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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2
Autoren: Don Winslow
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weiß nicht. Hast du Lust?«
    »Arschloch. Weißt du, wo ich wohne? Chinatown. Sacramento Street? Clay Street? California Street? Weißt du, was die sind?«
    Ich bin wirklich ein Arschloch, dachte Neal.
    »Steil«, sagte Neal. »Sie sind gottverdammt steil.«
    »Genau. Also: Was hast du geklaut?«
    »Nichts.«
    Hantel-Mann sah sich um. Sie waren allein.
    »Ich habe nach etwas gesucht«, sagte Neal.
    »Privat?«
    »Ja, zugegeben.«
    »Ausweis?«
    Neal streckte ihm den halben Hunderter hin.
    »Entspannen Sie sich«, sagte er. »Sie haben gewonnen. Sie haben mich gekriegt. Hier ist Ihr Preis.«
    Er schob den Geldschein in den Münzschlitz des Aussichtsfernrohrs und entfernte sich langsam.
    »Sie wollen mich bestechen?«
    »Yeah.«
    »Ich habe nichts dagegen. Ich frage nur nach.«
    »Vor allem zahle ich, damit Sie mich nicht verkloppen, um Ihre Ehre wiederzuerlangen.«
    Er lächelte.
    »Wo ist die andere Hälfte?« fragte er.
    »Irgendwo da unten am Fuße eines Baumes.«
    Er war schnell. Er kickte zweimal in die Luft, bevor Neal blinzeln konnte.
    »Ich spiel’ nicht Verstecken mit ‘nem halben Geldschein, den es vielleicht gar nicht gibt.«
    »Machen wir’s so«, schlug Neal vor: »Ich bleibe hier. Sie gehen den Hang wieder herunter. Wenn Sie den Baum erreicht haben, geh’ ich ein Zeichen.«
    Hantel-Mann dachte darüber nach.
    »Es gibt nur zwei Wege, die von hier wegführen.«
    »Ich weiß.«
    »Wenn Sie mich linken wollen, krieg’ ich Sie.«
    »Ich weiß.«
    Hantel-Mann nahm den Geldschein aus dem Münzschlitz und machte sich auf den Weg. Nach einer Weile begann Neal, Anweisungen zu rufen. Schließlich fand Hantel-Mann die andere Hälfte des Geldscheins.
    »Okay?« rief Neal.
    »Moment! Ich prüfe die Seriennummer!«
    Nicht dumm, der Junge, dachte Neal.
    »Okay«, brüllte Hantel-Mann. »Und jetzt?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Haben Sie einen Dirne?« rief Hantel-Mann.
    »Yeah.«
    »Okay. Ich geh’ zu Pier 39. Sie warten fünfzehn Minuten, dann werfen Sie den Dirne in das Fernglas. Gucken Sie rüber zum Pier 39. Ich wink’ Ihnen zu.«
    Interessante Idee, fand Neal. Er rief: »Okay!«
    Hantel-Mann verschwand um die nächste Ecke. Neal sah auf die Uhr. Es war Viertel vor elf, aber ihm kam es später vor. Er wartete zwölf Minuten, dann warf er die Münze in das Fernglas und sah hinüber zum Pier. Hantel-Mann grinste zu ihm hinauf und winkte.
    Ich mag Männer, die sich ehrlich bestechen lassen, dachte Neal. 
     
    Neal ließ sich Zeit. Er schlenderte den Telegraph Hill hinunter, durch die Greenwich Street in die Columbus Avenue. Er bewunderte die Terracotta-Türme von Saints Peter and Paul’s Cathedral und setzte sich auf eine Bank am Columbus Square. Er wartete fünf Minuten, ob Hantel-Mann zurückkehrte, dann spazierte er Richtung Broadway. Er kam an einem halben Dutzend italienischer Cafes, Bäckereien und Espresso-Bars vorbei – für die würde später noch Zeit sein – und ging direkt zum City Lights Bookstore.
    Neal hatte den City Lights Bookstore gekannt, bevor er ihn je gesehen hatte. Was Shakespeare und seine Mannen für die verlorene Generation waren, war City Lights für die Beat-Jugend. Im wahrsten Sinne des Wortes zeigte hier eine Kerze im Schaufenster den Weg von Kesey zu Kerouac, und in diesem Sinne auch zurück zu Smollett und Johnson und dem guten alten Lazarillo de Tormes.
    Vor allem war es einfach ein verdammt guter Buchladen, der Tische und Stühle herumstehen hatte, was die Leute ermuntern sollte, sich zu setzen und tatsächlich Bücher zu lesen. Es gab keine albernen Schilder, dies sei ein Geschäft und keine Bücherei. Folglich war es sowohl ein Vergnügen als auch ein Privileg, bei City Lights ein Buch zu kaufen, und das war ein Teil von Neals Vorhaben.
    Er ging durch die kleine Eingangstür, nickte dem Kassierer freundlich zu und marschierte die wackelige Holztreppe in den Keller hinunter. Ein paar andere Pilger stöberten in den Regalen, versunken in ihre Erforschung von Sektionen mit dem Label »Gegenkultur«, in denen man Schätze entdecken konnte, die in Cleveland, Montgomery oder New York nicht leicht zu finden waren.
    Er stöberte auch ein wenig, entschied sich für eine Taschenbuchausgabe von Edward Abbeys Desert Solitaire und setzte sich an einen Tisch. Er vergnügte sich ein paar Minuten mit Abbey und spürte dann einen quälenden Juckreiz an seinem linken Fuß. Er zog seinen Schuh aus, holte den Notizblock und die Ticketreste heraus und legte sie auf den Tisch. Ganz wunderbar an
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