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Das Haus im Moor

Das Haus im Moor

Titel: Das Haus im Moor
Autoren: Catherine Cookson
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ist er?«
    Millie und Constance vermieden es, sich anzusehen. Constance antwortete schließlich: »Ich glaube, in London.«
    »London? Da hat er aber Glück gehabt, das feige Schwein.«
    Über das Kind sprachen sie nur wenig. Es war ihnen allen peinlich. Erst als Millie mit Constance in der Küche war, um ihr beim Spülen zu helfen, fragte sie: »Sieht er nicht viel besser aus?«
    »Harry?«
    »Ja.«
    »Stimmt, Millie, er sieht viel besser aus als damals, als ich ihn zuletzt gesehen habe.«
    »Er ist durch die Hölle gegangen. Er spricht nie von Ada. Als ich mit dem Baby nach Hause kam, hat er noch nicht einmal gefragt, ob sie noch lebt. Irgendwie bin ich froh, daß es ein Junge ist. Vielleicht fängt er es diesmal geschickter an.«
    »Und sie wollte das Kind wirklich nicht behalten?«
    »Sie doch nicht! Sie ist hart wie ein Stein … Übrigens, woher weißt du, daß er in London ist?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe es nur wegen Harry gesagt.«
    »Das war gut. Er ist übrigens tatsächlich in London. Sie hat’s mir erzählt, als ich sie gesehen habe. Sie sagte, daß ihr Onkel Jim wieder Geld macht … Es sieht so aus, als ob das Buch verfilmt würde, Connie. Es ist eine Schande, daß du nicht einen Penny davon siehst, nachdem du die ganzen Jahre soviel Geld für ihn ausgegeben hast.«
    »Ach, das ist jetzt ganz egal, Millie. Und irgendwie bin ich froh darüber. So kann er sich hoffentlich über Wasser halten.«
    »Über Wasser halten!« sagte Millie verächtlich. »Soviel wird es doch nicht sein.«
    Constance brachte ein gequältes Lächeln zustande. Als Jims erstes Buch verfilmt wurde, hatte jeder gedacht, er würde fünf- oder sogar zehntausend Pfund damit verdienen. Er hatte dem nicht widersprochen. Später hatte er dann zugeben müssen, daß er nur siebenhundertfünfzig Pfund für den Verkauf der Filmrechte bekommen hatte. Das war zwar siebzehn Jahre her, aber selbst wenn er jetzt zweitausend Pfund daran verdiente, würde er bei seiner Lebensweise kein Jahr damit auskommen.
    Als sie gingen, sagte Harry: »Wenn du dich einsam fühlst und alles zu schwer wird, Connie, kannst du uns gern besuchen und für eine Weile bei uns bleiben.«
    Constance bedankte sich, aber sie wußte, daß sie das Angebot nicht in Anspruch nehmen würde. Als Harry und Millie gegangen waren, fühlte sie sich jedoch einsamer als je zuvor.
    In all diesen Wochen hatte sie nicht einmal in der Ferne eine Spur von Vincent gesehen. Vielleicht hätte sie ihn getroffen, wenn sie zu den O’Connors gegangen wäre, aber das wollte sie nicht. Und weder Florence noch Hannah oder Sean hatten sie aufgefordert, sie zu besuchen.
    All die Jahre hatte ihr Mann ihren Stolz mit Füßen getreten. Lange Zeit war sie nicht fähig gewesen, seine Vorliebe für junge Mädchen als einen Charakterfehler zu betrachten, sondern hatte bei sich selbst die Schuld dafür gesucht. Ihr Aussehen und ihre Figur halfen ihr nur wenig, ihre Stimmung zu heben. Sie wollte lieben und geliebt werden, aber die Tatsache, daß sie diese Gefühle so viele Jahre lang hatte unterdrücken müssen, machte es ihr jetzt unmöglich, auf Vincent O’Connor zuzugehen. Außerdem sah sie die Situation noch in einem ganz anderen Licht: Wenn er sie wirklich wollte, hatte er mehr als genug Zeit gehabt, das zu zeigen. Wenn sie an den Vorfall an Neujahr zurückdachte, war es wohl doch nicht mehr gewesen, als die heimliche Begegnung zwischen einem ledigen Mann und einer verheirateten Frau.
    Also ließ Constance sich Reisekataloge kommen, und Michael und Moira trugen die Nachrichten von ihren Absichten den Hügel hinunter. Florence, Hannah und Sean waren in der Küche.
    »Sie fährt nach Spanien.«
    »Hat sie das gesagt?« fragte Sean.
    »Ja, nicht wahr, Moira? Sie hat es uns auf der Karte gezeigt.«
    »Wann?« fragte Florence.
    »Das weiß ich nicht. Ich hab ihr heute Morgen nur die Sachen raufgebracht. Ich hatte den Briefträger getroffen, und er hatte mich gebeten, die Briefe mitzunehmen, und da war ein großer Umschlag mit Prospekten und einem Brief drin, und nachdem sie ihn gelesen hatte, zeigte sie uns, wohin sie fährt, nicht wahr, Moira?«
    Moira nickte nur.
    Sean schlug mit der Faust in die Handfläche. »Das ist das Ende. Wenn sie einmal geht, kommt sie nie mehr zurück. Sie wird es verkaufen. Denkt an meine Worte: Sie wird es verkaufen. Und so wie es jetzt aussieht, wird es wie ein warmer Kuchen weggehen. Ich sage euch, wenn sie einmal den Hügel verläßt, Richtung Spanien oder sonstwohin,
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