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Das letzte Kind

Das letzte Kind

Titel: Das letzte Kind
Autoren: John Hart
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mehrere Leute standen und zuschauten. Er trat näher, senkte aber die Stimme nicht. »Ich habe Jacks Aussage. Ich weiß, was mit Alyssa passiert ist. Was Gerald damit zu tun hatte. Alles.« Hunt ließ ihm einen Herzschlag lang Zeit. »Wir haben ihre Leiche vor ein paar Stunden gefunden.«
    Cross sah seinen Sohn an, seine immer noch weinende Frau.
    »Tun wir das Richtige«, sagte Hunt.
    Als Cross ihn wieder anschaute, war die Maske verschwunden. In seinem Gesicht spiegelte sich nichts ans Berechnung. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »David Wilson hat Alyssas Leiche gefunden. Zuerst dachte ich, er muss auf dem Revier angerufen und rein zufällig mit Ihnen gesprochen haben, aber in den Telefonlisten war kein Anruf verzeichnet, und außerdem hat niemand so viel Glück.«
    »Sie sind auf dem Holzweg.«
    »Sparen Sie sich die Mühe. Ich habe heute Abend mit Patricia Defries gesprochen. Sie hat mir alles erzählt.« Das hatte sie getan. Cross hatte sie eines weiteren Scheckbetrugs überführt. Das wäre ihre dritte Straftat gewesen, und bei einer Verurteilung hätte sie eine Mindeststrafe von zwölf Jahren Gefängnis kassiert. Cross hatte es ihr leicht gemacht. Er hatte wissen wollen, ob jemand die Minen besuchte. Irgendjemand. Irgendwann. Sie habe nicht gewusst, weshalb Cross sich für die Minen interessiert habe, hatte sie gesagt, und Hunt hatte ihr geglaubt, aber das hatte er ihr nicht gesagt. Er wollte, dass sie redete, er wollte, dass sie Angst hatte.
    »Ich habe ihr erklärt, dass eine Scheckfälschung eine sehr viel geringere Straftat ist als Beihilfe zum Mord. Ich habe ihr klargemacht, dass ich es ernst meine und dass sie mit Ihnen zusammen drankommen würde. Sie hat geredet, und sie wird aussagen. Sie wird sagen, dass Sie nach ihrem Anruf zu den Minen gekommen sind und dass Wilson fünf Minuten später mit seinem Geländemotorrad vorbeigerast ist, und Sie dicht hinter ihm. Sie hat sich die Zeit gemerkt. Johnny Merrimon hat Wilson eine Viertelstunde später von der Brücke fliegen sehen.«
    »Sie ist kriminell, und sie trinkt. Das ist keine Zeugin.«
    Hunt betrachtete demonstrativ die Reihe der Autos in der Einfahrt. »Wo ist Ihr Privatwagen? Ein Dodge Charger, oder? Wie viele Karosseriewerkstätten muss ich anrufen, bevor ich ihn finde?
    Natürlich ist es keine hier am Ort. Vielleicht in Wilmington? In Raleigh? In einer der großen Städte, nehme ich an. Aber wir werden ihn finden. Ein Blechschaden am vorderen Kotflügel. Und der Lack wird zu den Spuren passen, die wir an der Brücke gefunden haben.«
    »Ich will einen Anwalt.«
    Hunt winkte die uniformierten Polizisten heran. »Sie sind verhaftet wegen Mordes an David Wilson. Sie haben das Recht zu schweigen —«
    »Ich kenne meine Rechte.«
    »Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden.«
    »Warten Sie. Warten Sie.« Cross fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich muss mit Ihnen reden. Nur mit Ihnen. Nur kurz.« Hunt zögerte. »Sie wollen das Richtige tun, ja? Nur darum geht's Ihnen doch immer, oder? Sie verdammter Pfadfinder.« Hunt hob die Hand, und die Uniformierten zogen sich zurück. »Sie sollten sich überlegen, was Sie da tun. Sie sollten es sich sehr genau überlegen.«
    »Ich brauche mir nichts zu überlegen. Ich habe einen Haftbefehl.«
    Cross beugte sich vor. Sein Blick ging zu den Uniformen hinter Hunt, und sein Flüstern war ein heißer Hauch in der Luft.«Ihr Sohn war auch im Wagen.«
    Hunt trat einen Schritt zurück. »Das war er nicht.«
    »Er saß auf dem Vordersitz, als Alyssa unter den Wagen kam.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Wie war er denn im vergangenen Jahr? Ihr Junge? Normal?
    Derselbe Junge, den Sie vor einem Jahr hatten? Oh, lassen Sie mich raten. Mürrisch? Reizbar? Düster ist er geworden, nicht wahr? Tun Sie das Richtige, Hunt. Nichts im Leben eines Mannes ist wichtiger als die Familie. Nur darum geht es.«
    Hunt sah sich um. Jack war ein roter Fleck auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens. Gerald war den Tränen nahe. Cross' Frau wiegte sich auf den Knien und mit geschlossenen Augen vor und zurück, betete und weinte. »Ich glaube, Ihrer Familie geht es nicht allzu gut, Cross.«
    »Er ist Ihr einziges Kind, nicht wahr?«
    Hunt schaute ihm ein paar Sekunden fest in die Augen.
    »Tun Sie das Richtige«, sagte Cross.
    Hunt trat zurück und winkte den Uniformierten. »Sie haben das Recht auf einen Anwalt.« Die Handschellen blitzten. Cross wehrte sich und ging dann schreiend zu Boden. Er verlor seine
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