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Das höllische Ich

Das höllische Ich

Titel: Das höllische Ich
Autoren: Jason Dark
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konnte.«
    »Stimmbruch?«, fragte Bill und hatte seine Stimme spöttisch klingen lassen.
    »Das bestimmt nicht.«
    Johnny war eigentlich ein lockerer Typ. Hier aber wirkte er ganz anders. Er war das Gegenteil davon, und er schaute vor sich zu Boden. Mir war klar, dass mit ihm etwas nicht stimmte. So gut kannte ich ihn immerhin.
    Dann war da die Sache mit der Sängerin, die ihre Show nicht mehr durchgezogen hatte. Wenn sie keine Lust mehr gehabt hätte, hätte man ärgerlich sein können. Johnny klang aber so, als ob die Dinge ganz anders lagen. Es musste einfach etwas dazwischengekommen sein.
    »Was war wirklich los?«, fragte ich.
    Johnny drehte mir sein Gesicht zu. »Ich habe es nicht gesehen und nur davon gehört. Amy White konnte nicht mehr weitersingen. Es hat in der Pause zwei Morde gegeben. Das ist sogar bis zu mir durchgedrungen. Ich habe zwei Polizisten über den Fall diskutieren hören.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Zwei Morde?«
    Er nickte.
    Auch Sheila und Bill saßen plötzlich wie angewurzelt auf ihren Stühlen und starrten Johnny
    »Wer ist denn umgebracht worden?«, flüsterte der Reporter.
    »Amy White und wohl ihre Agentin. Beide wurden erschossen. Das passierte in der Pause.«
    Für eine Weile sprach niemand von uns ein Wort. Die Nachricht hatte uns schockiert. Ich dachte mit Bedauern daran, dass es mit der Stimmung vorbei war, denn unsere Gespräche würden sich bestimmt um dieses Verbrechen drehen.
    »Man weiß sogar, wer es getan hat!«, berichtete Johnny.
    »Ach...«, machte ich nur.
    »Nachdem der Typ beide erschossen hatte, ließ er sich widerstandslos festnehmen. Mehr habe ich nicht gehört. Er hat sich überhaupt nicht gewehrt. Es schien, als hätte er auf die Polizisten gewartet. Er muss sogar direkt neben den beiden Leichen gestanden haben. Das ist einfach verrückt und zumindest für mich nicht nachvollziehbar.«
    Genau der Meinung war ich auch. Ich spürte die unsichtbare kalte Krallenhand, die über meinen Rücken strich, und im Mund lag plötzlich ein bitterer Geschmack.
    Bill war ebenso perplex wie ich und stellte mir eine Frage. »Was sagst du dazu?«
    Ich hob die Schultern an. »Was soll ich dazu sagen? Eigentlich nichts. Johnny hat Recht: Es ist kaum nachvollziehbar. Aber was hat es nicht alles schon an Verbrechen gegeben, für die man eigentlich keine Erklärung hatte. Sie sind passiert, das ist klar, und ich weiß auch, dass sie immer wieder geschehen werden.«
    »Ist das ein Fall für dich, John?«
    Ich lächelte Bill zu. »Das sieht nicht so aus. Normale Mordfälle haben uns...«
    »Ist er denn normal?«
    Ich hob die Schultern. »In der Ausführung wohl nicht. Wo findet man das schon, dass jemand zwei Menschen tötet und sich nicht vom Tatort entfernt?«
    »Ja«, sagte auch Sheila. »Das ist in der Tat mehr als rätselhaft. Er muss einen Blackout gehabt haben. Zack und urplötzlich. Einfach weg. Vielleicht auch ein schlechtes Gewissen, das sich meldete und ihm plötzlich vor Augen führte, was er da getan hat. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Es ist verdammt rätselhaft«, sagte auch Bill. Er hielt sein Bierglas in der Hand, ohne zu trinken. Dafür warf er mir einen schrägen Blick zu.
    »Ist was?«, fragte ich.
    Der Reporter lächelte. »Natürlich ist etwas geschehen, John. Ich sehe dir nahezu an, dass du darüber nachdenkst, ob es nicht ein Fall ist, der in dein Gebiet fällt.«
    »Richtig.«
    Sheila rang die Hände. Sie tat, als wäre ich ihr Mann. »Bitte, John, nicht schon wieder. Das darf doch nicht wahr sein. Willst du dich da wirklich reinhängen?«
    »Nein, ich habe nur nachgedacht.«
    »Hör auf, ich kenne dich. Du überlegst, was da passiert sein könnte und was dahinter steckt?«
    »Das tut man automatisch«, verteidigte ich mich. »Es geht dir und Bill schließlich auch so. Zudem diskutieren wir über den Fall, das ist ebenfalls natürlich.«
    »Der Mörder ist ein Psychopath«, sagte Bill.
    »Möglich. Darauf deutet schon einiges hin. Für mich sind alle Mörder Psychopathen. Mich stört nur sein Verhalten. Es ist wirklich so atypisch. Ich kann mir nicht erklären, was im Kopf dieses Killers vorgegangen ist. Vorausgesetzt, es trifft alles zu, was uns Johnny hier berichtet hat.«
    »Doch, das ist so. Warum hätte ich lügen sollen. Es ist so, wie ich es erzählt habe. Und ich habe mich nicht verhört, darauf könnt ihr wetten. Ehrlich.«
    Ich winkte ab. »Dir macht auch niemand einen Vorwurf, Johnny. Es regt uns einfach nur zum Nachdenken an.«
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