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Das letzte Theorem

Das letzte Theorem

Titel: Das letzte Theorem
Autoren: Pohl Clarke
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Verhandlungen scheiterten, rang sie sich einen konstruktiveren Kommentar ab. »Anfangs, als ihr uns diesen Vorschlag unterbreitet habt, dachte ich, ihr wolltet den Menschen beibringen, wie man die im Vakuum vorhandene Energie nutzt, so wie wir es ja auch tun. Ich bin froh, dass dies nicht der Fall sein wird, denn die Großen Galaktiker wären sicher nicht davon begeistert. Und wir müssen davon ausgehen, dass sie eines Tages hierher zurückkommen und gewissermaßen eine Bestandsaufnahme vornehmen.«
    Als der Neungliedrige nichts darauf erwiderte, legte die Miesmacherin nach: »Und was hat es mit dieser Angelegenheit auf sich, die die Menschen als Kategorischen Imperativ bezeichnen?«
    Der Neungliedrige gähnte hinter vorgehaltenem Rüssel. »Das ist eine Art Richtschnur, nach der diese Kreaturen ihren Planeten organisieren wollen. Und wir sollen mitziehen. Tatsächlich …« - er zeigte mit seinem neunten Glied auf einen Maschinenbewohner, einen Piloten, der mithilfe eines von den Neungliedringen gestellten Übersetzers dem Gespräch beiwohnte - »hat der Technologietransfer bereits begonnen, wenn auch in bescheidenem Maßstab.«

    Die Miesmacherin, die darüber sehr wohl Bescheid wusste, seufzte. »Und was sollen wir den Großen Galaktikern erzählen, wenn sie irgendwann einmal wieder hier auftauchen?«
    Der Neungliedrige antwortete mit einem ungeduldigen Zischen. »Sie können schon in einer Sekunde in Erscheinung treten, aber genauso gut kann es bis zu ihrem Wiedereintreffen noch zehntausend Jahre dauern. Sie haben einen anderen Zeitbegriff als wir. Du kennst doch die Großen Galaktiker.«
    Schweigend sah die Miesmacherin den Neungliedrigen eine Weile an. Dann entgegnete sie, in ihrer leichten Panzerung erschauernd: »Offen gestanden kennen wir die Großen Galaktiker überhaupt nicht. Aber in Ermangelung einer besseren Alternative gehen wir auf den Vorschlag ein. Und vielleicht sind wir ja alle längst tot, wenn die Großen Galaktiker hier aufkreuzen.«
     
    Ehe die Miesmacherin die Kommandozentrale wieder betrat, bestand sie darauf, dass der ganze Raum mit ionisierten Gasen geflutet wurde. Und selbst dann noch blieb sie in der Tür stehen, um zu schnuppern, bevor sie über die Schwelle trat.
    Die anderen Anderthalben, die sich in der Kommandozentrale aufhielten, reagierten darauf mit einem Reflex, der bei den Menschen als amüsiertes Lächeln gegolten hätte. Der Einzige, der sich zu einer Bemerkung hinreißen ließ, war der sogenannte »Manager«. »Sie sind weg, Miesmacherin«, verlautbarte er. »Man kann sie nicht mal mehr riechen. Du brauchst keine Angst mehr vor ihnen zu haben.«
    Die Miesmacherin strafte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick ab, während sie ihren Platz einnahm. Aber schließlich war der Manager nicht nur ihr direkter Vorgesetzter in der Hierarchie der Anderthalben, sondern auch ihr derzeitiger Sexualpartner. »Du weißt genau, dass ich mich vor den Neungliedrigen nicht fürchte«, entgegnete sie, obwohl die Erwiderung in erster Linie an die anderen im Raum gerichtet war. »Soll ich dir erklären, warum ich sie so verabscheue?«

    »Ich bitte darum, Miesmacherin«, entgegnete der Manager bescheiden.
    »Ich verdamme sie nicht, weil sie so entsetzlich stinken«, begann sie, »und auch nicht, weil ihr neuntes Glied gleichzeitig ihr Greifarm und ihr Sexualorgan ist. Diese Dinge sind unangenehm. Manchmal berühren sie mich sogar mit diesem Glied, was ich widerwärtig finde. Aber für ihre biologische Beschaffenheit können sie nichts, oder?«
    »Nein, Miesmacherin, es ist nicht ihre Schuld, dass sie so sind, wie sie sind. Sie haben sich nicht selbst gemacht«, bestätigte der Manager und erntete von den anderen Anwesenden in der Kommandozentrale zustimmendes Zischen.
    »Aber sie dürfen uns nicht vorschreiben, in welcher Weise wir die Eingeborenen dieses Planeten unterrichten, damit sie irgendwann einmal unseren Stand der Zivilisation erreichen. Wir können es nicht länger zulassen, dass sämtliche Verhandlungen ausschließlich über die Neungliedrigen stattfinden, da nur sie die Sprachen der Einheimischen beherrschen.«
    Das Zischen hörte abrupt auf. Sogar der Manager schwieg einen Moment lang, ehe er einwandte: »Unsere Gebieter sehen es nicht gern, wenn wir mit anderen Rassen auf direktem Wege kommunizieren. Aus diesem Grund sind ja die Neungliedrigen die einzige Spezies, die befugt ist, Fremdsprachen zu erlernen.«
    Die Miesmacherin ließ sich nicht beirren. »Aber unsere Gebieter sind nicht
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