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Das Herz

Das Herz

Titel: Das Herz
Autoren: Tad Williams
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an, sank dann mit trauriger, müder Miene in ihrem Sessel zurück. »Und was soll ich jetzt mit Euch machen, Dan-Faar?«
    »Wenn ich wirklich der Schurke wäre, für den Ihr mich haltet, Hoheit, würde ich vorschlagen, mich in Eurer Nähe zu behalten, wo ich von Nutzen sein könnte. Ein Herrscher weiß schließlich nie, wann er die Dienste eines Schurken benötigen könnte, und ich habe den Verdacht, dass für Herrscherinnen auch nichts gänzlich anderes gilt.«
    Sie sah ihn wieder nur an, aber in ihren Augen war jetzt kein Zorn mehr. »Und Eure Glücksspielkumpane werden natürlich schwören, dass Ihr die ganze Zeit mit ihnen zusammen wart?«
    »Natürlich.«
    Sie wedelte ihn weg. »Geht, Dan-Faar. Geht wieder zu Euren Karten und Euren hilfreichen Freunden. Ich habe eine weitere Beisetzung zu organisieren.«
    »Wie Ihr wünscht, Hoheit. Aber ich würde Euch raten, die verstorbene Königin Anissa mit dem ganzen Pomp zu begraben, der ihrer Stellung gebührt. Sie war immerhin die Mutter des letzten Kindes Eures Vaters. Ihr tragischer Unfall, so kurz nach dem Tod Eures Vaters, hat ganz Südmark schockiert und betrübt.«
    Sie konnte ein bitteres Lachen nicht unterdrücken. »Götter im Himmel, Dan-Faar! Eure Hilfsbereitschaft ist wirklich ohnegleichen. Jetzt verschwindet und erspart mir wenigstens für ein, zwei Tagzehnte Euren Anblick.«
    »Wie Ihr wünscht, Hoheit.« Er verbeugte sich diesmal tiefer und ging hinaus.

    Was sie ihm in der Verschwiegenheit ihres Gemachs erzählt hatte, beunruhigte Vansen, ja machte ihm Angst. »Du kannst einen solchen Mann nicht in Südmark bleiben lassen! Auch wenn man ihm nichts beweisen kann — wir wissen doch beide, dass er es war. Er ist gefährlich!«
    »Mag sein. Aber nicht für mich.«
    »Da kannst du dir doch nicht sicher sein?«
    Sie nahm seine Hand. »Bald ist Kupileia und damit meine Krönung. Ich werde Königin sein.
Ich
werde hier die Königin sein, mein liebster Hauptmann, und wenn ich auch vor Liebe zu dir schon fast närrisch bin, muss ich doch die Markenlande regieren und nicht du. Ich kenne Dawet, und ich weiß, er will mir helfen.«
    »Dir helfen ...!«
    Sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. »Er ist mein Problem, nicht deins, mein tapferer Ritter. Und wenn ich's bedenke, hat Dawet, ob gewollt oder nicht, zugleich bewiesen, dass ich Avin Brone Abbitte schulde ... aber nicht heute Abend.« Sie stand auf. »Lass uns jetzt nicht mehr davon reden.«
    »Ich bin dein Geliebter, ja, aber ich bin auch dein Konnetabel.«
    »Und in beiden Funktionen großartig. Komm mit mir hinunter ins Rückzugszimmer. Ein paar Freunde von mir sind nach Südmark zurückgekehrt, und ich möchte, dass du sie kennenlernst.«
    »Freunde?« Vansen hatte die schreckliche Vision von weiteren Freiern, weiteren gutaussehenden ausländischen Prinzen, einer ganzen Schlange von Rivalen, die sich bis ins Unendliche erstreckte. »Welcher Art?«
    »Der gebildeten Art. Komm jetzt — lass mich mit dir angeben, wenn schon die einzigen Leute hier sind, die mich nicht verurteilen werden!«
    »Makswell konnte nicht mitkommen, weil seine Schwester es ihm verboten hat, Hoheit«, sagte Nevin Kennit. »Aber wir haben jemanden gefunden, der für ihn einspringt. Darf ich vorstellen — Matthias Kettelsmit, Dichter.«
    Briony zog die Augenbrauen hoch. Der beschämte Kettelsmit konnte ihr nicht ins Gesicht sehen. »Wir sind uns bereits begegnet — ja wir hatten sogar erst kürzlich miteinander zu tun. Meister Kettelsmit hat meinen kleinen Bruder umzubringen versucht.«
    Jetzt war es an Kennit, verwundert dreinzuschauen. »Tatsächlich? Ich hätte nie gedacht, dass Euer Verhältnis zu Kindern so gewalttätiger Art ist, Kettelsmit. Ich habe Euch unterschätzt.«
    Während Vansen sich darauf noch einen Reim zu machen versuchte, wandte Briony sich ab und öffnete die Arme weit. »Finn!«, rief sie und umarmte den dritten Mann mit einer Herzlichkeit, die Vansen nach Kräften zu ignorieren versuchte. »Wie schön, Euch wiederzusehen! Euch auch, Kennit, obwohl Ihr ein verruchter Kerl seid.«
    Der Mann namens Finn Teodorus löste sich von ihr, ein wenig verlegen ob dieser Begrüßung. »Dank sei Zosim, dem Schutzpatron der Schauspieler, Prinzessin ...«
    »Nicht dem«, knurrte Vansen.
    Teodorus sah ihn einen Moment neugierig an, wandte sich dann wieder der Prinzessin zu. »Na, jedenfalls, den Göttern sei Dank? Wir sind hier — und Ihr seid die Königin? Wir sollten alle vor Euch auf den Knien liegen und nicht zu
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