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Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Kinsella
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vorwitziger Student, den ich bei einem meiner Vorträge kennengelernt habe und der jetzt einen Fuß in die Tür bekommen möchte. Dazu bin ich jetzt wirklich nicht in der richtigen Stimmung.
    »Okay. Nun. Ich werde meine Präsentation noch mal durchgehen.« Hektisch und wahllos klicke ich an meiner Maus herum, bis Kayla geht. Zähne zusammenbeißen. Weitermachen. Weiter, weiter, weitermachen.
    Das Telefon klingelt, und ich nehme es mit großer Geste.
    »Charlotte Graveney.«
    »Lottie! Ich bin’s!«
    Ich ringe den Drang nieder, sofort wieder aufzulegen.
    »Oh, hi, Fliss.« Ich schlucke. »Hi.«
    »Und wie geht es dir?«
    Ich kann den frotzelnden Unterton in ihrer Stimme hören und verfluche mich bitterlich. Ich hätte ihr nie im Leben vom Restaurant aus eine Nachricht schicken sollen.
    Es macht nur Druck. Schrecklichen Druck. Warum musste ich meiner Schwester je mein Liebesleben anvertrauen? Warum habe ich überhaupt jemals erzählt, dass ich mit Richard zusammen war? Ganz zu schweigen davon, die beiden einander vorzustellen. Oder dass ich irgendetwas von einer Hochzeit angedeutet habe.
    Sollte ich jemals wieder einen Mann kennenlernen, verrate ich niemandem irgendwas davon . Nix. Nada. Erst wenn wir zehn Jahre glücklich verheiratet sind und drei Kinder in die Welt gesetzt und unseren Treueschwur erneuert haben. Dann, und erst dann werde ich Fliss eine Nachricht schicken mit den Worten: »Soll ich dir was erzählen? Ich habe jemanden kennengelernt! Er scheint ganz nett zu sein!«
    »Oh, mir geht es gut.« Ich bringe einen fröhlichen, sachlichen Ton zustande. »Und dir?«
    »Bei mir ist alles prima. Also …?«
    Sie lässt die Frage in der Luft hängen. Ich weiß genau, was sie meint. Sie meint: Also, trägst du nun einen fetten Diamantring und trinkst Bollinger auf dein Wohl, während Richard in einer traumhaften Hotelsuite an deinen Zehen nuckelt?
    Wieder spüre ich einen scharfen Stich. Ich ertrage es nicht, darüber zu sprechen. Ich halte ihr Mitgefühl nicht aus. Such ein anderes Thema! Irgendeins. Schnell!
    »Also. Jedenfalls …« Ich versuche, unbeschwert zu klingen. »Jedenfalls. Mh. Ich habe gerade mal so überlegt. Vielleicht sollte ich diesen Magister in Wirtschaftswissenschaft doch noch machen. Du weißt ja, dass ich das schon immer wollte. Ich meine, worauf warte ich eigentlich? Ich könnte mich an der Birkbeck bewerben und meinen Abschluss in meiner freien Zeit machen. Was meinst du?«

2
    Fliss
    Oh Gott. Ich könnte heulen. Ich weiß nicht wieso, aber es ist schiefgegangen.
    Immer wenn eine von Lotties Beziehungen zu Ende geht, fängt sie sofort davon an, dass sie studieren will. Es ist wie ein Pawlowscher Reflex.
    »Vielleicht könnte ich sogar meinen Doktor machen, weißt du?«, sagt sie mit dem Hauch eines Bebens in der Stimme. »Vielleicht zu Recherchen ins Ausland.«
    Manch anderen kann sie damit möglicherweise zum Narren halten – aber mich nicht. Nicht ihre Schwester. Es geht ihr schlecht.
    »Stimmt«, sage ich. »Ja. Im Ausland deinen Doktor machen. Gute Idee!«
    Es hat keinen Sinn, nach Details zu bohren oder rundheraus zu fragen, was vorgefallen ist. Lottie hat ihre ganz eigene Methode, mit Trennungen umzugehen. Man darf sie nicht drängen, und man darf kein Mitgefühl zeigen. Das habe ich schmerzlich lernen müssen.
    Das eine Mal zum Beispiel, als sie sich von Seamus getrennt hat, stand sie mit verheulten Augen und einer Riesenpackung Phish-Food-Eis vor meiner Tür, und ich beging den elementaren Fehler zu fragen, was passiert war, worauf sie hochging wie eine Granate. »Na toll, Fliss! Kann man nicht einfach mal seine Schwester besuchen, um ein Eis mit ihr zu essen, ohne dass man gleich ins Kreuzverhör genommen wird? Vielleicht möchte ich ja nur mal Zeit mit meiner einzigen Schwester verbringen. Vielleicht geht es im Leben nicht immer nur um Männer. Vielleicht möchte ich einfach nur … mein Leben überdenken. Ein Studium aufnehmen.«
    Dann war da das Mal, als Jamie sie abserviert hat und mir der Fehler unterlief zu sagen: »Oh Gott, Lottie, du Arme.«
    Sie hat mich förmlich in der Luft zerrissen. »Ich Arme? Was soll das denn heißen, ich Arme? Tu ich dir etwa leid, weil ich keinen Mann habe? Ich dachte, du bist Feministin !« Sie hat ihren ganzen Schmerz in einer endlosen Tirade an mir ausgelassen, und am Ende brauchte ich fast ein neues Ohr.
    Also höre ich nun schweigend zu, während sie davon redet, dass sie die akademische Seite in sich schon seit Ewigkeiten erkunden
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