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Das Kuckucksei

Das Kuckucksei

Titel: Das Kuckucksei
Autoren: C.J. Cherryh
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getan.«
    »Warum?«
    »Um danach zu fragen, wie es dir geht. Ich habe es ihnen gesagt. Du würdest dich machen, habe ich gesagt. Du würdest wachsen. Sie waren zufrieden.«
    »Wer ist Ellud? Warum will er das wissen? Warum kümmern sich die Meds um mich? Warum sehen sie nach mir und nie nach dir?«
    »Sss. Es ist noch Zeit. Es ist noch etwas Zeit, nicht wahr?«
    »Zeit für was?«
    »Tsss. Dummkopf! Gehen und gleichzeitig atmen, kannst du das?«
    Der Takt wurde wieder aufgenommen und verändert, verwandelte sich in etwas anderes, stark und wütend.
    »Du trotzt mir, wie?« Duun ging zu etwas Komplexerem über.
    Der Takt folgte. »Zeit für was?« wollte Dorn wissen. Duun zuckte die Achseln.
    »Für Sheon.«
    »Die Stadt? Die Meds?« Dorns Blick wurde wild, die Pupillen geweitet. »Götter! Dorthingehen?«
    »Habe ich dir beigebracht, zu lästern? Nein, ich habe dir Respekt beigebracht. Du bist noch ein Kind. Und was war das für ein Gedankensprung? Habe ich etwas davon gesagt, in die Stadt zu gehen?«
    »Was hast du denn gemeint mit der Zeit?«
    »Das.« Und Duun ging zu einer anderen Melodie über. »Ich habe einmal gedacht, du würdest mich schlagen, kleiner Fisch. Ich dachte, du würdest auf mich losgehen, wenn ich schlafe. Fair oder hinterhältig, habe ich einmal gesagt. Denkst du je daran?«
    »Ich habe daran gedacht.«
    »Warum hast du es nicht getan?«
    Ein langes Zögern. »Mir gefällt mein eigener Schlaf, Duun-hatani.«
    »Ah.«
    Dorn warf ihm einen mißtrauischen Blick zu. Duun grinste ihn an, aber es war kein fröhliches Grinsen. Und da verstand auch Dorn den Scherz. Er preßte die Kiefer zusammen, und seine Augen flackerten vor Angst auf.
    (Hüte deinen Schlaf, kleiner Fisch! Die Regeln wurden gerade geändert.)
    Dorn lächelte plötzlich finster, ohne Humor, und er komplizierte den Trommelschlag, nahm respektlose Änderungen an Hatani-Liedern vor.
    (Was ist ein Hatani? Duun. Duun ist Duun. Wie die Sonne. Du wirst zu Duun, kleiner Fisch, und fragst niemals, was Duun sein könnte. Duun ist die Bäume und der Berg, die Umgebung. Duun ist Glaube, der bewahrt wurde. Du singst das Lied. Vernimm die Worte, Dorn, Elritze in meinem Bach.)
     
    Dorn goß sich Tee ein, während er in dem Zimmer mit gekreuzten Beinen auf der Erhebung vor dem Fenster saß. Seine Hände bebten, und Schattenringe umgaben seine Augen, blaue Flecken, wo niemand ihn geschlagen hatte. »Iß!« sagte Duun von der anderen Seite her. »Du wirst heute auf den Berg steigen.«
    Die umschatteten Augen blickten zu ihm auf. Dorns Schultern hingen herab. Vielleicht überlegte er, ob er protestieren sollte. Falls ja, verzichtete er darauf. Dorn kannte das Spiel.
    »Der schwarze Faden«, sagte Duun, während er an seinem Tee nippte. »Letzte Nacht vor der Tür. Das ist ein uralter Trick. Wußtest du das schon?«
    »Nein.«
    Duun grinste und schluckte eine Mundvoll hinunter. »Iß! Iß!
    Du wirst dir auf den Felsen den Hals brechen.«
    Dorn nahm den Mund voll und würgte es hinunter. Er hatte sich rasiert. Er hatte sich gewaschen. Er war die letzte Nacht wach geblieben, und ein Messer war an sein Kopfkissen gelegt worden. »Du bist tot«, hatte Duun geflüstert, unheimlich leise, in der fünften Nacht von Dorns Schlaflosigkeit.
    Dorn war hochgefahren und hatte Duuns Handgelenk gepackt, aber er hatte in der tiefen Dunkelheit auch diesen Kampf verloren, in der Benommenheit des Schlafes, den er Nacht für Nacht nur in unruhigen Intervallen fand.
    »Du wirst heute versuchen zu schlafen«, sagte Duun ruhig über seinem Tee. »Es wäre vielleicht klug.«
    Dorn sah ihn trostlos und bestürzt an.
    Duun grinste. »Andererseits vielleicht aber auch nicht. Willst du schlafen, Elritze? Du könntest mich jetzt erwischen, von Angesicht zu Angesicht.«
    »Nein. In der Kanne liegt ein Kieselstein, Duun-hatani.« Duun hielt mit Trinken inne. Blickte in das abgezehrte Gesicht.
    »Ich habe keinen Tee getrunken«, sagte Dorn.
    Duun stellte die Tasse auf die Erhebung, vor seine gekreuzten Knöchel.
    »Ich werde meine Frage nicht stellen«, sagte Dorn heiser. »Das war hinterhältig. Ich werde dich aber auf faire Weise erwischen. Dich vorher warnen.«
    Duun holte tief Luft. Dorn hatte sich bereitgemacht. Gegen einen möglichen Schlag eine feste Stellung eingenommen. Und er zitterte.
    Duun bewegte sich eine ganze Weile nicht. Dann hob er die linke Hand in einer kleinen Geste, die kundgab, daß kein Angriff erfolgte, und griff mit den zwei Fingern der Rechten in den
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