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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters
Autoren: Robert Jordan
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und schluckte mühsam, um den Hals freizubekommen. Ihre Zunge fühlte sich doppelt so dick wie sonst an. »Holt Hilfe! Ich... bin vergiftet worden!« Erklärungen würden zu viel Zeit in Anspruch nehmen. »Geht!«
    Dyelin starrte sie an, dann sprang sie auf die Füße und griff nach dem Gürteldolch.
    Die Tür öffnete sich, ein Diener steckte zögernd den Kopf hinein. Elayne verspürte eine Flut der Erleichterung. Dyelin würde sie nicht vor einem Zeugen erstechen. Der Mann befeuchtete sich die Lippen, seine Blicke huschten zwischen den beiden Frauen hin und her. Dann trat er ein. Zog ein Messer mit langer Klinge aus dem Gürtel. Zwei weitere Männer in rotweißen Livreen folgten ihm; jeder von ihnen zog ein langes Messer.
    Ich werde nicht wie ein Kätzchen in einem Sack sterben, dachte Elayne grimmig. Mühsam stemmte sie sich hoch. Ihre Knie zitterten, und sie musste sich mit einer Hand auf dem Tisch abstemmen, aber mit der anderen zog sie den Dolch. Die mit eingeätzten Mustern versehene Klinge war kaum so lang wie ihre Hand, aber sie würde ausreichen. Oder hätte es zumindest, wenn sich ihre Finger, die den Griff hielten, nicht taub angefühlt hätten. Ein Kind konnte ihr die Waffe abnehmen. Nicht ohne Gegenwehr, dachte sie. Es war, als würden ihre Bewegungen von einer öligen Flüssigkeit gehemmt, aber sie war trotzdem voller Entschlossenheit. Nicht ohne Gegenwehr!
    Seltsam wenig Zeit schien vergangen zu sein. Dyelin wandte sich gerade ihren Komplizen zu, als der Letzte hinter sich die Tür schloss.
    »Mörder!«, kreischte Dyelin. Sie stemmte ihren Stuhl hoch und warf ihn den Männern entgegen. »Wachen! Mörder! Wachen!«
    Die drei Männer versuchten, dem Stuhl auszuweichen, aber einer war zu langsam und wurde an den Beinen getroffen. Mit einem Aufschrei stürzte er gegen den Mann neben ihm und beide gingen zu Boden. Der dritte, ein schlanker, strohblonder junger Mann mit hellblauen Augen, wich ihnen aus und näherte sich mit gezücktem Messer.
    Dyelin stellte sich ihm mit ihrer Klinge entgegen, hieb und stach zu, aber er bewegte sich so flink wie ein Frettchen und wich ihrem Angriff mühelos aus. Seine lange Klinge sauste durch die Luft, Dyelin stolperte mit einem Aufschrei zurück und presste eine Hand auf den Leib. Er tänzelte behände heran, stach zu, und sie schrie auf und fiel wie eine Stoffpuppe zu Boden. Er trat über sie hinweg und kam auf Elayne zu.
    Für sie existierte nur noch der Mann und das Messer in seiner Hand. Er stürzte sich nicht auf sie. Die großen blauen Augen studierten sie sorgfältig, während er langsam näher kam. Natürlich. Er wusste, dass sie eine Aes Sedai war. Er musste sich fragen, ob der Trank seine Wirkung getan hatte. Sie versuchte gerade zu stehen, ihn finster anzustarren, ein paar Augenblicke mit einem Bluff zu gewinnen, aber er nickte nur und wog das Messer in der Hand. Hätte sie irgenderwas tun können, wäre es mittlerweile geschehen. Auf seinem Gesicht stand keine Freude zu lesen. Er war bloß ein Mann, der einen Auftrag zu erledigen hatte.
    Plötzlich blieb er stehen, starrte erstaunt an sich herunter. Elayne starrte ebenfalls. Auf die dreißig Zentimeter Stahl, die aus seiner Brust herausragten. Blut sprudelte aus seinem Mund, als er gegen den Tisch krachte und ihn zur Seite schob.
    Elayne fiel auf die Knie, erwischte gerade noch rechtzeitig die Tischkante, um zu verhindern, dass sie weiter fiel. Erstaunt starrte sie den Mann an, der auf den Teppichen verblutete. Ein Schwertgriff ragte aus seinem Rücken. Ihre bleiernen Gedanken schweiften ab. Bei all dem Blut würde man die Teppiche wohl nie wieder richtig sauber kriegen. Langsam hob sie den Blick, sah an Dyelins regloser Gestalt vorbei. Sie schien nicht zu atmen. Schaute weiter in Richtung Tür. Der offen stehenden Tür. Einer der beiden anderen Attentäter lag davor; sein nur noch zur Hälfte mit dem Körper verbundener Kopf war in einem seltsamen Winkel verdreht. Der andere kämpfte mit einem Mann, der einen roten Mantel trug; die beiden grunzten und wälzten sich am Boden, versuchten, denselben Dolch zu erreichen. Der Möchtegern-Mörder bemühte sich, mit der freien Hand die Faust des Gegners zu lösen, die sich um seinen Hals gekrallt hatte. Sein Gegner. Ein Mann mit einem Gesicht wie eine Axt. Der den mit einem weißen Kragen versehenen Mantel eines Gardisten trug.
    Beeil dich, Birgitte, dachte sie benommen. Bitte beeil dich.
    Dann hüllte Dunkelheit sie ein.

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