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Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)

Titel: Das Leuchten der Orchideen: Roman (German Edition)
Autoren: Di Morrissey
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Brisbane stammt? Es könnte gut sein, dass ich mit seiner Mutter Tennis gespielt habe, als ich noch zur Schule ging.«
    »Ach ja? Und Sie sind auch hier aufgewachsen?«, erkundigte sich Julie.
    »Ja. Aber meinen Abschluss hab ich an der National University gemacht. Allerdings hat mir die Kälte in Canberra ziemlich zugesetzt, weshalb ich heilfroh war, hier eine Stelle zu kriegen.« Er nahm das angebotene Glas Eistee. »Vermutlich ist das Klima ein weiterer Grund, dass es mir in Südostasien so gut gefällt.«
    »Können Sie uns ein bisschen mehr über Ihr Projekt erzählen und wie Sie auf meine Tante gestoßen sind?«, fragte Caroline.
    »Das war ein glücklicher Zufall. Ich wusste schon länger von ihrem Buch, weil es immer mal wieder in irgendwelchen Fußnoten erwähnt wurde, und war dann hocherfreut, in Kuching ein Exemplar in die Finger zu bekommen. Wie ich Julie schon erzählt habe, steht eine Widmung darin, die mich zu Ihrer Familienplantage Utopia geführt hat und damit zu Ihren Cousins Shane und Peter, die sehr gastfreundlich waren.«
    »Darf ich mal?«, fragte Caroline, nahm das dünne Büchlein und fing an, es durchzublättern, wobei sie das eine und andere Foto näher in Augenschein nahm. »Das sieht wirklich interessant aus.«
    »Ihre Tante scheint sich den Iban in Sarawak sehr verbunden gefühlt zu haben und zeigt viel Verständnis für sie. Die Schilderungen von im Ausland lebenden Landsleuten, auch wenn sie keine ausgebildeten Anthropologen sind, erzählen uns oft eine Menge über die Lebensverhältnisse und Gewohnheiten der dortigen Eingeborenen. Das bereichert meine Untersuchungen enorm. Und Bette war eine großartige Beobachterin.«
    »Mum ist auf Utopia geboren worden«, sagte Julie, um eine Gesprächspause zu füllen, weil ihre Mutter tief in Gedanken versunken wirkte.
    »Waren Sie mal dort?«, fragte David.
    »Nein. Es ist mir eigentlich nie in den Sinn gekommen. Wie ist Malaysia denn so?«
    »Sie sollten hinfahren und sich selbst ein Bild machen«, erwiderte David leise.
    »Ja, vielleicht mache ich das mal«, sagte Julie leichthin und schien es nicht besonders ernst damit zu meinen. »Noch etwas Tee?«
    »Nein, danke. Der Kuchen war übrigens köstlich, Mrs. Reagan, vielen Dank.«
    »Gern geschehen. Und nennen Sie mich doch Caroline.« Inzwischen war David aufgestanden, und sie ergriff seine Hand. »Aber einen Augenblick noch, ich war mit den Gedanken ganz woanders. Hat Julie Ihnen erzählt, dass ich die Briefe und Fotos meiner Mutter durchgesehen habe und auch ein paar Bilder von Bette darunter sind, aus der Zeit vor dem Krieg? Vielleicht möchten Sie einen Blick darauf werfen?«
    »Ich wüsste liebend gern, wie die Autorin dieses Buches ausgesehen hat.«
    »Sei ein Schatz und räum die Gläser und den Kuchen weg, Jules«, bat Caroline ihre Tochter und führte David Cooper die Veranda entlang zu den Flügeltüren des Nähzimmers.

    Julie war die nächsten beiden Wochen fast unentwegt in Victoria unterwegs, weil dort ein neuer Kunde sein Weingut zu einem großzügigen Gastbetrieb erweiterte. Zwar war es interessant gewesen, durch die Weinberge fahren, aber sie war doch froh, als sie wieder zu Hause im sonnigen Brisbane war. Auf dem Rückweg vom Flughafen verglich sie unwillkürlich die weite Landschaft von Victoria mit der Skyline aus dicht gedrängten Wohnhäusern rund um Brisbane.
    Sie hatte in einem einstmals bescheidenen Vorort für Familien ein kleines altmodisches Haus gemietet, das in einem üppig wuchernden Garten versteckt lag. Zwar war das Haus ihrer Mutter viel größer und prächtiger, aber ihr luftiges weißes Queenslander Gebäude aus Holz wies einige Ähnlichkeiten mit Bayview auf.
    Julie parkte in dem halbmorschen Unterstand unter dem großen Mangobaum. Oft malte sie sich aus, wie die früheren Bewohner auf der Vordertreppe gesessen und mit ihren Nachbarn, die in ähnlichen Häusern lebten, geplaudert hatten. Inzwischen wirkte ihr Holzhaus wie ein Anachronismus neben dem modernen Terrassengebäude aus Glas und Chrom auf der einen Seite und dem Haus mit den sechs Wohnungen auf der anderen, das ihr die Sonne nahm. Tagtäglich herrschte dichter Verkehr auf der Straße, die von parkenden Autos gesäumt war, obwohl man teuer dafür zahlen musste, denn es gab nicht genug Parkplätze für die vielen neu entstandenen Wohnungen und Büros. Sie wandte den Blick von den Neubauten ab und öffnete die Tür ihres kleinen Reichs.
    Der Anrufbeantworter blinkte, und die Stimme ihrer Mutter hallte
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