Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Karussell der Spitzbuben

Das Karussell der Spitzbuben

Titel: Das Karussell der Spitzbuben
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
nehmen richtig an, Sir!“
    „Ich bin Christopher Bools. Lassen Sie sich herzlich dafür danken, daß Sie uns Ihren Sonntag opfern.“
    Perry Clifton winkte ab. „Keine Ursache. Mein Beruf ist beinah auch mein Hobby.“
    Bools dirigierte den Detektiv zu der Sitzecke. „Darf ich Sie mit meinem Mitarbeiter Jerry Brownlaker bekannt machen?“
    Clifton schüttelte eine kräftige Hand und sah in ein Paar graue Augen, die ebenso ernst dreinschauten wie die seines Chefs.
    Sie setzten sich.
    „Darf ich Ihnen irgendwas anbieten, Mister Clifton?“
    „Nein, danke, Sir!“ lehnte der Detektiv ab.
    „Dann erlaube ich mir, ohne Umschweife zur Sache zu kommen.“
    Clifton nickte. „Einverstanden!“
    Christopher Bools lehnte sich zurück und sah Perry Clifton unverwandt mit melancholischen, fast düsteren Blicken an. „Wie ich Ihnen bereits am Telefon sagte, befaßt sich meine Firma mit Erfindungen auf dem elektronischen und dem elektrotechnischen Sektor. Insgesamt besteht mein Mitarbeiterteam aus zweiundzwanzig Mitarbeitern.“
    „Alles Erfinder?“ warf Clifton ein.
    „Sechs arbeiten in der Werkstatt, wo die Muster hergestellt und getestet werden. Die übrigen sind, wie Sie es nannten, Erfinder... Vor sechs Jahren waren wir noch über fünfzig Leute. ,Eine große Familie 1 nannte man uns.“ Bools und Brownlaker sahen sich an, so, als wolle jeder den anderen an diese Zeiten erinnern.
    Nun hob Christopher Bools etwas die Stimme, und auch in seine Augen kam plötzlich Leben. „Am 25. Mai 1977 verschwand mein Geschäftsführer Paul Crabbley. Er bekleidete gleichzeitig den Posten des Leiters der Grundentwicklung. Ich war gerade auf einer Messe in Deutschland, als ich die Nachricht von seinem spurlosen Verschwinden erhielt. Von bösen Ahnungen befallen, flog ich noch am selben Tag nach London zurück und fand meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Nicht nur über fünfzigtausend Pfund fehlten im Tresor, sondern auch, und das kam einer Katastrophe gleich, sämtliche Unterlagen über die neuesten, noch streng geheimen Erfindungen, für die wir teilweise nicht unerhebliche Entwicklungsmittel erhalten hatten und die wir nun zurückerstatten mußten. Ein Millionenverlust, Mister Clifton. Ich mußte fast von vorn beginnen.“
    „Die polizeiliche Fahndung blieb ohne Erfolg?“
    Bools nickte. „Scotland Yard gab sich alle Mühe, aber es war vergebens. Paul Crabbley blieb verschwunden.“
    „Wer alles besaß Schlüssel zu diesem Tresor?“
    „Nur Crabbley und ich.“
    „Hat die Polizei in Erwägung gezogen, daß man Crabbley gezwungen hat und ihn anschließend beseitigte?“
    „Sie meinen umbrachte!“
    „Ja.“
    „Von dieser Möglichkeit sprach man auch. Allerdings gab es da ein Detail, das nicht zu dieser Version paßte: Aus Crabbleys Wohnung waren Kleidung und alle Wertgegenstände verschwunden.“
    „Auch das mußte nicht unbedingt gegen Crabbley sprechen. Im Gegenteil, das macht ihn nur noch verdächtiger, und das wiederum konnte beabsichtigt sein.“
    Wieder nickte Christopher Bools. Und ein bißchen Ungeduld war in diesem Nicken.
    „Die verschwundenen Erfindungen, Sir, sind die aufgetaucht?“
    „Ja. Nach zwei Jahren entdeckten wir die erste in einem Computer aus Fernost... Aber ich glaube, Mister Clifton, daß es an der Zeit ist, daß Mister Brownlaker zu Wort kommt. Bitte, Jerry, erzählen Sie!“
    Jerry Brownlaker räusperte sich geräuschvoll. Man sah es ihm an, wie ihn das, worüber er sprechen sollte, aufregte. „Ich war in Edinburgh. Vierzehn Tage. Gestern bin ich zurückgekommen. Am 24., also am Mittwoch, geschah etwas Sonderbares. Ich war auf dem Weg zum Hotel, als ich plötzlich eine Stimme hörte. Ich war wie gelähmt... hatte richtige Schwierigkeiten mit den Beinen...“ Brownlaker schluckte diesen Teil der Erinnerung hinunter, dann fuhr er fort: „Zwei Männer unterhielten sich. Ich habe sie zuerst nur in der Schaufensterscheibe gesehen. Einen untersetzten dicken Mann, und einen anderen... den mit der Geisterstimme.“
    „Geisterstimme? “
    „Brownlaker gehörte zu denen, die Paul Crabbley für tot hielten!“ klärte Christopher Bools Clifton auf.
    Perry ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. „Verstehe ich richtig, daß Sie ihm in Edinburgh begegnet sind?“
    Jerry Brownlakers Stimme klang rauh, als er gegenfragte: „Mister Clifton, glauben Sie, daß es nicht nur optische, sondern auch akustische Doppelgänger gibt?“
    Der Detektiv sann nach, bevor er zögernd antwortete:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher