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Das Inferno

Das Inferno

Titel: Das Inferno
Autoren: Colin Forbes
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fünfzig Metern erreicht hatte, bevor er auf den blauen Knopf seines Kästchens drückte. Aus dem Inneren des Hubschraubers war eine laute Detonation zu hören, dann zerbarst der Rumpf in mehrere Teile, und abgebrochene Rotorblätter wurden hoch hinauf in die Luft geschleudert. Das zerborstene Wrack stürzte zu Boden, wo es wie ein Haufen Schrott liegen blieb. Erst eine Sekunde später detonierte der Treibstofftank, und eine riesige orangerote Feuerwolke stieg zum Himmel empor, gefolgt von dichten Schwaden schwarzen Rauchs.
    Danzer steckte die Fernsteuerung zurück in seine Jacke und rannte durch den Wald zu der Stelle, an der er seinen alten Volvo geparkt hatte. Er stieg ein, startete den Motor und fuhr in Richtung dänische Grenze los.

45
    Nicht lange nach Rondels Tod verließen Tweed und seine Leute die Insel Berg. Nachdem sie mit dem Aufzug nach unten gefahren waren, führte Lisa sie zusammen mit Nield einen langen, schmalen Pfad am Fuß des Berges entlang auf die Nordseite der Insel, wo am Rand der Startbahn der Gulfstream-Jet wartete. Die anderen folgten paarweise, wobei Tweed und Slavic als Letzte gingen. Butler warf im Vorbeigehen einen kurzen Blick auf die Stelle am Fuß der Felswand, wo Rondel in der Ostsee verschwunden war, konnte aber keinerlei Spuren mehr von ihm entdecken. Rondel war für immer verschwunden.
    »Lange Zeit habe ich in Rondel meinen Nachfolger gesehen«, sagte Slavic zu Tweed. »Er war fast wie ein Sohn für mich. Jetzt aber wird wohl Lisa eines Tages die Zürcher Kredit erben.«
    »Ich finde, sie ist bestens dafür geeignet«, sagte Tweed.
    »Ihre Mutter, mein verstorbene Frau, war eine hochintelligente Frau. Leider erben Kinder nur sehr selten die intellektuellen Anlagen ihrer Eltern, aber bei Lisa ist es offenbar der Fall.«
    »Aber bis es soweit ist…«
    »Ich muss Danzer anrufen!«, sagte Slavic unvermittelt und nahm sein Handy aus der Tasche. »Aber was mache ich denn da?«, sagte er lächelnd. »Sämtliche Telefonsysteme sind ja zerstört. Bei den Handys ist das sozusagen ein doppelter Segen, die meisten Leute haben die Dinger sowieso nur für überflüssiges Geschwätz benutzt.«
    Er warf sein Handy in hohem Bogen ins Meer und machte ein zufriedenes Gesicht, als es im Wasser versank.
    »Was werden Sie jetzt tun?«, fragte Tweed.
    »Erst einmal sehe ich mir in aller Ruhe die Kontobewegungen unserer verschiedenen Zweigstellen an. Mit Lisas Hilfe habe ich sämtliche Buchungen auf ein Lochkartensystem dupliziert. Ich habe vorher vergessen zu erwähnen, dass mein System auch sämtliche Daten von Computern, die ans Netz angeschlossen waren, zerstört hat.«
    »Dann sind wir tatsächlich ins neunzehnte Jahrhundert zurückgeworfen worden«, meinte Tweed. »Mir soll’s recht sein, die Welt war damals bedeutend friedlicher.«
    »Stimmt. Ach übrigens, ich wollte Ihnen auch noch sagen, dass
ich
Rhinozeros bin. Aber das haben Sie sicherlich bereits erraten.«
    »Ja, und zwar schon bei unserer ersten Unterhaltung in Blankenese. Aber ich war mir da nicht ganz sicher.«
    »Der Name Rhinozeros hat seinen Ursprung in der Frankenheim-Dynastie. Ich habe ihn vom ihrem letzten Oberhaupt übernommen, das kinderlos gestorben ist. Dieser Mann hatte in jeder seiner Banken eine Plakette mit einem Rhinozeroskopf anbringen lassen. Vielleicht war es sentimental von mir, aber ich habe das Symbol auf die Zürcher Kredit Bank übertragen. Auf diese Weise lebt für mich die Frankenheim-Dynastie weiter.«
    »Eine Frage hätte ich noch«, sagte Tweed. »In Rondels Haus, also Eagle’s Nest in Sussex, gibt es ein elektronisches System, das dem hier auf der Insel verblüffend ähnelt…«
    »Nicht mehr«, sagte Milo. »Danzer hat es außer Funktion gesetzt, während Rondel hier bei mir war. Danzer, der ja ein studierter Ingenieur ist, hat mir berichtet, dass das System darauf ausgerichtet war, die Wirkung des meinigen aufzuheben.
    Obwohl er der Meinung war, dass es ohnehin nicht richtig funktioniert hätte, hat er es vorsichtshalber zerstört.«
    »Sie haben einen harten Kampf hinter sich, Milo«, sagte Tweed.
    »Ja. Und er hat große Verluste gefordert. Jetzt kann ich Ihnen auch erzählen, dass ich es war, der den armen Mark Wendover angeheuert hat.«
    »Wozu?«
    »Um einen Informanten in Ihrem Team zu haben.«
    »Und wieso wollten Sie mich ausspionieren?«, fragte Tweed lächelnd.
    »Weil ich mich aus erster Hand von ihrer Integrität überzeugen wollte. Mark Wendover hat gute Arbeit geleistet – bis ein feiger
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