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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor
Autoren: Catherine Cookson
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werden wir sie nicht mehr wiedersehen.«
    »Warum sagst du es ihm nicht?« fragte Hannah. »Sag ihm, er soll aufhören, sich wie ein verdammter Idiot zu verhalten.«
    »Und was soll dabei herauskommen?« wandte Florence leise ein. »Er wird sich noch mehr verkriechen. Er braucht einfach noch mehr Zeit.«
    »Dann wird es zu spät sein«, bemerkte Sean.
    Florence gab keine Antwort, sondern sah statt dessen nachdenklich die beiden Kinder an. Nach einer Weile fragte sie: »Meint ihr, ihr beide könntet euch beim Abendessen beiläufig darüber unterhalten, daß Mrs. Stapleton nach Spanien in Urlaub fahren will?«
    Michael grinste sie an. »Du meinst, so aus ganz zufällig?«
    »Genau so«, sagte Florence, »ganz zufällig. Moira, wie ist es mit dir? Traust du dir das zu?«
    Moira grinste ebenfalls. »Natürlich. Ich werd’s auch Davie erzählen. Er sagt immer, daß er viel reisen wird, wenn er mal Arzt ist und viel Geld verdient. Wenn er jemals Arzt wird, weil …«
    »Schon gut, schon gut«, unterbrach Florence Moiras Geplapper. »Laß es jetzt gut sein … Fangt aber nicht sofort an. Wartet ein bißchen, bis ihr etwas gegessen habt, und dann, Michael, läßt du eine Bemerkung fallen, daß du gern mal nach Spanien fahren würdest oder so, wegen des Wetters, weil es dort wärmer ist.«
    Michael nickte: »Keine Sorge, das mach ich schon.«
    »Er wird den Braten riechen«, wandte Hannah ein. »Vin kann man nicht hinters Licht führen.«
    »Er wird nichts merken«, entgegnete Michael beleidigt. »Ich krieg das hin, das werdet ihr schon sehen. Und wir werden ihn gar nicht ansehen, während wir uns unterhalten. Das mußt du dir merken, Moira.« Er tippt seiner Schwester auf den Arm. »Sieh ihn nicht an. Jeden anderen kannst du anschauen, aber ihn nicht, außer wenn er dich etwas fragt.«
    »Darüber braucht ihr euch keine Gedanken zu machen«, sagte Sean. »Er wird wahrscheinlich gar nichts fragen. Er ist sowieso stumm und blind und taub.«
     
    Beim Abendessen machte Michael also eine Bemerkung über Spanien, und Moira erzählte Davie von dem wunderschönen Ort, den Mrs. Stapleton besuchen wollte. Barney fragte, ob Peter dann immer noch an den Wochenenden her käme, und Michael antwortete, er glaube nicht, weil es dann ja keinen Sinn mehr hätte. Als Joseph fragte, ob sie denn wohl das Feuer brennen lassen würde, damit es im Haus warm blieb, verneinte Michael abermals. »Dann ist ja meine halbe Krone pro Woche weg«, meckerte Joseph, und Moira schubste ihn und sagte mißbilligend: »Ah, unser Joe, denkt nur an sein halbes Kronenstück.«
    »Du weist es ja auch nicht zurück, oder?« Da wurde Moira böse und antwortete wütend: »Richtig, aber ich geh nicht nur deshalb hin. Ich gehe hin, weil ich sie mag.« Dann sah sie zu Michael hinüber und ließ den besten Satz des Abends verlauten: »Es wird alles anders sein, wenn sie nicht mehr da ist, nicht wahr?«
    Wenn die Familie eine schnelle Reaktion erwartet hatte, wurde sie enttäuscht. Vincent ging in seine Werkstatt zurück und arbeitete den ganzen Nachmittag. Er kam wie immer um kurz nach fünf, wusch sich und trank seinen Tee. Aber dann tat er etwas Ungewöhnliches, und alle nahmen es mit Interesse zur Kenntnis. Denn anstatt sich hinzusetzen und Tiere zu zeichnen oder sich neben dem Kamin in ein Buch über Schnitzerei zu vertiefen, ging Vincent wieder in die Werkstatt. Seine Eltern und die älteren Geschwister wechselten erstaunte Blicke.
    Sean forderte Michael auf: »Geh mal rüber und guck durchs Fenster. Vielleicht kannst du sehen, was er macht.«
    Ein paar Minuten später stürzte Michael in die Küche zurück. »Er kommt!« Dann setzte er sich schnell an den Tisch, und die anderen taten so, als sei nichts gewesen. Florence wischte den Tisch ab, Hannah spülte, Sean setzte sich neben den Kamin und legte die Beine hoch. Und sie warteten. Nachdem einige Minuten verstrichen und keine Schritte zu hören waren, sahen sie Michael fragend an. Er sagte leise: »Na ja, er kam raus und ging auf das Haus zu.«
    »Dann muß er wieder umgekehrt sein«, bemerkte Hannah.
    Florence spähte aus einem der kleinen Fenster über der Spüle in Richtung Werkstatt und sagte dann: »Da ist kein Licht an.«
    »Er hatte etwas in der Hand«, erklärte Michael.
    »Was war es denn?« wollte Sean wissen.
    »Ich weiß nicht, es war eingepackt.«
    »Also, was immer es gewesen sein mag«, sagte Hannah strahlend, »wenn er es aus der Werkstatt trug, hat er es wahrscheinlich nicht zum Kuhstall und
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