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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt
Autoren: Mirko Trompetter
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ein Einsehen und tauscht dem Kunden den Ziegelstein gegen eine neue Schlagbohrmaschine aus. Manchmal ist es eben doch ganz gut, dass in diesen Plastikmaschinen jeder Furz gespeichert wird. Denn sonst hätte der Kunde jetzt vielleicht mit dem Stein ein paar Löcher in die Wand werfen, aber auf gar keinen Fall welche bohren können.
    Außerdem kommt mir eine alte Idee wieder in den Sinn, die auch in diesem Fall bestimmt recht hilfreich und interessant gewesen wäre. Nämlich Elektrowerkzeuge mit einem GPS-Sender auszustatten, um so den Standort des jeweiligen Gerätes bestimmen zu können. Die Idee dazu kam mir, als ich vor über einem Jahr meinem Kumpel Peter einen großen Winkelschleifer geliehen habe, den er bis heute nicht zurückgegeben hat. Er behauptet zwar nach wie vor, mir das Gerät schon vor Monaten wiedergegeben zu haben, aber dem ist nicht so. Auch eine Suche auf seiner immer noch nicht fertigen Baustelle blieb ohne Erfolg. Meine Vermutung ist ja, dass er mir den Winkelschleifer tatsächlich zurückgeben wollte, der sich aber dann kurz zuvor in den Kofferraum von einem seiner »Bekannten« verirrt hat, die ihm auf der Baustelle geholfen haben. Da man das aber nicht so genau weiß, wäre es bestimmt eine tolle Sache, wenn sich in dem Gerät ein GPS-Sender befinden würde. Dabei geht es mir eigentlich gar nicht um die Wiederbeschaffung der Maschine. Denn zwischenzeitlich habe ich mir eine neue besorgt, die ich allerdings nicht mehr verleihe, weil sie eben auch keinen Sender hat. Aber es würde mich einfach nur interessieren, wo das Gerät inzwischen gelandet ist.

 
Das liest doch kein Mensch
    Ich bin gerade damit beschäftigt, eine Lieferung Fliesen für einen Kunden zusammenzustellen, als ich ein Gespräch meines Kollegen aus der Holzabteilung mitbekomme. Denn bei ihm beschwert sich gerade jemand lautstark darüber, dass das Laminat, das er letzte Woche bei uns gekauft hat, ziemlich hohe Wellen schlägt und er nicht mal mehr die Tür richtig aufbekommt.
    Mein Kollege fragt ihn: »Wie lange haben Sie das Laminat denn vor dem Verlegen schon in der Wohnung gelagert?«
    »Gar nicht«, meint der Kunde. »Ich habe das bei euch gekauft und bloß über Nacht in der Garage untergestellt. Gleich am nächsten Tag habe ich es dann verlegt.«
    »Aha, und wie viel Abstand haben Sie beim Verlegen zur Wand gelassen?«
    »Nicht so viel. Das hat recht gut gepasst. Deshalb habe ich ja auch die schmalen Sockelleisten dranmachen können. Die sind ja viel billiger als die breiten.«
    »Aber Sie wissen schon, dass man am Rand etwa 1 Zentimeter Luft lassen sollte, damit sich das Laminat ausdehnen kann?«, fragt mein Kollege weiter.
    »Wieso ausdehnen?«, erwidert der Kunde überrascht. »Wohin soll sich das ausdehnen? Und warum? Meine Frau hat ja anschließend noch durchgewischt. Da waren da auch noch keine Wellen und die Tür ging einwandfrei auf und zu.«
    Mein Kollege atmet tief durch. »Also wenn ich das jetzt mal so zusammenfassen darf, dann haben Sie so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann.«
    »Na, das ist ja mal wieder typisch«, unterbricht ihn der Kunde. »Jetzt soll ich wohl auch noch selbst dran schuld sein, dass ihr mir so ’nen Scheißboden verkauft habt, der noch nicht mal richtig liegen bleibt? Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?«
    Obwohl der Kunde ziemlich laut ist, bleibt mein Kollege besonnen und ruhig. Gelassen zeigt er ihm die Verlegehinweise auf einem Paket Laminat. »Hier steht ganz deutlich, dass das Laminat vor der Verlegung mindestens 24 Stunden bei Raumtemperatur gelagert werden sollte. Zu Wänden sollte circa 1 bis 1,5 Zentimeter Platz gelassen werden. Und außerdem empfiehlt der Hersteller, den Boden zu versiegeln, bevor man ihn feucht reinigt.«
    »Ach, das liest doch kein Mensch«, winkt der Kunde ab.
    Ich hätte ja jetzt noch ein paar Drohungen wie »Ich schalte meinen Anwalt ein« oder »Ich kaufe hier nichts mehr« erwartet. Aber mein Kollege hat eine Antwort parat, die es wirklich schwer macht, noch einen draufzusetzen. Mit den Worten »Das mag sein, aber das hat ein Mensch geschrieben, der weiß, was passiert, wenn man es nicht liest. Und deshalb steht es da. Damit man es nachlesen kann, wenn man es nicht weiß« nimmt er dem Kunden den gesamten Wind aus den Segeln.
    Dieser ist jetzt plötzlich gar nicht mehr so laut und verliert kein Wort mehr über Schadensersatz, sondern ist vielmehr an einer Schadensbegrenzung interessiert. Während mein Kollege ihm noch ein
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