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Das Jesus Sakrileg 2

Das Jesus Sakrileg 2

Titel: Das Jesus Sakrileg 2
Autoren: Salim Gueler
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überrascht.
    „Deutscher?“
    „Ja, mein Name ist Andreas Hagen.“
    „Verzeihen Sie nochmals, ich wollte Sie nicht erschrecken eben. Ich dachte nur, da Sie auch warten, ob ich Ihnen nicht ein wenig Gesellschaft leisten könnte. Wollen Sie auch nach Frankfurt?“
    „Ja. Ist schon gut. Setzen Sie sich ruhig. Ein wenig Gesellschaft würde mir jetzt auch gut tun.“
    „Danke“, sagte der Mann, setzte sich und fuhr fort:
    „Oh, verzeihen Sie, dass ich mich nicht vorgestellt habe. Mein Name ist John Mitchell.“
    „Amerikaner?“
    „Ja. Für einen Deutschen sprechen Sie akzentfreies Englisch.“
    „Danke. Was machen Sie in Israel?“
    „Eine alte Schuld einlösen“, sagte John.
    Andreas konnte nicht wissen, welches Unterfangen John vorgehabt hatte und dass dieser nach seiner eigenen Meinung kläglich gescheitert war. Wie gerne hätte er den Flughafen verlassen, um doch noch sein Vorhaben zu vollenden. Aber John wusste, dass draußen der Mossad auf ihn wartete. Nur mit viel Geschick war es ihm gelungen, nicht als Gefangener zum Flughafen gebracht worden zu sein.
    Sicherlich hatte es auch mit seinem hohen Alter und seinem bisher lupenreinen Leben zu tun gehabt, dass der Mossad ihn nach dem Verhör zwar zum Flughafen brachte und dafür sorgte, dass John ein Flugticket erwarb, aber ihn danach nicht mehr in Gewahrsam hielt oder gar Anklage erhob. Vielleicht wollte der Mossad wegen eines alten Mannes auch keinen internationalen Konflikt auslösen. Die amerikanische Regierung konnte sehr hart durchgreifen, wenn es um die Gefangennahme ihrer Bürger im Ausland ging. Und nach der Vita von John zu urteilen, der ein sehr frommer Christ zu sein schien, war der Mossad zur Übereinkunft gekommen, ihn zum Flughafen zu bringen und dafür Sorge zu tragen, dass er Israel verließ.
    „Eine alte Schuld? Sie machen mich neugierig“, gab Andreas von sich.
    „Eigentlich ist es nichts Dramatisches. Ich habe meiner verstorbenen Frau versprochen, das Heilige Land aufzusuchen und für sie in der Grabeskirche zu beten.“
    „Verzeihen Sie meine Indiskretion.“
    „Ist schon gut. Und Sie, was haben Sie in Israel zu suchen? Geschäftsmann?“
    „Nicht wirklich. Eher die Leidenschaft, die mich treibt.“
    „Leidenschaft?“
    „Ja, die Leidenschaft zu Jerusalem und seiner Geschichte. Hinter jeder Mauer, unter jedem Stein begegnet sie einem. Egal, ob die Juden, Griechen, Römer oder Araber die Herrschaft innehatten, es gibt keine Stadt der Welt, die sowohl Faszinierendes und Erschreckendes zugleich zu bieten hat. Finden Sie nicht auch?“
    „Ich muss Ihnen ganz ehrlich gestehen, ich habe mir nicht viele Gedanken über das historische Jerusalem gemacht. Es ist für mich die Stätte, in der Jesus des Menschen Schuld auf sich nahm, um ein neues Zeitalter einzuläuten.“
    „Haben Sie sich denn nicht die Zeit genommen, um Jerusalem näher kennen zu lernen?“
    „Leider nicht. Ich hatte nur einige Tage und habe den Leidensweg Jesus nachverfolgt.“
    „Hm … schade, da haben Sie sich einiges entgehen lassen. Jerusalem ist weit mehr als nur die Via Dolorosa. Allein der Besuch der Al-Aqsa-Moschee sollte für jeden Touristen genauso selbstverständlich sein wie der eines Basars in der Altstadt und natürlich der Grabeskirche und des Garten Getsemani am Ölberg. Auch wenn es natürlich nicht der Originalgarten ist.“
    „Im Garten Getsemani? Wo Sie es jetzt erwähnen, da war ich auch.“
    „Beeindruckend, oder? Hatten Sie nicht auch das Gefühl, als läge etwas Besonderes in der Luft? Als könne man spüren, dass Jesus und seine Jünger in unmittelbarer Nähe saßen?“
    Ein kalter Schauer lief über Johns Rücken. Er wusste nicht warum, aber er musste erneut an die alte Frau denken, der er im Garten begegnet war. Was hatte sie gleich noch gesagt?
    „Die Einsamkeit lässt Gedanken wachsen, die in einem guten Herzen oft fehl am Platze sind.“ Ja, das waren ihre Worte gewesen, er erinnerte sich, aber sie hatte auch gemeint: „In jedem finsteren Tal gibt es Licht. Man darf sich nur nicht davor verschließen.“ Und jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, denn sie hatte auch gesagt: „Überdenken Sie Ihre Gedanken.“ Aber das konnte unmöglich sein, woher sollte die alte Frau wissen, was er vorhatte? Er erinnerte sich ganz genau an die Begegnung. Sie war komisch, aber nicht angsteinflößend gewesen. Obwohl er die alte Frau nicht kannte, hatten ihre Worte nichts Mahnendes oder Besserwisserisches, sondern - wie sollte er es
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