Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kuschelbett

Das Kuschelbett

Titel: Das Kuschelbett
Autoren: Anthologie
Vom Netzwerk:
sollst dich beim Kapitän am nächsten Donnerstag melden.«
    Als Mama hörte, daß es nur noch eine Woche dauern würde, ehe ich das Heim verließ, begann sie wieder drauf loszuheulen. Aber ich fühlte nur ein angenehm kitzelndes Blubbern im Magen. Endlich sollte das Abenteuer beginnen!
    Die Tage flogen rasch vorbei, ich hatte viel zu ordnen und begriff eigentlich nicht, daß ich zur See gehen würde, bis ich mein Seemahnsbuch in der Hand hatte. Darin stand es schwarz auf weiß, daß ich meinen Beruf auf dem Meer hatte. An dem Tag, da ich mit dem Koffer in der Hand dastand, um mich zur Station zu begeben und den Zug nach Göteborg zu nehmen, umarmte mich Mama so, als wolle sie mich nie weglassen, und drückte ihr von Tränen aufgeschwollenes Gesicht an meine Wangen. Ihr aufrichtiger Kummer brachte mich in Verlegenheit, und ich drückte meine Gefühle zu ihr mit einer etwas ungeschickten Umarmung aus. Papa richtete sich stramm auf, sah mich ernst an und gab mir einen festen, männlichen Händedruck.
    »Halt dich ordentlich, mein Junge, und sieh zu, daß du deinem Namen Ehre machst!«
    Es war klar, daß er es gut meinte, aber niemals war er mir alberner vorgekommen. Ich erwiderte seinen Händedruck ebenso männlich und sagte:
    »Verlaß dich auf mich, Papa!« Da sah er so zufrieden aus, als ob das Seemannsleben bereits begonnen habe, mir Haltung zu geben.
    Das Schiff war ein mittelgroßer Laster, und von außen wirkte es sauber und gepflegt. Es war das erste Mal, daß ich ein Deck unter die Füße bekam. Ich fand, daß es schwach schwankte, und das war ein herrliches Gefühl. Ich meldete mich beim Kapitän in dessen Kabine. Er war ein großer, hagerer Mann hoch in den mittleren Jahren und sah mit seinem großen Kinn und dem langgezogenen Gesicht aus wie ein Pferd. Er nahm mein Seemannsbuch und blickte mich prüfend an.
    »Ja so, du bist also Stellan«, sagte er. »Ich habe einen Brief von deinem Vater bekommen. Er hat mich gebeten, auf dich aufzupassen.«
    Plötzlich sah er zufrieden und freundlich aus.
    »Wenn ich einen Brief von Eltern eines Jungen kriege, der zur See soll, dann bekomme ich meistens einen bleichen Stubenhocker auf den Hals. Aber du siehst ja kräftig und gesund aus. Und du scheinst auch kein Muttersöhnchen zu sein wie die anderen. Oder bist du es?«
    »Nein, Käpt'n«, antwortete ich.
    Er nickte.
    »Das ist gut. Du wirst ordentlich zu schuften haben, aber das ist bloß nützlich für junges Gemüse. Der Seemannsberuf ist der beste auf der Welt. Ich selbst bin seit über dreißig Jahren auf Deck. Aber ich werde achtgeben, daß dir nichts zustößt, da dein Papa mich darum bittet. Der dritte Steuermann wird dir zeigen, wo du wohnst.«
    Ich wurde ins Logbuch eingeschrieben, und der dritte Steuermann, ein junger und recht überlegener Typ, führte mich in eine Zweimannkabine, wo herumgeworfene Kleidungsstücke anzeigten, daß das Unterbett besetzt war.
    »Dein Schlafplatz ist oben. Stell deine Sachen hier ab, dann werde ich dir den Weg zu deinem Job zeigen. Aber du bist natürlich ebenso faul wie alle andern.«
    Er führte mich in einen Raum hinter der Küche, in dem ein Junge, der etwas älter war als ich, belegte Brote zubereitete. Er hatte eine weiße Meßjacke an. Der dritte Steuermann stellte uns flüchtig einander vor.
    »Willy, das hier ist Stellan. Gib ihm eine Jacke.«
    Er wandte sich an mich. »Du kannst ihm helfen, die Brote zu machen. Willy wird dich in den Job einführen.«
    Plötzlich erblickte er einen nassen und schmutzigen Fleck am Boden. »Pfui Teufel, Willy, was ist das hier für eine Schweinerei! Hier soll es rein und proper wie in der Kirche sein. Sieh zu, daß der Dreck wegkommt. Auftrocknen, dalli!«
    Er machte auf den Absätzen kehrt und verschwand. Willy gab sich keine Mühe ihm zu antworten, sondern fuhr seelenruhig fort Butterbrote zu schmieren. Ich nahm ein Buttermesser und hieb es in den nächsten Butterhaufen. Lange Zeit standen wir stumm nebeneinander und arbeiteten. Ich merkte, daß er mir neugierige Blicke zuwarf, aber ich tat, als sehe ich sie nicht. Irgendwie gefiel mir sein Gesicht. Er hatte harte, magere Züge, aber die Augen waren lebhaft und lustig. Plötzlich legte er das Messer nieder und zog einen Fetzen aus einer Lade. Er warf ihn neben mich auf den Boden hin.
    »Schau zu, daß die Lache wegkommt, aber fix!« sagte er.
    Das war eine Probe. Nun galt es, die Karten richtig auszuspielen. Ich wollte ihn mir nicht zum Feind machen, aber alles hing davon ab, nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher