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Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Das Haus in der Löwengasse (German Edition)

Titel: Das Haus in der Löwengasse (German Edition)
Autoren: Petra Schier
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geleistet. Die Diele erstrahlte in neuem Glanz; helle Tapeten kontrastierten die dunklen Möbel und das abgeschliffene und frisch gestrichene Geländer der Treppe. Ein ovaler Teppich mit Blumenmuster zierte den Boden. Es roch noch ein wenig nach Farbe.
    «Guten Tag, gnädiger Herr, Fräulein Schmitz.» Jakob kam auf sie zu und nahm ihr den Mantel ab, den sie ihm widerstandslos übergab. Sie vermeinte, auf seinen Lippen ein erfreutes und zustimmendes Lächeln zu sehen, doch auch hier war sie nicht sicher, denn Julius führte sie bereits hinüber in die Bibliothek. Die Tür schloss er hinter sich.
    Pauline starrte auf die Sitzgruppe, die mit neuen, hellgelben Polstern bezogen war, deren freundlicher Farbton sich in den Vorhängen wiederholte. Auch hier waren die Wände mit neuen Tapeten versehen, auf denen die Gemälde nun noch besser zur Geltung kamen.
    «Gefallen dir die Veränderungen?», fragte Julius in unverbindlichem Ton.
    «Es ist alles sehr hübsch geworden», brachte sie mit Mühe heraus.
    Er nickte leicht. «Das ist es. Denkst du, es wird meiner zukünftigen Frau gefallen?»
    Mit Mühe kontrollierte Pauline ihre Atmung. «Ich … denke schon.»
    «Das freut mich zu hören», befand er, noch immer ohne eine sichtbare Regung.
    Pauline durchquerte den Raum und trat ans Fenster, in der Hoffnung, er würde verstehen, dass sie etwas Abstand brauchte. Doch er folgte ihr auf dem Fuße, blieb dicht bei ihr stehen und räusperte sich. «Nun, weshalb ich mit dir sprechen muss …»
    Sie hob rasch eine Hand. «Ich habe schon gesagt, dass ich dir alles zurückzahlen werde. Die Kleider und alles … sobald ich …»
    «Himmelherrgott, Pauline!» Ungehalten umfasste er ihre Schultern und schüttelte sie leicht. «Ich habe dir doch schon gesagt, dass es mir nicht um die Kleider geht!»
    «Aber ich habe doch nichts anderes …» Pauline versuchte zurückzuweichen, weil seine Berührung sie zu sehr aufwühlte, doch er hielt sie weiter fest. «Ich habe nichts mitgenommen, was dir gehört», verteidigte sie sich.
    Der intensive Blick, mit dem er sie bedachte, ging ihr durch und durch. «Doch, das hast du, Pauline.»
    «Aber was …?»
    «Mein Herz, Pauline!» Ungeduldig zog er sie in seine Arme. «Mein Herz gehört dir, ebenso wie das deine mir gehört. Hör endlich auf, es zu leugnen!»
    «Das tue ich gar nicht.» In seinen Armen fühlte sie sich geradezu lächerlich geborgen.
    «Ach nein?» Plötzlich war sein Ton sanft und liebevoll. «Und warum bist du dann fortgelaufen?»
    «Du weißt, warum ich nicht bleiben konnte … kann. Du wirst Frieda heiraten und …»
    «Himmel, was bist du verbohrt!» Julius drückte sie an sich, und sie spürte, wie er lachte.
    Empört hob sie den Kopf. «Das ist nicht lustig!»
    Zärtlich legte er eine Hand an ihre Wange. «Nein, das ist es nicht. Pauline, glaubst du im Ernst, ich könnte Frieda noch heiraten? Nach allem, was zwischen uns geschehen ist? Nein, sag jetzt nichts! Du musst mich ja für einen ausgesprochen charakterlosen Kerl halten.»
    «Aber nein, das ist nicht wahr!», protestierte sie. «Ich habe dich immer für einen Ehrenmann gehalten.»
    «Ach ja?» Er hob die Augenbrauen ein wenig an. «Würde ein Ehrenmann die Frau, mit der er eine Nacht verbracht hat, einfach so sitzenlassen? Sie womöglich mit einem Kind allein lassen?»
    Pauline stieß einen erstickten Laut aus. «Einem Kind?» Sie schüttelte den Kopf. «Ich bin nicht schwanger.»
    «Bist du sicher?»
    «Ja.» Sie wurde rot.
    Er schüttelte nachsichtig den Kopf. «Du hättest es aber sein können. Und schon allein deshalb hättest du mir, anstatt davonzulaufen, die Pistole auf die Brust setzen müssen. Was hättest du denn getan, mit einem unehelichen Kind? Wo war da bloß deine von dir so geschätzte Vernunft?» Er lächelte wieder. «Pauline, ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe, und das beinhaltet auch, dass ich mir aller Pflichten und Konsequenzen bewusst bin, die sich daraus ergeben könnten oder werden.»
    «Aber …»
    Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. «Wirst du wohl endlich mit deinem ständigen Aber aufhören? Ich heirate Frieda nicht, das ist längst geklärt. Im Übrigen hätte sie mich auch gar nicht genommen.»
    «Hätte sie nicht?»
    «Nein, denn sobald sie von uns erfahren hat, war dieses Thema für sie vom Tisch.»
    «Du hast ihr alles erzählt?»
    Er nickte. «Alles, was sie wissen musste. Sie mag dich sehr, Pauline. Eine bessere Freundin kannst du dir nicht wünschen.»
    «Ich
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