weihnachten. Du könntest es dir auf den Schwanz reiben – obwohl ich nicht glaube, daß es so gut sein kann.«
    »Besten Dank.«
    »Aber mach’ dir mal keine Hoffnungen, denn als Doc Guano so nah’ dran war«, sagte Graham und hielt Daumen und Zeigefinger einen winzigen Spalt auseinander, »die Superkacke zu erfinden, fuhr er zu dieser Konferenz und traf Miss Wong.«
    »Heißt sie wirklich so?«
    »Was weiß ich? Wong, Wang, Ching, Chang, was ist schon der Unterschied?«
    »Das ist ja prima. Dr. dies, Dr. das, was ist der Unterschied? Ich wette, AgriTech hat auch mehr als einen Biochemiker.«
    »Nicht solche wie Pendleton. Außerdem hat er seine Unterlagen mitgenommen.«
    Neal ahnte es schon und wollte den Job nicht. Vielleicht will Robert Pendleton seine Forschung nicht beenden, dachte er, aber ich will meine beenden. Ich will meinen Magister und dann den guten alten Ph. D. Ich will mir einen Job an irgendeinem kleinen College suchen und den Rest meines Lebens damit verbringen, Bücher zu lesen, statt irgendwelchen Schwachsinn für den Chef zu erledigen.
    »Dann laß ihn doch von den Bullen wegen Diebstahls verhaften. Die Unterlagen gehören AgriTech«, sagte Neal.
    Graham schüttelte den Kopf. »Dann wäre er vielleicht nicht mehr so begeistert davon, mit seinen Reagenzgläsern zu jonglieren. Diese AgriTech-Leute wollen ihren Prof nicht im Knast, sie wollen ihre Hühnerkacke im Topf.«
    Graham nahm die Flasche vom
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