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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)
Autoren: Kimberley Wilkins
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über der Schulter, der andere einen Suppentopf.
    »Karbolsäure?«, fragt Matthew mit flehendem Blick.
    Der größere Mann schüttelt den Kopf und klopft auf seine Tasche, bevor er ein Wort auf Chinesisch sagt.
    Matthew setzt sich mühsam auf. »Nein, nein. Ich brauche Karbolsäure. Ich brauche …«
    Der andere Mann legt ihm die Hand auf die Schulter. »Das ist altes chinesisches Heilmittel. Wir haben es mit nach Australien gebracht. Sie vertrauen uns.«
    Isabella schaut von Matthew zu den Männern, Zweifel stehlen sich in ihr Herz. Hat sie es falsch gemacht? Jetzt ist es zu spät. Sie sind hier. Sie machen Feuer und hängen den Suppentopf darüber, kochen Wasser und geben getrocknete Kräuter dazu, während Matthew mit geschlossenen Augen auf ihren Schoß gebettet daliegt.
    »Wo gehen Sie hin?«, fragt der größere Mann und deutet auf den Koffer.
    »Wir müssen heute Abend den Dampfer bekommen. Wird er gesund genug, um zu fahren?«
    »Nein.«
    »Wir müssen aber fahren. Wir müssen heute aufbrechen.«
    »Dann, ja. Aber Sie halten ihn still und ruhig. Er wird einige Tage krank sein.«
    Der andere Mann rührt im Topf. »Wir bringen Sie nach Tewantin. Nicht mehr laufen. Still und ruhig.«
    Isabella nickt. Still und ruhig. Der Geruch der kochenden Kräuter ist prickelnd und moschusartig. Matthew ist sehr blass. Sie streichelt ihm übers Haar.
    Schließlich gießen sie die Medizin in eine Tasse, lassen sie abkühlen und bieten sie Matthew an. Er setzt sich auf und trinkt langsam.
    »Sie trinken alles«, sagt der kleinere Mann. »Dann bringen wir Sie zur Anlegestelle.«
    Matthew schaut die beiden skeptisch an, holt tief Luft und trinkt die Tasse aus. Sie füllen sie nach, und er leert sie noch einmal. Er verzieht das Gesicht.
    »So. Aufstehen«, sagt der größere Mann und hebt den Koffer hoch.
    Isabella hilft Matthew auf die Füße. Sie spürt seine Größe, sein Gewicht. Dann richtet er sich schwankend auf und folgt den Männern zum Boot hinunter.
    Der Fluss ist glatt und ruhig, er gleitet förmlich unter den rudernden Männern dahin. Was jetzt, denkt Isabella. Was jetzt?

    Percy wartet. Er hat seine Taschenuhr nicht dabei, geht aber davon aus, dass es bereits nach zehn ist. Er sitzt auf einem Baumstamm, aus dem man eine Bank geschnitzt hat, und ärgert sich über die Hitze und die Warterei.
    Der Mann, der den Wagen vermietet, schaut sich gereizt um. »Unpünktlichkeit passt gar nicht zu Seaward.«
    Allmählich dämmert es Percy, dass sie nicht kommen werden. Sie vermuten, dass er auf sie wartet, und verstecken sich in dem alptraumhaften Wald. Er verflucht sie.
    Er drehte sich zu dem Mann und fragt: »Wie weit ist es bis Mooloolah?«
    »Etwa vierzig Meilen.«
    »Gibt es irgendeinen anderen Weg dorthin?«
    »Nein, Sir. Außer man geht zu Fuß.«
    Würden sie vierzig Meilen laufen, um das Schiff nach Sydney zu erreichen? Vermutlich schon. Nach dem Schiffbruch muss Isabella sogar an die fünfzig Meilen gegangen sein.
    »Er wird bald kommen, Sir, ganz sicher.«
    Je länger er wartet, desto weiter werden sie sich entfernen. Doch wenn er jetzt aufbricht, kann er ihnen so oder so zuvorkommen. Er kann eine Suchmeldung herausgeben.
    Percy erhebt sich und geht auf und ab. Seine Augen schmerzen vor Müdigkeit. Schließlich wendet er sich an den Mann. »Ich nehme meinen eigenen Wagen. Ich werde sie dort abpassen. Sagen Sie Seaward nichts davon. Erwähnen Sie mich gar nicht.«
    »Auf keinen Fall, Sir.«
    Percy hebt warnend den Finger, dreht sich um und läuft zurück zu seinem wartenden Wagen.

    Ein Stück weiter südlich hält der Kutscher an, um die Pferde zu tränken. Percy vertritt sich die Beine, funkelt wütend die ungepflasterte Straße und die flache, gelb-grüne Landschaft an. Er hat nichts zu essen, will aber nicht an einem Hotel anhalten. Seaward und Isabella könnten ihn sonst doch noch mit ihrem gemieteten Wagen überholen.
    »Haben Sie etwas zu essen dabei?«
    Der Kutscher schüttelt den Kopf.
    »Egal«, murmelt Percy. »Ich kann essen, wenn wir da sind.«
    »Verabschieden Sie sich von jemandem an der Anlegestelle?« Der Kutscher hat Percy seit Brisbane auf seiner Reise begleitet und wird allmählich neugierig, weil sie ständig von einem Ort zum nächsten fahren.
    »Ich hoffe, dort zwei Leute zu treffen. Sie sind zu Fuß unterwegs.«
    Der Kutscher lacht. »Von Lighthouse Bay aus? Das ist unwahrscheinlich, Sir.«
    »Sie sind verzweifelt. Sie wollen mir um jeden Preis aus dem Weg gehen. Das wird eine nette
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