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Das höllische Ich

Das höllische Ich

Titel: Das höllische Ich
Autoren: Jason Dark
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uns auch ein Bier gönnen.«
    Mein Lächeln zerrte den Mund in die Breite. »Ich wusste schon immer, dass du Gedanken lesen kannst.«
    Mein Freund Bill verschwand und ließ mich mit seiner Frau zurück. Sheila, die sich im Garten umschaute, fing an, von den lauen Sommerabenden zu schwärmen, die leider viel zu selten vorkamen.
    »Was willst du machen?«, erkundigte ich mich. »Wir wohnen nun mal nicht im. Süden.«
    »Da würde es mir auch zu heiß werden. Denk mal an die Waldbrände in Portugal und Spanien.« Sie deutete gegen den Himmel, an dem der Mond zu sehen war. »Doch ein wenig wärmer könnte ich mir unsere Heimat schon vorstellen. Ist ja nichts Schlimmes.«
    »Nein, das nicht.«
    Bill kehrte zurück. Er hatte zwei Flaschen Bier und zwei Gläser mitgebracht. Als er die Flaschen abstellte und ich sie aus der Nähe betrachtete, lief mir das Wasser im Mund zusammen. Plötzlich kam der Durst wie von allein.
    Wir schenkten unsere Gläser voll und schauten dabei zu, wie die Schaumkrone wuchs.
    »Na, das ist doch was – oder John?« Der Reporter hob sein Glas und prostete mir zu.
    »Und ob!«
    Wir tranken, und es tat gut, das kühle Bier zu genießen. Ich hatte mich schon vorher entspannt gefühlt – bei so einem Essen kein Wund er –, nun aber ging es mir noch besser, da ich wusste, wo ich übernachten würde. Der kalte Strom rann meine Kehle hinab. Ich nahm noch einen zweiten Schluck und stellte das Glas anschließend ab.
    Bill hatte mich beobachtet und lächelte. »Na, was ist?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Das ist beinahe wie Urlaub.«
    »Stimmt. Kein Stress, keine Dämonen, kein Dracula II, der auf Blutsuche geht...«
    »Beschwöre es nicht!«, fiel ich ihm ins Wort. »Du weißt genau, was da an meinen Hacken klebt. Das ist das Pech des Menschen, der seinem Schicksal nicht entkommen kann.«
    »Klar, das können wir alle nicht.«
    »Bei mir ist es nur besonders krass.«
    »Aber nicht heute!«, mischte sich Sheila ein. »Perfekter kann das Wochenende nicht sein. Kein voller Strand, keine schwitzenden Menschen, es läuft einfach gut ab.« Sie lächelte breit. »Da kann man schon zufrieden sein, finde ich.«
    »Sicher.«
    Wir genossen das Ende der Dämmerung und freuten uns darüber, dass die Temperatur sommerlich warm blieb. Vom Haus her fiel ebenfalls Licht in den Garten. Gemeinsam mit den versteckt angebrachten Scheinwerfern entstand auf dem Gelände eine Bühne, deren Bild wir einfach nur genießen konnten.
    Lockere Unterhaltungen, die Ärgernisse des Alltags vergessen, sich mal richtig fallen lassen, ohne darauf achten zu müssen, ob jemand auf der Lauer lag oder nicht... Genau das war es, das mir gefehlt hatte. Ich hoffte, dass die Stimmung so blieb und ich auch den folgenden Tag noch genießen konnte.
    Dass Johnny so früh zurückkam, damit hatten wir allerdings nicht gerechnet. Plötzlich erschien er vor der breiten Scheibe des Wohnzimmers und trat ins Freie.
    »Euch geht es gut, wie?«, sagte er zur Begrüßung.
    Nur Sheila hatte ihn gesehen, aber nichts gesagt. Sie winkte ihrem Sohn zu. »He, du bist aber früh dran.«
    »Naja.« Er hob die Schultern und kam ins Freie. »He, John«, begrüßte er mich, »lebst du auch noch?«
    »Klar. Und auch nur, um dich zu sehen.«
    »Super.«
    Er trat an meinen Stuhl heran, und wir beide klatschten uns ab. Dann holte er sich einen Stuhl und setzte sich zu uns.
    »Willst du noch etwas essen und trinken?«, fragte Sheila. Sie war wieder die besorgte Mutter.
    Johnny schaute über den noch gedeckten Tisch hinweg und schüttelte den Kopf. »Weniger etwas essen. Einen kleinen Schluck Bier könnte ich vertragen.« Er fasste nach meiner Flasche. »Darf ich?«
    »Klar.«
    Johnny setzte an und trank die Flasche leer. Er stellte sie wieder zurück auf den Tisch und sprach davon, Nachschub zu besorgen, woraufhin ich ihm erklärte, dass er sich Zeit lassen konnte.
    »Okay.«
    Ich hatte ihn die ganze Zeit schon beobachtet, und mir war aufgefallen, dass er sich etwas anders verhielt als normal. Er wirkte mehr in sich zurückgezogen. Er war stiller und nachdenklicher.
    »Wie kommt es, dass du schon hier bist?«, fragte Sheila. »Es ist doch gerade erst dunkel geworden.«
    »Ich weiß.«
    »Dann war das Konzert schon zu Ende?«
    Johnny senkte den Kopf. »Das kam man so sagen, Ma.«
    »Und?«
    »Nichts und. Oder doch.« Er hob den Kopf wieder an. »Es ist etwas passiert.«
    »Super. Und was?«
    »Da ist nichts super, Ma. Es wurde abgebrochen, weil Amy White nicht mehr singen
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