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Das Kind der Talibanfrau

Das Kind der Talibanfrau

Titel: Das Kind der Talibanfrau
Autoren: Yair Nehorai
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die Wäsche richtig zusammenlegen
    sie ist ein Mädchen.
    Hemden extra
    Hosen extra
    Socken extra
    Pyjamas extra
    Grün extra
    Blau extra
    Rot extra
    Schwarz extra
    alles ordentlich gefaltet
    wegen ihr muss Mama alles neu zusammenlegen.
    Genug geheult
    ich werde ihr die Kleider von der Straße holen
    aber mach dass sie aufhört.

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    Mama hat sie gehauen
    heftig
    ihnen ins Gesicht geschlagen
    getreten
    sie beschimpft als Gojim Ungläubige Kriminelle.
    Hatte kein bisschen Angst
    obwohl sie groß waren
    mit Jeans und langen Haaren.
    Rannten nach Hause
    wie Heulsusen
    ekelhafte Gottlose.
    Sie werden meine Kippa nicht noch einmal herunterreißen
    und fluchen und pöbeln
    und Steine werfen.
    Mama hat’s ihnen gezeigt.

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    Bumm Bumm Bumm
    Mama ist vom Küchenstuhl aufgestanden
    gleich wird sie im Zimmer stehen
    Bumm Bumm Bumm
    die Sohlen ihrer Holzpantoffeln.
    Sie sieht alles
    hört alles
    sogar wenn die Tür zu ist
    sogar wenn Klopapier im Schlüsselloch steckt.
    Kann mich nicht verstecken
    sogar unter der Decke kann sie mich sehen.
    Bumm Bumm Bumm
    jetzt ist sie im Wohnzimmer
    ich tue so als würde ich schlafen
    wird mir nichts nützen
    sie wird wissen dass ich Faigy mitten im Zimmer ein Zelt aus Decken gebaut habe
    obwohl wir alles weggeräumt haben.
    Nur böse Kinder spielen
    gute Kinder lernen.

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    Nur ich kann Faigy dazu bringen dass sie aufhört zu weinen
    mich mag sie mehr als alle anderen
    obwohl sie erst ein Jahr alt ist
    und ich sechs.
    Weint bis ich komme
    und ich mache dann Wauwauhund
    Muhmuhkuh
    Miaumiaukatze
    lacht und knuddelt meinen Hals mit ihren kleinen Händen.
    Sie mag Lieder
    auch die besonderen für die Feiertage.
    Wartet dass ich sie für sie singe
    mitten in der Nacht
    muss leise singen
    alle schlafen.

Sieben Jahre

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    Süße süße Buchstaben
    die Thora schmeckt gut
    die Am Anfang Buchstaben sind am süßesten
    Rabbi Rosensweig hat am meisten Honig auf sie getan.
    schuf G-tt ist nicht so süß
    Mama hat mir heute Morgen einen Kuss gegeben
    und mich umarmt
    sie hat mir hinterhergeschaut bis ich die Treppe hinuntergegangen war
    ich bin ein großer Junge
    ich studiere die Thora
    nur die Zaddikim studieren.
    Das Glas ist leer
    der Honig ist alle
    nichts mehr übrig für den Himmel und die Erde.
    Der Tisch ist groß
    genug zum Malen
    und darunter ist Platz für Bücher.
    Wenn ich nach Hause komme wird Mama mir einen Kuss geben
    die erste Klasse macht Spaß.

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    Mama ist eine Zaddika
    viel mehr als alle anderen hier
    bedeckt ihren Kopf
    nur mit Stoff
    nie mit einer Perücke.
    An Lag BaOmer hat sie alle Perücken verbrannt
    die braunen Locken
    die glatten schwarzen Haare
    die halbroten Haare
    die langen Haare
    hat nichts übrig gelassen.
    Die vier Mütter Sarah Rebekka Rachel Leah hatten keine Perücken
    Mama ist die größte Zaddika im ganzen Viertel.

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    Schma Jisrael
    Linsen macht Spaß
    auch wenn es nicht erlaubt ist.
    Du musst deine Augen schließen
    ganz fest
    mit den Fingern
    drücken
    bis im Himmel
    die Sterne schweben.
    Der Herr ist unser G-tt
    alle haben ihre Hände vor den Augen
    wiegen sich vor und zurück
    ihre Gebetsschals flattern
    ihre Zizijot auch
    sogar die des Admor.
    Der Herr
    nur die echten Zaddikim sitzen vorne
    nahe der Heiligen Bundeslade
    Papa und ich sitzen auf der hintersten Bank
    ist einzig
    Hände vor die Augen
    schnell
    oder sie erwischen mich.
    Wenn ich groß bin werde ich auch an der Ostwand sitzen
    wie der Admor
    am nächsten an der Heiligen Lade.

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    Die Tellerrückseite
    noch mal
    meine Hand eine Ente
    die Seife und der Schwamm machen Löcher in die Finger
    der Tellerrand
    noch mal.
    Habe ich schon abgewaschen
    zehnmal
    und eingeweicht
    nicht sauber.
    Man bekommt Kratzer nicht sauber
    die gehen nicht weg
    fester
    so fest du kannst.
    Der Teller wird kaputtgehen
    das Orange der Blume ist gelb geworden
    jetzt um den Rand herum
    schneller.
    Ich lass ihn einfach kaputtgehen
    der wird nie sauber
    nicht genug Seife
    noch einmal.
    Das ganze Spülbecken ist voller ekligem Schaum
    alte schwarze Margarine
    mehr Wasser.
    Der Strahl ist heftig
    der Teller wird mir aus der Hand fallen
    zerbrechen
    noch mal
    ganz außen rum.
    Wo ist der Teller
    ich muss meinen ganzen Arm ins Becken stecken
    du hast ihn dreckig gemacht
    trockne ihn ab
    noch einmal von vorn.
    Es gibt noch eine Million Teller mehr
    und Tassen
    und Gabeln
    und Löffel
    abwischen
    noch mal.
    Faigy weint
    sie sollte zu ihr gehen
    und mich in Ruhe lassen.
    Noch mal
    mit dem anderen Handtuch.
    Ich werde
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