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Das Haus in den Dünen

Das Haus in den Dünen

Titel: Das Haus in den Dünen
Autoren: Ulrich Hefner
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Erde, taucht schon der Nächste auf.«
    Angela lächelte. »Die Welt ist voller Spinner, das solltest du doch am besten wissen.«
    Trevisan knöpfte das Hemd auf. »Vielleicht hast du recht, vielleicht ist das Ende der Welt bald in Sicht und alles ist nur noch eine Frage der Zeit. Wie sagte der Fernsehpfarrer unlängst in einem Interview: ›Eine Gesellschaft, die ihre Grundwerte verliert, wird früher oder später untergehen.’«
    »Na, jetzt hörst du dich aber an wie zu den Zeugen Jehovas konvertiert. Die sagen auch jedes Jahr den Weltuntergang voraus.«
    »Nein, ich bin nur ein kleiner Kriminalbeamter, der als Erster hautnah den Verfall der Gesellschaft zu spüren bekommt«, erwiderte Trevisan. »Schau dich doch um – immer mehr Verrückte laufen herum. Manchmal denke ich, man kann diese Welt nur noch ertragen, wenn man irgendwo eine Macke hat. Politiker, die sich selbst bedienen und im Gegenzug das Hohelied der Moralapostel singen. Manager, die sich die Taschen füllen und im gleichen Atemzug Betriebe an die Wand fahren. Immer mehr Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger, die ihren Frust im Alkohol ertränken. Man muss schon ein bisschen schizophren sein, um das alles noch zu kapieren.«
    Angela setzte sich neben ihn und legte ihm zärtlich die Hand auf die Brust. »Und du hast dich jetzt wohl zum Kreuzritter ernannt und bist angetreten, das letzte Stück Paradies auf Erden zu retten?«
    »Nein, ich bin angetreten, um einen irren Pyromanen zu finden, der Häuser ansteckt, in denen sich Menschen zum Schlafen niedergelegt haben.«
    »Mord?« Ihre Finger fuhren über seine Brusthaare.
    »Mord, Totschlag, Zufall, nenne es, wie du willst«, entgegnete Trevisan. »Auf alle Fälle ist der Kerl bibelfest. Zumindest hinterlässt er Zitate aus dem Buch der Bücher.«
    »Der Papst kann es nicht sein«, unkte Angela. »Der ist vor ein paar Stunden in Südamerika gelandet.«
    »Und wie ist es mit dir?« Trevisan schlang seine Arme um ihre Schultern und zog sie zu sich heran.
    »Vielleicht solltet ihr damit warten, bis es dunkel ist.«
    Trevisan ließ seine Arme sinken und wandte den Kopf. Paula stand auf der Terrasse und schleckte an einem Eis.
    »Ich glaube, Paula hat recht«, sagte er. »Heute Nacht ist noch genug Zeit, um die Welt zu retten. Jetzt habe ich erst einmal Hunger.«
    Angela sprang auf. »Verdammt! Jetzt ist die Pizza bestimmt schon schwarz.«
    »Und im Anfang war das Feuer«, zitierte Trevisan.
    »Das ist, soviel ich weiß, aber nicht aus der Bibel«, rief ihm Angela zu, als sie durch die Terrassentür im Haus verschwand.
    »Nein, aber aus einem verdammt guten Film.«
    *
    »Die Penner wissen zumindest nichts von einem Streit«, sagte Till Schreier. »Aber der Tod von Baschwitz erschüttert sie nur wenig. Ich glaube nicht, dass er viele Freunde hatte. Nach allem, was wir erfahren haben, muss er ein ganz unangenehmer Zeitgenosse gewesen sein.«
    »Und diese beiden Wohnsitzlosen?«, fragte Trevisan. »Der Beraubte und der Mittäter?«
    »Wie vom Erdboden verschwunden. Die Fahndung läuft.«
    »Die sollen sich nach der Geschichte aus Wilhelmshaven verzogen haben«, erläuterte Dietmar, während er seine Hände knetete, damit die Feuchtigkeitscreme einziehen konnte. »Sie sind schon seit Wochen nicht mehr hier gesehen worden.«
    »Fakt ist, dass die hiesigen Penner Baschwitz gemieden haben wie die Pest«, ergänzte Till. »Sie machten wegen seiner plötzlichen Gewaltausbrüche einen großen Bogen um ihn.«
    »Und ich dachte, man ist schon ganz unten, wenn man seine Arbeit und seine Bleibe verloren hat, aber offenbar kann man immer noch tiefer sinken«, murmelte Trevisan. »Eure Erkenntnisse unterstützen nur die Theorie, dass es möglicherweise doch eine gezielte Tat im Milieu gewesen sein könnte. Wir müssen diese beiden Pennerkollegen, diesen Schmitt und diesen Ammann, ausfindig machen. Ich denke, wir schreiben sie umgehend zur Aufenthaltsermittlung aus.«
    Till Schreier erhob sich. »Dann mache ich mich mal an die Arbeit.«
    »Und wie läuft es bei euch?«, fragte Trevisan Monika Sander.
    »Das wird eine langwierige Sache. Wir sind Schneiders Liste noch einmal durchgegangen. Zusätzlich waren wir inzwischen bei zwei Firmen, die eine Betriebsfeuerwehr unterhalten. Wir haben bereits über zwanzig Verdächtige, die ins Muster passen würden.«
    »Denkt bitte daran, dass der Kerl zurzeit kein Feuerwehrmann mehr sein muss. Es wäre möglich, dass er rausgeworfen wurde oder aus irgendeinem Frust heraus von selbst
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