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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition)
Autoren: Walter Scott
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wenigstens das eine klar geworden, daß er den Ritter tödlich beleidigt hatte, und daß er alle Folgen dieser Handlung über sich ergehen lassen müsse.
    Um nun diese Folgen nicht durch unzeitige Erneuerung des Zwistes schneller über sich zu bringen, als es die Umstände notwendig machten, hielt er es für geraten, sich auf die Zeit von einer Stunde zu entfernen, und mit sich darüber zu Rate zu gehen, wie er sich diesem hochmütigen Gaste gegenüber hinfort am besten verhalte; und bei Ausführung dieser Absicht kam ihm der Umstand vorteilhaft zu statten, daß alle Glieder des kleinen Haushalts sich, sobald sich der Abt entfernt hatte, wieder an ihre Hausarbeit begaben, so daß es nicht den Anschein weckte, als ob er dem Fremden mit Vorsatz aus dem Wege ginge. Er machte sich also auf den Weg in die enge Ebene hinunter, die sich zwischen dem Hügel, auf dem der Turm stand, und der ersten Windung, die das Bett des Baches machte, hinzog. Hier meinte er, sich in einem kleinen Birken-und Eichendickicht vor beobachtenden Blicken eine Zeitlang schützen zu können. Aber er war kaum zu dieser Stelle gelangt, als er einen leichten Schlag fühlte, und, wie er sich umsah, den Ritter vor sich stehen sah.
    Es kann uns, wenn es mit unserm Mute, gleichviel ob aus Mangel an Vertrauen in unsre Körperkraft oder in die Gerechtigkeit der Sache, die wir vertreten, nicht sonderlich beschaffen ist, nichts in stärkerm Grade aus der Fassung bringen, als wenn wir unsern Gegner mit recht vergnügter Miene auf uns zutreten sehen. Das war der Fall so mit dem jungen Glendinning, als er so unvermutet des fremden Gastes ansichtig wurde, dessen Zorn er wachgerufen hatte, und der eine so friedliche Miene zeigte, als wenn gar nichts auf der Welt zwischen ihm und Halbert vorgegangen war. Wenn es auch Halbert an Mut und Geistesgegenwart nicht gebrach, so fühlte er sich doch über diesen unerwarteten Anblick des Ritters, und über seine so völlig unbeirrte Miene nicht wenig beunruhigt. Immerhin gelang es ihm, sich so weit zu beherrschen, daß er sich seine Bewegung nicht merken ließ und den Blick des Gegners mit vollständiger Ruhe aushielt. Ja, er fand sogar so viel Fassung, daß er die Frage an denselben stellen konnte: »Womit kann ich Euch gefällig sein, Sir Piercie Shafton?«
    »Gefällig? Du mir?« wiederholte Sir Piercie; »eine recht nette Frage nach der Rolle, die Du gegen mich gespielt hast! Ich bin wirklich im höchsten Maße verwundert über diesen Wahnwitz von Dir, Bursche, gegen einen Mann, der als Gast Deines Lehnsherrn in das Haus Deiner Mutter kommt und als solcher gerechten Anspruch auf alle gebührliche Höflichkeit hat, in solch unmanierlicher Weise aufzutreten. Ich will weder danach fragen, noch mich darum bekümmern, auf welche Weise Du Dich in Besitz des leidigen Geheimnisses zu setzen gewußt hast, was Dir den Mut gab, mir vor allen Leuten Hohn zu sprechen. Aber so viel darf ich Dir Wohl sagen, daß sein Besitz Dir Dein Leben gekostet hat.«
    »So lange ich es noch mit Hand und Schwert verteidigen kann, doch wohl nicht,« erwiderte Halbert keck.
    »Des Vorteils der Verteidigung denke ich Dich ja nicht zu entkleiden,« erwiderte der Engländer, »nur fürchte ich, daß Du infolge Deiner Jugend und bäuerischen Erziehung nicht viel dadurch gebessert sein wirst. Aber damit hast Du zu rechnen, daß ich in diesem Zweikampf keinen Pardon gebe.«
    »Und Dir, Du stolzer Mann, sei hierauf geantwortet, daß Du Dich eines Ersuchens um Pardon von meiner Seite nicht gewärtig zu halten hast, und daß ich auch nicht im geringsten befürchte, trotz Deiner Zuversicht, als läge ich bereits zu Deinen Füßen, solches Ersuchen von nöten zu haben.«
    »So bist Du also nicht gewillt,« sagte der Ritter, »das Schicksal, das Dir winkt, und das Du mit solch ungemessener Verwegenheit heraufbeschworen hast, von Dir abzuwenden?«
    »Wie sollte das möglich sein?« erwiderte Halbert Glendinning, mehr von dem Wunsche geleitet, sein Verhältnis zu dem Fremden besser zu erkennen als ihm irgend welche Nachgiebigkeit zu erzeigen.
    »Du brauchst mir bloß zu sagen,« antwortete hierauf Sir Piercie, »aber ohne Säumen und ohne Arg, wie Du dazu gekommen bist, mich in meiner Ehre so tief zu verletzen, und kannst Du mir hierbei einen meiner Rache würdigeren Feind namhaft machen, dann will ich Dir um Deiner Geringfügigkeit willen gern erlauben, über Deine Keckheit und Deinen Mangel an Schicklichkeit einen Schleier zu decken.«
    »Es wäre ein Unrecht,
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